Serie als der Krieg nach Rheinberg kam Im Juni 1915 kamen die ersten Gefangenen

Xanten · Acht Gefangenenlager richtete der Kreis Moers ein: in Moers, in Vluyn, Alpen, Xanten, Ossenberg, Bönninghardt, Sonsbeck und Bornheim.

 In Ossenberg wurden die Kriegsgefangenen im Saal Kamann (später Steinhoff) an der Schlossstraße gegenüber des heutigen Sportplatzes untergebracht.

In Ossenberg wurden die Kriegsgefangenen im Saal Kamann (später Steinhoff) an der Schlossstraße gegenüber des heutigen Sportplatzes untergebracht.

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Rheinberg Juni 1915: Was für ein Sommer! Dieser Juni verspricht der heißeste Junimonat seit mehr als einem Vierteljahrhundert zu werden. Das Getreide auf den Feldern steht gut und die Erntezeit rückt mit großen Schritten näher. Aber es fehlt an Arbeitern, um die Ernte einbringen zu können. Die meisten Männer sind im Krieg, in dem großen Krieg, der seit mittlerweile fast einem Jahr tobt.

Regelmäßig gehen in diesen Tagen Urlaubs- und Freistellungsgesuche im Rheinberger Rathaus ein, doch können diese "nur in den allerdringendsten Fällen und nicht entfernt in der beantragten Zahl Berücksichtigung finden", so der Moerser Landrat von Laer. Und weiter: "Sie sind insbesondere da ausgeschlossen, wo durch Gefangene sich die Bergung der Ernte ermöglichen lässt". Am 21. Juni 1915 treffen in Ossenberg die ersten 60 Kriegsgefangenen ein. Sie werden im Saal Kamann untergebracht, wo eine Außenstelle des Gefangenenlagers Friedrichsfeld eingerichtet worden ist.

Zur Bewachung der Kriegsgefangenen werden militärfreie Männer rekrutiert, die mit der Schusswaffe umgehen können. Sie haben die Gefangenen auf der Arbeitsstelle und auf dem Hin- und Rückweg zu bewachen und "jede Unfolgsamkeit oder Lässigkeit bei der Arbeit spätestens bei der abendlichen Einlieferung dem Wachhabenden zu melden." Wie die Rheinberger Zeitung berichtet, sollen die Gefangenen in erster Linie in der Landwirtschaft eingesetzt werden: "Die Vergütung beträgt je Mann und Arbeitstag 2 Mk. Anträge auf Überweisung von Kriegsgefangenen, die in Trupps von 2-3 Mann an abgegeben werden, sind an das Depot in Ossenberg (Telef. Nr. 72) zu richten." Insgesamt acht Kriegsgefangenenlager richtet der Kreis Moers während des Ersten Weltkriegs ein: in Moers, in Vluyn, in Alpen, in Xanten, in Ossenberg, in Bönninghardt, in Sonsbeck und in Bornheim.

Das Lager in Bönninghardt wird Ende 1915 aufgelöst und nach Rheinberg verlegt, um hier insbesondere den Bedarf an gewerblichen Arbeitskräften zu decken. Dieses Lager wird auf Solvay-Gelände eingerichtet, in dem zur Ziegelei gehörenden Wohnheim für ledige Männer.

Die beiden Gefangenenlager in der Stadt Rheinberg werden bis zum Kriegsende bestehen bleiben, doch Zeitungsberichte über die Lager wird es keine geben. Denn wie der Düsseldorfer Regierungspräsident bereits im Frühjahr 1915 verlautet hatte, "ersucht das Kriegsministerium zu verhindern, dass die Angelegenheit betreffend die Zuziehung der Kriegsgefangenen zu Feldarbeiten in der Presse behandelt wird, damit sie nicht im Auslande in entstellter Weise ausgebeutet werden kann."

Lediglich über Fluchtversuche von Gefangenen wird die Rheinberger Zeitung regelmäßig berichten, so wie am 14. Juli 1915: "Vergangene Nacht brannten zwei Franzosen aus dem hiesigen Gefangenendepot durch. Sie gelangten aber nur bis in die Gegend von Geldern, wo sie zwischen Lüllingen und Kevelaer von einem Zollaufseher gestellt und verhaftet wurden. Sie trugen Zivilkleider und hatten reichlich Proviant, beides offenbar durch Helfer, denen hoffentlich das unsaubere Handwerk gelegt wird."

(Anja Rupprecht)
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