Xanten In die Welt der alten Römer eintauchen

Xanten · Knapp 300 Schülerinnen und Schüler der Johann-Hinrich-Wichern-Grundschule aus Sonsbeck probierten im Archäologischen Park Xanten das Leben eines Römers vor 2000 Jahren aus.

 Bernadette Kroesen, Besucherführerin im APX, bastelte mit den Kindern römische Tafeln aus Wachs und Holz.

Bernadette Kroesen, Besucherführerin im APX, bastelte mit den Kindern römische Tafeln aus Wachs und Holz.

Foto: Reichwein

Germany's next Top-Model heißt - Nina: Die Siebenjährige machte eine gute Figur in der grünen Tunika und dem rosafarbenen Tuch, kunstvoll über einer Schulter drapiert. Sie besucht die Johann-Hinrich-Wichern-Grundschule und gehört zu den 275 Mädchen und Jungen, die gestern ihren Schulausflug in den APX gemacht haben, im Rucksack ihre Lunchpakete, begleitet vom gesamten Kollegium, von Sozialarbeiter David und "Bufdi" Max Gießen, der an der Schule seinen Bundesfreiwilligendienst macht.

Die Schüler wurden nicht nur durch den Park (Klassen eins bis drei) und das Römermuseum geführt (vierter Jahrgang), sie hatten sich auch im Vorfeld für unterschiedliche Aktionsprogramme entscheiden können: Münzgießen, römische Orden, Fibeln biegen, Schreibtafeln ausprobieren - und im Römermuseum römische Kleidung anziehen, so wie Nina und elf weitere Jungen und Mädchen aus der Jahrgangsstufe zwei. Christa Renkewitz, die seit knapp 40 Jahren als Gästeführerin im APX arbeitet, kleidete sie in Gewänder und Tuniken und erzählte dabei kindgerecht Wissenswertes aus dem Leben der Römer vor 2000 Jahren.

"Cool - sieht aus, wie wenn er stark ist", lobte ein Mädchen Siat, der als Erster den Mut hatte, ein römisches Gewand anzuziehen, wie es früher die Handwerker trugen. "Sie waren Sklaven, wie alle damals: Der Lehrer, der Arzt, ich sowieso", erklärte Christa Renkewitz und nahm eine rote Tunika aus dem Schrank: "Gibt es hier ein Mädchen, das Julia heißt". Gab es. Und Julia wurde zum einzigen schönen Kind von Kaiser Augustus, der seine Tochter mit 15 verheiratet hatte, weil sie ihren Papa immer geärgert hatte. Hübsch sehe sie aus in der roten Tunika, bescheinigten ihr die Mitschülerinnen.

Nächstes Gewand, nächste Anprobe: Nikolas wurde zum Ritter, Laura zog sich einen Umfang mit Kapuze um, so wie ihn Frauen vor 2000 Jahren trugen. Und Fatima wollte ihre doppelt gegurtete Tunika nur zu gerne mit nach Hause nehmen, weil sie doch zusammen mit Siat oft auf Hochzeiten geht, und da zieht sie auch immer ihr schönstes Kleid mit einem Gürtel an. Auch Sozialarbeiter David Vengels, der diese Gruppe bei dem Schulausflug begleitete, wurde eingekleidet, durch jede Menge Stoff mit breitem farbigen Rand zum Senator. Aber halt: Irgendetwas stimmte da nicht. "Die Uhr", kam es prompt aus der Schülergruppe. "Und die Schuhe". Und irgendwie scheinen Schulkinder eine innere Uhr zu haben: Nach 45 Minuten wurden sie unruhig, wollten 'raus, auf den Abenteuerspielplatz, über die Wiesen rennen. "Flitzerpause" nennt man das in ihrer Schule. Genug Fläche, sich auszutoben, fanden sie allemal im Archäologischen Park.

(jas)
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