Xanten Gladiatoren ziehen mit Schwert in den Kampf

Xanten · Die Gladiatorenschule der Gruppe "Amor Mortis" zeigte prächtige Kämpfe im Amphitheater des archäologischen Parks in Xanten.

 Mann gegen Mann - so kämpften die Gladiatoren in der Antike. Die Gladiatorenschule von Amor Mortis war im Amphitheater zu Gast.

Mann gegen Mann - so kämpften die Gladiatoren in der Antike. Die Gladiatorenschule von Amor Mortis war im Amphitheater zu Gast.

Foto: Fischer

Im Amphitheater des archäologischen Parks in Xanten wehte am Wochenende ein Hauch der Antike, denn zu Gast war die Gladiatorenschule der Gruppe "Amor Mortis" (Die Todesliebenden). Gespannt warteten die Zuschauer im weiten Rund der Arena darauf, dass sich "Thraker" Christian Heres den Helm mit "Greifenkopf" aufzog und in den Kampf Mann gegen Mann zog. "Die Thraker waren ein nordgriechischer Volksstamm, der ursprünglich mit den Römern verfeindet war. Später wurden sie zu Gladiatoren ausgebildet", erzählt Heres, einer von zwölf Freizeitgladiatoren aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich in der Gruppe zusammen gefunden haben, um "experimentelle Archäologie" zu betreiben.

Nach Funden in Pompeji haben sie die Ausrüstungen der Kämpfer so originalgetreu wie möglich rekonstruiert. Aus Bildern und literarischen Überlieferungen wissen sie auch, welche Waffen zum Einsatz kamen. "Allerdings wissen wir nichts über die Regeln, wir wissen nur, dass es welche gegeben haben muss, weil zwei Schiedsrichter bei den Kämpfen anwesend waren", berichtet Martin Bettenworth. Welche Kampftechniken mit bronzenem Beinschutz, Schild und Helm möglich waren, wollen sie bei ihren Übungen herausfinden. "Sprünge, Rollen oder Saltis, wie sie in Hollywoodfilmen immer gerne gezeigt werden, waren mit der schweren Ausrüstung definitiv nicht möglich und die Kämpfe dauerten maximal fünf Minuten", so Bettenworth.

Dass über das Leben des Unterlegenen grundsätzlich per kaiserlichem Daumenzeichen entschieden wurde, gehört laut Bettenworth ebenfalls ins Reich der Fabeln: "Das hätte sich niemand leisten können, die achtjährige Ausbildung eines Gladiatoren kostete auf heutige Maßstäbe umgerechnet etwa 250.000 Euro. Es gibt Aufzeichnungen von 200 Gladiatorenkämpfen, dabei kamen 19 Teilnehmer ums Leben." Weil der Spieleveranstalter die Ausbildungskosten eines toten Kämpfers an den Eigentümer der Gladiatorenschule erstatten musste, wurde vor Beginn vertraglich festgelegt, wie viele Gladiatoren bei den Kämpfen ums Leben kommen sollen. "Solche Veranstaltungen kann man durchaus mit heutigen Boxkämpfen vergleichen. Der Spielegeber wählte die einzelnen Duelle aus, es wurden Wochen vorher Werbetafeln verteilt, auf denen die Siege der Kämpfer notiert waren", erzählt Bettenworth.

Besonders makaber mutet dies an, wenn man sich den Alltag in der Gladiatorenschule, die meist in der Nähe der Arenen angesiedelt waren, vor Augen führt. Bettenworth: "Sie waren allesamt beste Freunde, fast schon Brüder, lebten mit ihren Frauen und Kindern wie in einer Großfamilie zusammen. Und wenn ein Gladiatorenkampf anstand, gingen sie raus und töteten sich. Danach sorgte die Familie für die Beerdigung."

Immer den Tod vor Augen, ständig auf den alles entscheidenden Kampf vorbereitet sein, das lässt sich aus heutiger Sicht kaum erklären. "Gladiatoren waren die Spitzensportler der Antike, sie waren absolute Popstars, verdienten wahnsinnig viel Geld und genossen die beste ärztliche Betreuung und Verpflegung", erklärt Bettenworth. Bevor die Kämpfe begannen, zogen alle Gladiatoren mit Holzwaffen durch die Arena. Danach öffneten die "Wettschalter", und die Besucher konnten auf ihren persönlichen Favoriten setzen.

Übrigens: Dass Gladiatoren gegen wilde Tiere gekämpft hätten, ist nichts als ein Mythos, versichert Bettenworth: "Es wurde immer nur Mann gegen Mann gekämpft, es handelte sich um einen reinen Sportwettbewerb."

(erko)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort