Sonsbeck Hunde haben eigenen Musikgeschmack

Sonsbeck · 110 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden ließen beim Dogdance-Turnier in Sonsbeck ihre Vierbeiner tanzen.

 Ayline Hrymon (26 Jahre) war aus Berlin mit ihrem quirligen Chihuahua Feivel (6 Jahre) angereist.

Ayline Hrymon (26 Jahre) war aus Berlin mit ihrem quirligen Chihuahua Feivel (6 Jahre) angereist.

Foto: Olaf Ostermann

"Unsere Hunde haben bestimmt gedacht, wir sind bekloppt, als wir ihnen das Tanzen beibringen wollten. Mittlerweile ist das für uns ein Familiensport", erzählt Ewald Hosner. Gemeinsam mit seiner Frau Anne und den Vierbeinern Isy und Bagheera haben die Uedemer am Wochenende am zweiten internationalen Dogdance-Turnier in Sonsbeck teilgenommen. Insgesamt 110 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden demonstrierten an zwei Tagen in ausgeklügelten Choreographien, wie Rhythmusgefühl auf vier Pfoten aussieht.

Dogdance ist ursprünglich aus dem Hundesport Obedience entstanden, bei dem es darum geht, Aufgaben möglichst schnell und exakt auszuführen. Das ist natürlich auch oder gerade im Tanzsport eminent wichtig, will man einen der begehrten Pokale gewinnen oder sogar an Europa- und Weltmeisterschaften teilnehmen. Dann sollten allerdings Kunststücke wie der Beinslalom, das stolperfreie Rückwärtsgehen, Drehungen, Sprünge und vieles mehr sitzen. Dabei kommt es nicht nur auf den Hund an, denn bewertet werden neben dem Schwierigkeitsgrad und dem Konzept vor allem die Choreographie und das Teamwork von Mensch und Tier.

Wer sich im "Ring" einem abgesteckten Rasenquadrat, der strengen Jury stellt, sollte nicht allzu zart besaitet sein. "Du hast den Hund sehr schön in Szene gesetzt, aber ich habe überhaupt kein Konzept gesehen und aus dem Umhang, den du trägst, ist hier niemand schlau geworden. Das können wir nicht bewerten", lautete etwa das vernichtende Urteil für Ayline Hrymon, die mit ihrem Chihuahua "Feivel" eigens von Berlin zu diesem Turnier angereist war. Mit der Jurymeinung geht sie dennoch erstaunlich locker um: "Ich bin sehr froh darüber, Kritik zu bekommen, mit der ich etwas anfangen kann. Turniere wie diese nutze ich, um die Nummer weiter zu entwickeln."

Drei bis sechs Monate dauert das Training für eine preisverdächtige Choreographie. Während dieser Zeit gilt es, den Hund immer wieder bei Laune zu halten. "Viele motivieren ihren Hund mit spielerischen Mitteln, bei Feivel geht alles durch den Magen. Mit Leckerchen macht er jedes Tänzchen mit", berichtet Ayline Hrymon. Damit wird Feivel zwar satt, höhere sportliche Ehren bleiben ihm so allerdings verwehrt. "Bei offiziellen Meisterschaften sind Spielzeuge und Leckerchen als Belohnung nicht erlaubt", erläutert Sieglinde Bruns, die gemeinsam mit Birgit Paas die Sonsbecker Hundeschule "Rhythm4dogs" als Ausrichter des Turniers betreibt. Eine erfahrene Dogdance-Sportlerin wie sie kann den Teilnehmern eine Reihe Tipps an die Hand geben. "Der Mensch darf den Hund nicht übertanzen, das Tier sollte im Vordergrund stehen. Wichtig ist auch die Ausstrahlung, der Spaßfaktor muss unbedingt rüberkommen" so Bruns. Was die Sonsbeckerin an dem Sport so fasziniert, ist die absolute Barrierefreiheit: "Alle Hunderassen, groß und klein, alt und jung, Mischling und reinrassig sind zugelassen. Es können Hunde mit Behinderung teilnehmen, etwa dreibeinige und Blinde und es spielt auch keine Rolle, wenn Frauchen im Rollstuhl sitzt." Dazu gibt es noch die "Ü8", eine Seniorenklasse für Hunde.

Was die Auswahl der Musik betrifft, verlässt sich die Trainerin auf ihren Vierbeiner. "Ich spiele ihm mehrere Stücke vor. Sobald er mit den Pfoten wippt, liege ich richtig." Dass auch der Musikgeschmack eines Hundes Schmerzgrenzen hat, musste Sieglinde Bruns bei dem DJ-Ötzi-Titel "Ein Stern" erfahren: "Da hat er gejault und sich die Pfoten auf die Ohren gelegt."

(erko)
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