Xanten Frauen aus der Seele gesprochen

Xanten · Kabarettistin Uta Rotermund trat anlässlich des Frauentags in Xanten auf.

Liebe Frau Rotermund - oder darf ich einfach Uta sagen, weil ich das Gefühl habe, Sie schon lange zu kennen, obwohl wir uns gar nicht kennen?Ich gehörte ich zu den geschätzten 200 Frauen (und drei Männern), die im Rathaus saßen und mit Ihnen einen so schönen Abend verbrachten. Wie Sie in Ihrem Plüschmantel in zartem rosa, den hochhackigen roten Riemchen-Schuhen, der rosa Sonnenbrille und der gleichfarbigen Hochsteckfrisur schon 'reinkamen in den Raum, wo im Normalfall vorwiegend Männer Politik machen, da war mir sofort klar: Läuft!

Ich sollte recht behalten. Sie sind einfach klasse, bringen es auf den Punkt, sprechen uns Frauen aus der Seele, die von der Wirtschaft als "best ager" tituliert werden, weil wir in der Regel zahlungsfähig sind und nicht auf den Cent gucken, wenn es um den Kampf und Botox und die Crèmes mit den sieben Zeichen der Hautalterung geht. "Hätte Gott gewollt, dass wir alle aussehen wie Stangenspargel mit Melonen, dann hätte er uns auf dem Feld wachsen lassen": Na klar, was sonst.

Uta Rotermond, seit 1996 Kabarettistin, nahm kein Blatt vor den Mund. Das ist im Ruhrpott auch nicht üblich, da gibt's dann auch mal eins auf die F..., da wird nicht feige hinter vorgehaltener Hand getuschelt. "50 Plus, die Blagen sind schon aus dem Haus - oder nein, sie sind schon wieder da mit den eigenen Blagen. ,Mutter, könntest du...' - ,nein' - ,aber wir haben einen wichtigen...' - ,neiiiin'":

Die 59-jährige Dortmunderin redet Klartext, spricht von den weiblichen Menschen ab 50 als Generation der Hechlerinnen und Heuchlerinnen, gibt Ratschläge, erzählt von ihrer Kur in Bad Kammberg und der Maltherapie bei der "Forelle", die sie zu der Spezies zählt, bei der alles hängt: die Haare, die Gesichtszüge: "Die können anziehen, was sie wollen, denen steht nix." Im Gegensatz zu Uta Rotermund, "Modell gebrauchter Körper". Sie kann ausziehen, was sie will: Sie macht immer noch eine gute Figur. "Ich muss mich nicht mehr verstecken, ich bin so wie ich bin", legte sie zu Tom Jones' "Sex Bomb" einen Tabledance hin, bei dem kein Auge mehr trocken blieb. Auf dem stabilen Wohnzimmertisch, in Turnschuhen (wegen der Standsicherheit), mit Klobürste und Besenstil. Großartig!

"Wenn Sie nicht kommen, kann ich nicht spielen", bedankte sie sich bei einem begeisterten Publikum; "Feiern Sie Ihren Frauentag, verteidigen Sie, was Sie haben, jeden Millimeter, notfalls mit der Armlänge Abstand", appellierte sie und bot ihr Brillen-Modell für fünf Euro zum Kauf an. Der Erlös geht an "medica mondiale"; 37 000 Euro hat sie so schon für das Projekt der Schweizer Gynäkologin zusammenbekommen, die in den 1990-er Jahren die Frauenrechtsorganisation medica mondiale mit dem Ziel gründete, kriegstraumatisierten Frauen medizinische und psychologische Hilfe zu leisten.

(jas)
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