Xanten Feuerwehr: kein Hobby - eine Berufung

Xanten · Rund 200 Xantener engagieren sich ehrenamtlich für die Sicherheit ihrer Mitbürger. Mehr Einsätze bei Katastrophen.

 Die gerade neu eingetroffene Kleidung überprüfen (von links) Heiko Drießen, der "Kleiderbulle", und Wehrleiter Markus Windhuis.

Die gerade neu eingetroffene Kleidung überprüfen (von links) Heiko Drießen, der "Kleiderbulle", und Wehrleiter Markus Windhuis.

Foto: RP-Fotos. Armin Fischer

Wenn der Funkempfänger Alarm schlägt, ist höchste Eile geboten. Egal ob bei der Arbeit oder zu Hause im Garten, ob tagsüber oder nachts. Dann heißt es, möglichst alles stehen und liegen zu lassen und ab zur Wache und zum Einsatz. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr müssen flexibel sein. Ihre Familie ebenso wie der Arbeitgeber, der ja für diese Zeit auf die Leistung seines Mitarbeiters verzichten muss, aber ihm das Gehalt normal durchbezahlt. Diese Personalkosten einschließlich aller Nebenleistungen und Zulagen bekommt er von der Stadt ersetzt. Außerdem können nach dem im Dezember verabschiedeten Brandhilfeleistungs- und Katastrophengesetz die Gemeinden den privaten Arbeitgebern durch Satzung eine Zulage gewähren.

Die Freiwillige Feuerwehr ist "kein Hobby, sondern Berufung", sagt ihr Leiter Markus Windhuis, selbst seit 34 Jahren dabei. Das Engagement der 200 Mitglieder in Xanten (einschließlich der Jugendfeuerwehr) beschränkt sich nicht allein auf die rund 140 Einsätze, die normalerweise pro Jahr anfallen, von der Rettung einer verängstigten Katze auf dem Baum über die Beseitigung von Ölspuren nach einem Verkehrsunfall bis zum schweren Brand. Die Mitglieder opfern ebenfalls etliche Stunden ihrer Freizeit für Reparaturen, Überprüfungen des Materials, dem Üben neuer Gefahrensituationen oder das Kennenlernen neuer Geräte. Windhuis: "Da muss man immer dranbleiben."

 Markus Welbers, Geräte- und Atemschutzwart, fährt sehr häufig die Ausrüstung nach Moers zur Überprüfung.

Markus Welbers, Geräte- und Atemschutzwart, fährt sehr häufig die Ausrüstung nach Moers zur Überprüfung.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Oder um bei Katastrophen in anderen Regionen zu helfen. Beim letzten Hochwasser in Magdeburg zum Beispiel rückten Feuerwehren aus ganz Deutschland an, um der Fluten Herr zu werden. "Die Zahl solcher Katastrophen hat zugenommen", meint Hermann Koppers, stellvertretender Leiter. Im Jahr 2014 zum Beispiel mussten die Domstädter nach dem schweren Sturm gleich mehrfach außerhalb ihres eigentlichen Einsatzgebietes zum Beispiel nach Düsseldorf und nach dem Hochwasser in Münster ausrücken. Koppers: "Da kam innerhalb weniger Wochen alles zusammen. Zugleich müssen wir aber auch die eigene Rufbereitschaft aufrechterhalten. Dann muss die eigene Familie schon zurückstecken und dahinterstehen." Spätestens neuneinhalb Minuten nach Eingang eines Notrufs in der Kreisleitstelle Wesel muss das erste Team der Feuerwehr am Einsatzort eintreffen. Noch während die Leitstelle die wichtigsten Daten abfragt, leitet sie per Computer und Funk die notwendigen Maßnahmen ein und alarmiert die erforderlichen Einheiten. Dann bleibt nicht mehr viel Zeit für die Männer und Frauen. Kaum in der Feuerwache angekommen, stehen sie auch schon einsatzbereit an den Fahrzeugen. "Im Sommer ist auch schon mal jemand nur im Pyjama gekommen, um hier schnell in seine Schutzkleidung zu schlüpfen", schmunzelt Windhuis.

Etwa eine halbe Minute - mehr benötigen Feuerwehrmann und - frau nicht für das Umziehen. Jeder hat seinen eigenen Spind, die Hose steckt schon in den Stiefeln und muss nur hochgezogen werden. Alles ist griffbereit.

Etwa 170 Erwachsene gehören der Freiwilligen Feuerwehr an. Viele neue Mitglieder haben bei der Jugendabteilung angefangen und sind dann hochgerückt. "Quereinsteiger sind selten geworden", sagt Koppers und nennt als Grund die weggefallene Wehrpflicht. Denn zu Zeiten, als junge Männer noch einberufen wurden, haben sich viele für die Alternative entschieden und sich zu einem siebenjährigen Dienst bei einer Hilfsorganisation entschieden. "Heute merken wir deutlich, dass es keinen Ersatzdienst mehr gibt."

Ein Hype wie jüngst in Marienbaum, als die Feuerwehr mit einem Schlag zehn neue Mitglieder begrüßen konnte, bildet da die Ausnahme.

(pek)
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