Xanten Flüchtlinge lernen singend Deutsch

Xanten · Die Sprache der neuen Heimat ist nicht einfach. Beim Lernen helfen VHS, der Arbeitskreis Asyl und sogar ein Chor.

 30 Asylbewerber haben in Deutsch-Kursen das Sprachzertifikat A1 erworben.

30 Asylbewerber haben in Deutsch-Kursen das Sprachzertifikat A1 erworben.

Foto: arfi

Weitere 30 Asylbewerber haben in Deutsch-Kursen das Sprachzertifikat A1 erworben. Im Saal der Evangelischen Kirchengemeinde Xanten erhielten sie ihre Nachweise. "Deutsche Behörden lieben Papier", sagte der Leiter der Volkshochschule Alpen, Rheinberg, Sonsbeck, Xanten, Dr. Jens Korfkamp schmunzelnd, um dann aber wieder ernst zu werden: "Das ist ein ganz wichtiger Schritt und ein schriftlicher Beleg dafür, dass sie grundsätzlich Deutsch verstehen und schreiben."

Und inzwischen sogar im Chor singen. Das hat eine sangesfreudige Gruppe gerade bei der Einweihung einer ganz wichtigen Einrichtung bewiesen: Am Küvenkamp hat die Stadt, wie berichtet, ein ehemaliges Wohnhaus angemietet, in dem auch schon einmal die Malteser zu Hause waren. Dort kann die VHS ihre Integrationskurse durchführen, hier wird gerade ein Computerraum mit Lernsoftware eingerichtet, können Kinder mit Spielen die Sprache lernen, wird es Beratungen durch einen Mediziner geben und dort hat nun auch der Arbeitskreis Asyl, der inzwischen gut 60 bis 70 ehrenamtliche Helfer umfasst, einen Treffpunkt.

 Der Chor des Arbeitskreises Asyl lädt regelmäßig zum "Offenen Singen" ein. Jeden Dienstag ab 19 Uhr kann man mit Flüchtlingen seine Stimme erheben und singen.

Der Chor des Arbeitskreises Asyl lädt regelmäßig zum "Offenen Singen" ein. Jeden Dienstag ab 19 Uhr kann man mit Flüchtlingen seine Stimme erheben und singen.

Foto: Ostermann Olaf

Der wird und soll nichts daran ändern, dass zig Sprachpaten für die Alphabetisierung weiter in Wohnzimmern tätig sind. Mit ihm geht aber einer der wichtigen Wünsche des Arbeitskreises in Erfüllung: Da im Heim am Küvenkamp kein einziger Raum frei ist für irgendwelche Aktivitäten, müsste irgendwo in der Nähe ein Haus her. Das ist nun gefunden. Das Haus in Xanten am anderen Ende jener Straße, an der das große Flüchtlingsdomizil im Gewerbegebiet angesiedelt ist, hatte die Stadt ursprünglich für die Unterbringung von weiteren Asylbewerbern angemietet. Nun, da es derzeit ruhiger ist, können die Integrationskurse endlich in der Nähe des Heims durchgeführt werden. Dazu tragen der AK Asyl und die VHS auch ihr finanzielles Scherflein bei. Denn Integrationskurse stehen nur denen zu, die eine (nahezu) sichere Bleibeperspektive haben. Flüchtlinge aus dem Iran und Irak, aus Syrien und Eritrea gehören dazu. Solche aus Afghanistan, Marokko und Bangladesh zum Beispiel nicht.

Selbst bis zur Genehmigung eines offiziellen Kurses vergehen meist Monate - gefüllt mit Langeweile und großer Verunsicherung. Manche der derzeit gut 400 Flüchtlinge in Xanten, so weiß Barbara Kleinpaß vom AK Asyl, warten inzwischen eineinhalb oder sogar zwei Jahre auf ihre Anhörung. In den gut 30 für die Flüchtlinge angemieteten Wohnungen sei das wohl noch am besten auszuhalten. In der Enge des Küvenkamp-Hauses und erst recht in der "suboptimalen Unterbringung in den nur provisorisch abgetrennten Klassenräumen der ehemaligen Schule in Vynen werde es, so Barbara Kleinpaß, zur Qual. Da bieten die wöchentlichen Alphabetisierungsstunden der Sprachpaten zumindest eine winzige Ablenkung.

Hinzu kommen sollen zum Beispiel Fahrradkurse, die der AK Asyl nach den Sommerferien in Verbindung mit dem ADFC anbieten will. Da gibt es zudem ein Café als wöchentlichen Treffpunkt. Und da soll es demnächst auch im neuen Haus eine Art fortführenden Sprachentreff geben. Denn nach dem Kurs sind die Absolventen wieder unter sich und haben kaum die Möglichkeit, ihre neuen Kenntnisse anzuwenden. Für Jüngere steht dazu noch eine Art Berufsorientierung auf dem Programm. Diakonie, Caritas, VHS, Stadt, und AK Asyl: Das Netzwerk greift. Das gilt auch für die Supervision der Sprachpaten. Sie lernen, wie sie Probleme bewältigen und auch sinnvoll Distanz halten können, um zum Beispiel immer wieder die Trennung von liebgewonnen Menschen verkraften zu können, die abgeschoben werden.

Immerhin haben jetzt die erfolgreichen Teilnehmer der Kurse von VHS und AK Asyl, die aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan, Albanien und Pakistan stammen, ihre Chancen auf eine berufliche Anstellung erhöht. Sprache sei ein wesentlicher Baustein auf dem Weg der Integration in die Gesellschaft, so VHS-Leiter Korfkamp, der den vielen Kursleitern für ihr Engagement dankte. "Sie fahren jetzt die Ernte ein nach langen Wochen des Lernens", ergänzte Wolfgang Schneider vom AK Asyl.

(RP)
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