Xanten Gamerschlagshof feiert 700. Geburtstag

Xanten · Tim Michalak entdeckte alte Urkunde als Beleg. Am Samstag ist Tag der offenen Hoftür. Buch erscheint in 2016.

 Mit Ungarischen Wollschweinen und Bunten Bentheimern (von links) Anna Steinhoff, Annika Bromberg (GEH), Astrid Gerdes-Steinhoff und Rainer Steinhoff.

Mit Ungarischen Wollschweinen und Bunten Bentheimern (von links) Anna Steinhoff, Annika Bromberg (GEH), Astrid Gerdes-Steinhoff und Rainer Steinhoff.

Foto: arfi

So ein Geburtstag muss gefeiert werden, findet Astrid Gerdes-Steinhoff. 700 Jahre alt ist der Gamerschlagshof, auf dem sie seit 2002 mit ihrem Mann Rainer Steinhoff lebt und wirkt. Mindestens 700 Jahre. Eine alte Urkunde belegt den Besitzwechsel für das Jahr 1315, das ist der älteste bisher vorliegende Nachweis über die Geschichte des Hofes am Grenzdyck im Naturschutzgebiet zwischen Xanten und Sonsbeck. Und so gibt es am Tag der Deutschen Einheit, am Samstag, 3. Oktober, wie schon vor vier Jahren einen Tag der offenen Hoftür.

Bislang wusste man nicht viel über die Geschichte des Gamerschlagshof. Eine Eichenbohle im Wohnzimmer ziert das Jahr 1884, dort hatte sich der Zimmermann verewigt. Doch Tim Michalak, der mit seinen Forschungen schon manches Licht auf längst vergessene Xantener Geschichte und Geschichten geworfen hat, stürzte sich mit Feuereifer auf den Auftrag, mehr über den Hof zu erfahren. "Er war wie ein Terrier, der sich festgebissen hat", schmunzelt Astrid Gerdes-Steinhoff. "Und unser Hof wurde bei jedem Anruf von ihm älter." Am Ende ist es eine in mittelhochdeutsch geschriebene Urkunde aus dem Jahr 1319, die belegt, dass der "Gamerschlaghshof" vier Jahre zuvor übergeben worden war. Alles, was Tim Michalak über die Historie ausgegraben hat, wird in seinem neuen Buch im Frühjahr nächsten Jahres detailliert nachzulesen sein. So gibt es auch eine Querverbindung zum Komponisten Engelbert Humperdinck: "Ein Männlein steht im Walde..." ist wohl am Grenzdyck entstanden.

Heute ist der Gamerschlagshof ein Archehof. Er bewahrt alte Haustierrassen durch Züchtung vor dem Aussterben. Astrid Gerdes-Steinhoff und Rainer Steinhoff bewirtschaften den Hof als landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Auf dem 40 Hektar großen Anwesen leben seltene alte Nutztierrassen wie das ungarische Wollschwein Mangalitza, Bunte Bentheimer, Bronzeputen, Deutsche Sperber (eine Hühnerrasse), Emdener Gänse und Deutsche Großsilber (Kaninchen). Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) hat den Hof deshalb zum ersten "Arche-Hof" im Kreis Wesel ernannt. Bundesweit gibt es 86 Arche-Höfe.

Was das bedeutet, kann man sich am Samstag von 11 bis 17 Uhr anschauen und erklären lassen. Es gibt jede Menge zu entdecken: Die regelmäßigen Führungen mit Vorstellung der Haustierrassen wie "Bunte Bentheimer"-Schweine, Deutsche Sperber, Ungarische Wollschweine, Deutsche Großsilber, Bronzeputen und Emdener Gänse, sind sowohl für Erwachsene als auch für Kinder geeignet. Zudem gibt es im Rahmen der Führungen aktuelle Kurz-Informationen zur Geschichte des ehemaligen Gutes durch Tim Michalak. Die Jagdhornbläser Xanten-Sonsbeck geben ein Ständchen und die Landfrauen sorgen für Kaffee und Kuchen. Heinz Holtwick aus Sonsbeck präsentiert eine Lesung "auf Platt", der Maler Martin Hatscher zeigt in der Tenne ausgewählte Bilder mit Xantener Motiven und lässt sich beim Entstehen eines Bildes über die Schulter schauen. Ebenso gibt es Erklär-Stationen zu verschiedenen Themen des Arche-Hofes sowie Präsentationen von Werkstudenten des Gamerschlaghofs, die ihre Projekte vorstellen werden. Darüber hinaus werden sich ausgewählte Institutionen rund um das Thema Landwirtschaft und Arche-Hof mit Ständen vorstellen.

Der Eintritt ist frei. Festes Schuhwerk wird empfohlen. Der Arche-Hof Gamerschlagshof liegt mitten im Naturschutzgebiet. Die Zufahrt erfolgt über die L 480 (Sonsbecker Straße) und die Straße Grenzdyck.

(RP)
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