Xanten Fachkräftemangel macht unverzichtbar

Xanten · Für sie war es ein ganz großer Tag: 46 Auszubildenden der Baugewerks-, Stuckateur-, und Dachdecker-Innung des Kreises Wesel kamen in der römischen Herberge des Archäologischen Parks in Xanten zur Lossprechungsfeier. Oft wird bei solchen Gelegenheiten ein banger Blick in die Zukunft gerichtet. Bei den Junggesellen des Baugewerbes sieht das ganz anders aus, auf sie wartet viel Arbeit.

 Die frisch gebackenen Gesellen, ihre Ausbilder, Vertreter der Innung feierten die Lossprechung auf dem Gelände des Archäologischen Parks in Xanten.

Die frisch gebackenen Gesellen, ihre Ausbilder, Vertreter der Innung feierten die Lossprechung auf dem Gelände des Archäologischen Parks in Xanten.

Foto: Armin Fischer

"Sie haben sich ein Fundament für ihr weiteres berufliches Leben geschaffen. Ganz gleich, wie sie sich mal entwickeln werden, der Fachkräftemangel macht sie jetzt bereits unverzichtbar", erklärte Wilhelm Devers, stellvertretender Lehrlingswart der Dachdecker-Innung, in seiner Lossprechung.

Dass dies vorläufig so bleiben wird, befürchtet auch Rudolf Rosenberger. "Die Auftragslage ist aufgrund der niedrigen Zinsen sehr gut, aber zugleich gibt es einen großen Einbruch bei den Bewerbern. Die Ausbildungsplätze können nicht mehr besetzt werden", beschreibt der Obermeister der Baugewerks-Innung die Situation.

Dass kaum noch jemand bereit ist, durch seine Hände Arbeit "Stadtbilder entstehen zu lassen", wie es Klaudia Kutscher-Remy in ihrer Festansprache ausdrückte, hat viele Gründe. Einer davon betrifft die vermeintlich harte körperliche Arbeit, unter der die Gesundheit leidet. Rosenberger hält das für ein Klischee aus alten Zeiten: "Es gibt heute sehr viele technische Hilfsmittel, und ein Sack Zement wiegt nur noch halb so viel wie noch vor zwanzig Jahren."

Aus Sicht des Obermeisters ist die Entwicklung der Schulpolitik hauptverantwortlich für den Lehrlingsmangel. Die Zahl der Abiturienten und Studenten nimmt im Vergleich zu Haupt- oder Realschulabgängern kontinuierlich zu. "Wir brauchen aber nicht nur Häuptlinge, uns fehlen die Indianer", so Rosenberger. Potenzial sieht der Innungsmeister bei den vielen Flüchtlingen und Einwanderern. Rosenberger hofft, dass möglichst schnell die politischen Richtlinien auf den Weg gebracht werden, damit Zuwanderer eine Ausbildung im Baugewerbe beginnen können.

Daneben betont er, dass selbstverständlich auch Frauen auf den Baustellen willkommen sind. Das scheint sich noch nicht herum gesprochen zu haben, denn die frisch ernannte Dachdecker-Gesellin Ann-Kathrin Schlarb ist an diesem Tag alleine unter Männern. "Der Beruf macht Riesenspaß, auch wenn es im Winter kalt ist. Mit der Ausbildung wollte ich die Grundlage schaffen für ein Ingenieurs-Studium", erzählt die Sonsbeckerin.

Neben den Gesellenbriefen gab es Urkunden und Geschenkgutscheine für die Innungsbesten. Als bester Maurer wurde der Rheinberger Tim Kemper (Firma Ralf Kahle, Rheinberg) ausgezeichnet. Der Innungsbeste Kanalbauer ist der Xantener Lucas Buth (Wilhelm Fenners GmbH, Neukirchen Vluyn), als bester Beton- und Stahlbetonbauer konnte sich der Sonsbecker Eric van de Weyer (van de Weyer GmbH, Sonsbeck) auszeichnen.

(erko)
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