Xanten Gundolf Precht, der "Erfinder" des Archäologischen Parks, ist tot

Xanten · Der gebürtige Münsteraner war drei Jahrzehnte lang Leiter des APX. Auf ihn gehen die Rekonstruktionsbauten auf dem Colonia-Gelände zurück.

 "Mr. APX": Gundolf Precht, ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

"Mr. APX": Gundolf Precht, ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Dr. Gundolf Precht ist tot. Der frühere Direktor des Archäologischen Parks Xanten starb im Alter von 77 Jahren in Köln.

Drei Jahrzehnte lang hatte Precht - gemeinsam mit dem kürzlich verstobenen früheren Leiter des Regionalmuseums, Dr. Hans-Joachim Schalles - den Römerpark zu jener beachtlichen Einrichtung gemacht, die heute jährlich mehrere hunderttausend Besucher anlockt. Als dem gebürtigen Münsteraner das Amt des APX-Chefs im Jahr 1972 angetragen wurde, da war er noch mit den großen Grabungen am Kölner Dom befasst, bei der große Wohnbebauungen mit tollen Innenausstattungen entdeckt worden sind. Auch die Kastellgrabungen in Deutz sind mit seinem Namen verbunden.

Ein Jahr später trat er sein Amt am Niederrhein an - und machte alles anders als bis dahin geplant. Statt einen englischen Garten anzulegen, setzte er zunächst einmal darauf, die Grundstücke der ehemaligen Colonia Ulpia Traiana in öffentliche Hände zu bringen. Das Duo Precht / Schalles bewies viel Geduld und Verhandlungsgeschick mit zig Behörden, ohne die archäologischen Arbeiten zu vernachlässigen.

Precht erwies sich schon bald als Allrounder: Der Architekt und Bauforscher kannte sich mit antiken Konstruktionstechniken und Materialfragen aus, als Archäologe und Ausgräber hatte er ein geschultes Auge für Funde. Und er verfügte über beachtliche handwerkliche Fähigkeiten, bestieg selbst Gerüste und Dächer, um Handwerkern zu zeigen, was er verlangte.

Vorbilder für sein Vorhaben gab es bis dahin nicht. "Mr. APX" gilt als "Erfinder" des archäologischen Parks mit seinen Rekonstruktionen. Precht ließ Amphitheater, Hafentempel, Herberge und Stadtmauer wiedererstehen. Ein Konzept, Geschichte "sichtbar" und begreifbar zu machen, das in der Folge in mehreren Parks im deutschsprachigen Raum übernommen wurde.

Sein enormes Wissen gab er gern weiter - in Vorträgen, aber am liebsten bei praktischen Arbeiten gemeinsam mit jungen Wissenschaftlern. Da ließ er dann auch schon mal andere Meinungen zu, wenn sie einer längeren oder kürzeren Diskussion standhielten. Und er hielt sein profundes Wissen über die Xantener Ausgrabungen schriftlich fest, berichtete in Band 25 der "Xantener Berichte", die im Februar 2014 erschienen, in unglaublicher Detailgenauigkeit über Spuren, die bis in die Bronzezeit (2200 bis 750 vor Christus) zurückreichen, über Brände in der Römerzeit bis hin Konstruktionsmängeln, die ein Gerüst wie ein Kartenhaus hatten zusammenfallen lassen.

Die Archäologie jedenfalls ließ Precht auch nach seiner Pensionierung im Jahr 2002 nicht los.

(RP)
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