Xanten Handel fehlt der Verkauf am Sonntag

Xanten · Als "existenzbedrohend" beschreibt Wera Köhler von der Hut Werkstatt in einem Brief an die Stadt Xanten die Lage nach der strengen Umsetzung der gesetzlichen Ladenöffnungszeiten. Die Kundschaft sei unzufrieden mit der Situation.

 Modistenmeisterin Wera Köhler hat gerade in den Umzug ihres Geschäftes Hut Werkstatt in das neue Stadtpalais Domblick an der Rheinstraße investiert - im Vertrauen darauf, dass sie weiterhin ihre Kunden auch an Sonntagen bedienen darf.

Modistenmeisterin Wera Köhler hat gerade in den Umzug ihres Geschäftes Hut Werkstatt in das neue Stadtpalais Domblick an der Rheinstraße investiert - im Vertrauen darauf, dass sie weiterhin ihre Kunden auch an Sonntagen bedienen darf.

Foto: Armin Fischer

Seitdem die Bündnis-Grünen auf die Einhaltung eines weitgehend verkaufsfreien Sonntag drängen, rumort es unter den ortsansässigen Einzelhändlern gewaltig. So wie bei Wera Köhler, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht: "Die fehlenden Sonntage sind existenzbedrohend", schreibt die Besitzerin der Hut Werkstatt in einem Brandbrief an die Stadt und fordert eine Sonderreglung für touristische Orte wie Xanten.

Die Grünen hatten - belegt durch Fotos - bei der Stadt angezeigt, dass sich zahlreiche Geschäfte nicht an das Ladenöffnungsgesetz halten. Danach dürfen sonntags in Orten mit besonders starkem Tourismus nur bestimmte Waren verkauft werden, wie zum Beispiel solche, die für diesen Ort bezeichnend sind sowie Waren zum sofortigen Verzehr, frische Früchte, Tabakwaren, Blumen und Zeitungen.

Das Hutmodefachgeschäft von Wera Köhler gehört wie viele andere Geschäfte nicht zu diesen Ausnahmen. Die Modistenmeisterin fühlt sich mit Unrecht an den Pranger gestellt: "Unser damaliger Bürgermeister Herr Strunk hatte mir seinerzeit versichert, dass es gerne gesehen wird, wenn so exklusive Geschäfte auch sonntags auf hätten", argumentiert sie. "Deswegen bin ich mir auch keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil, ich empfinde es als ,Schlag ins Gesicht', wie mit uns Geschäftsleuten umgegangen wird. Woher soll man wissen, dass es auf einmal nicht mehr geduldet wird, sonntags zu öffnen?"

Dabei richtet sich ihr Ärger nicht gegen die Stadt, die ja nur über die Einhaltung des Gesetzes wachen muss. Aber es müsse eine Sonderregelung für bestimmte Geschäfte her, die das Stadtbild prägen, sagte sie gegenüber unserer Redaktion. Die jetzigen Reglungen seien in Zeiten der Onlineshops, in denen man rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, bestellen könne, nicht mehr zeitgemäß. "Sie machen die letzten schönen Läden noch zunichte. Wir individuellen, kleinen und besonderen Geschäfte tragen enorm zum Stadtbild bei."

Wenn sich nichts ändert, befürchtet sie für die Stadt auf Dauer negative Folgen. In der heutigen Zeit, in der die kleinen Einzelhändler gegen den Giganten Internet standhalten müssten, sehe man mittlerweile ganz schön alt aus. "Dem Einzelhandel geht es schlecht. Das dürfte doch wohl keinem entgangen sein. Auch meine Umsätze sind rückläufig. Wenn ich auch noch auf meine Sonntagsumsätze verzichten muss, weiß ich nicht, ob ich weiterhin ausbilden kann und werde." Sie selbst sei auf die Sonntage angewiesen, weil dann ein anderes Publikum unterwegs sei. Wera Köhler: "Ich habe Stammkunden, die ausschließlich nur sonntags zu mir kommen und das seit vielen Jahren." Die Einzelhändlerin, die seit 13 Jahren die Hut Werkstatt betreibt und gerade erst erheblich in den Umzug in das neue Stadtpalais Domblick an der Rheinstraße investiert hat, hat schon Unmut unter ihren Kunden ausgemacht, weil sonntags in Xanten alles zu sei. Statt die Geschäfte zu fotografieren und anzuzeigen, wünscht sich die Geschäftsfrau am Ende ihres Briefes, hätten die Grünen besser vorher die Einzelhändler angesprochen, um sich auch deren Argumente anzuhören.

(pek)
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