Xanten In Ruanda mit Herz und Leidenschaft

Xanten · Im Sommer berichtete die RP erstmals über Jenny Janßen. Die Abiturientin aus Lüttingen arbeitet seit Juli als Don-Bosco-Volunteer in Ruanda. Regelmäßig skypt sie mit ihrer Familie.

 Jenny Janßen genießt ihre Zeit in Ruanda. Sie lebt in einer Ordensgemeinschaft Don Boscos und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen.

Jenny Janßen genießt ihre Zeit in Ruanda. Sie lebt in einer Ordensgemeinschaft Don Boscos und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen.

Foto: Janßen

Was macht eigentlich Jenny Janßen aus Lüttingen? Als 19-Jährige reist sie im Juli nach Ruanda, um in der Stadt Burare als Don-Bosco-Volunteer ihren Freiwilligendienst zu leisten. Eine Zeit, die sie lange und mit Spannung erwartet hat. "Mit dem Abitur wurden ihre Pläne immer konkreter", erzählt ihr Vater Frank, der auch den Aufgabenbereich von Jenny in einem Schulinternat beschreibt. "Sie betreut mit ihrer Kollegin Agnes ein Schulprojekt und gibt Englischunterricht", erzählt er. Doch hinter den so typischen Aufgaben eines Schulbetriebes verbirgt sich eine harte Realität. Das Klima mit weit über 40 Grad macht Jenny anfangs zu schaffen wie auch Malaria. "Wir können uns die Alltagssituation dort gar nicht vorstellen", sagt Frank Janßen und nennt Stichworte wie Krankenversorgung, Straßenarmut, Flüchtlingskinder aus Burundi, die nach Ruanda in Sicherheit flüchten. Informationen, die von Jenny per Mail und via Skype nach Lüttingen gelangen.

Die ersten Wochen beschreibt Jenny als unglaublich aufregend. "Alles war neu! Vom subtropischen Klima über die Menschen. Plötzlich falle ich mit meiner weißen Hautfarbe überall auf. Die Landschaft, tausend Hügel formen dieses grüne Land. Die Sprache, ich höre nur noch Kinyarwanda, die Musik, das Essen und natürlich auch der Straßenverkehr." Voller Elan will sie zunächst durchstarten, doch sie lernt schnell, sich in Geduld zu üben. "Buhoro, buhoro", also langsam, langsam, heißt es, der Weg führt zum Ziel.

Mit Freunden aus der Heimat steht sie in Kontakt. Dazu schreibt Jenny: "Oft werde ich nach meiner Arbeit gefragt. Kurz formuliert, ich lebe in einer Ordensgemeinschaft Don Boscos und arbeite mit Kindern und Jugendlichen. Das Gelände der Kommunität ist groß und beherbergt, abgesehen von den privaten Räumen der Salesieaner, der Ordensmitglieder, auch eine Schule. Das VTC-Don Bosco Rango (Vocational Training Center) ist eine Art Berufsschule, in der 234 Jungen und Mädchen im Alter von 15 bis 25 Jahren eine Berufsausbildung in einem der fünf Fachbereiche Schreinerei, Schneiderei, Metallbau, Maurer und Gastronomie absolvieren können." Das VTC ermöglicht ihnen inklusive Schulabbrechern und Verweigerern die Chance auf Bildung, um Armut, Arbeitslosigkeit, mangelnde Zukunftsperspektiven zu durchbrechen. Dazu Jenny: "Das praxisorientierte Arbeiten steht im Vordergrund und wird durch wöchentlichen Unterricht erweitert. Zusammen mit meiner Kollegin Agnes übernehme ich den Musikunterricht und biete Gitarrenworkshops an. Seit Anfang des Jahres gebe ich auch Englischunterricht. Beide Angebote werden mit großer Begeisterung angenommen. Wir organisieren verschiedene Freizeitaktivitäten und gestalten Sportaktivitäten. Das Aufgabenfeld reicht von organisatorischem Papierkram über Krankenbesuche und Streetwork. Kein Tag gleicht dem anderen. Eine echte Herausforderung, jedem Tag mit genügend Kraft entgegenzutreten." Täglich hört sie ein aufforderndes "Komera, komera", das übersetzt heißt "Sei stark!"

Für Jenny zeichnet sich bereits eine Bilanz ab. "In Rwanda muss man stark sein, um seine Ziele zu erreichen. Die Probleme des Landes lassen sich ebenso schwer leugnen wie seine Schönheit." Den Freiwilligendienst hat sie längst als Lernprozess verstanden. "Andere Kulturen zu begreifen, in sie einzutauchen und verstehen zu lernen, ist ein Erfahrungsschatz, der gerade in unserer heutigen Lebensrealität, siehe die Flüchtlingskrise, von unschätzbarem Wert ist", schreibt sie.

Es wird noch einige Monate dauern, bis die Eltern Jenny wieder in die Arme schließen können. Aufmerksam verfolgen sie die aktuelle Lage in Ruanda. "Soziales Engagement ist ihr Ding. Aber wir merken auch, dass Jenny mit einem Schlag erwachsen geworden ist." Pläne hat Jenny bereits. Sie will Politik- und Kulturwissenschaften studieren.

Das Programm "Weltwärts" ist ein vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ins Leben gerufene Programm in Kooperation mit der Hilfsorganisation Don Bosco. Jenny ist erreichbar unter jenny.xanten@web.de - www.donboscovolunteers.de

(RP)
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