Xanten Flüchtlinge: Wie geht's in Xanten weiter?

Xanten · Die Stadt will nach Rücksprache mit der Politik und dem Arbeitskreis Asyl die auslaufende Förderschule zur Unterkunft für 100 Menschen umbauen. Im Ratssaal fanden sich bei einer Bürgerversammlung viele Befürworter und auch Gegner.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Foto: Tinter, privat (6), Dackweile, Kaiser, evers, Miserius, Blazy (2), Strücken, Malz, Knappe

Die Verwaltung arbeitet derzeit auf Hochtouren: 800 000 Flüchtlinge und Asylsuchende werden allein in diesem Jahr in Deutschland erwartet. 321 werden in Xanten untergebracht. 231 Plätze in verschiedenen Unterkünften und angemieteten Wohnungen sind bereits vorhanden; in dem Gebäude des auslaufenden Förderzentrums an der Johannes-Janssen-Straße können (durch Umbauten) ab dem 1. Oktober weitere 100 Schlafplätze geschaffen werden. Um die Bürger über diese Pläne zu informieren, hatte die Stadt in den Rathaus-Saal eingeladen - und mehr als 200 Xantener kamen, um sich mit der Thematik auseinander zu setzen.

Auch wenn derzeit noch keine baurechtlichen Voraussetzungen und Baugenehmigungsverfahren für den Schulumbau vorliegen: "Wir sind in einer Situation, in der man schnell und auch ohne lange Genehmigungsverfahren handeln muss", sagte der technische Dezernent Niklas Franken. Da Anwohner allerdings bereits Anwälte eingeschaltet haben, geht die Verwaltungsspitze davon aus, dass es eine juristische Auseinandersetzung geben wird. Einige Anwohner fühlen sich von der Stadtspitze überrumpelt und schlecht informiert, haben Sorge, dass es zu Streitigkeiten und lautstarken Auseinandersetzungen unter den Flüchtlingen unterschiedlichster Nationalität und Religion kommt.

Xanten: Flüchtlinge: Wie geht's in Xanten weiter?
Foto: Armin Fischer

Was die offensichtliche Mehrzahl der Bürger allerdings eint: Sie möchten, so wurde an diesem Abend mehrfach betont, den oftmals stark traumatisierten Menschen freundlich begegnen, sie aufnehmen und ihnen helfen, in Xanten vorübergehend eine neue Heimat zu finden.

Allerdings gab es auch viele Fragen: Warum nutzt man nicht auch die leer stehenden Schulen in Vynen und Birten und das ehemalige Nibelungenbad als vorübergehende Unterkünfte? Wie stellt sich die Stadt personell auf, um sich ordentlich um die Menschen zu kümmern? Was ist mit den schulpflichtigen Kindern? Wie stark muss sich Xanten verschulden? Gibt es einen Plan B, wenn das mit dem Förderzentrum baurechtlich nicht klappt? Werden schon jetzt weitere Standorte für Notunterkünfte gesucht, weil die Zahl der Flüchtlinge sicher so schnell nicht abreißen wird? Gibt es schon genaue Umbaupläne für das Förderzentrum? Wen ruf ich an, wenn es mal laut wird nachts? Und wo kommen die sanitären Einrichtungen hin? Bei diesen beiden Fragen von zwei Anwohnern machten andere Teilnehmer ihrem Unmut Luft. "Lasst uns nachbarschaftlich sein, nicht Korinthen zählen", appellierte Jo Becker. "1960 ist das Förderzentrum gegründet worden, die Nachbarn haben viele Jahre den Schullärm ertragen müssen. Gehen Sie auf die Menschen zu, lösen Sie gemeinsam etwaige Problem", bat Martin Nenno, Leiter des Förderzentrums.

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Auch die Kriminalität wurde thematisiert. "Natürlich haben wir ab und an mal einen Einsatz", so der Xantener Polizeibeamte Vennemann, "aber es gibt wenig Schwierigkeiten mit den Bewohnern zum Beispiel im Küvenkamp,. Es sind friedliche Menschen - die übrigens deutlich weniger Probleme machen als die Besucher der Oktoberfeste in Wardt". Auch die 29-jährige Celina meldete sich zu Wort. "Ich bin geistig behindert"; sagte sie, "und ich habe eine Idee: Wieso feiern wir nicht einfach ein Fest mit allen Menschen?"

(jas)
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