Xanten Expedition ins Reich der Museumstiere

Xanten · Kunsthistorikerin Susanne Rupprecht erforscht im Stiftsmuseum Tierabbildungen. In Führungen erklärt sie deren Bedeutungen.

"Mit Fischen im Sockel einer Figur des heiligen Christophorus fing alles an", erinnert sich Susanne Rupprecht. Kurz darauf machte sich die Kunst- und Kulturvermittlerin aus Münster auf die Suche nach weiteren Tierabbildungen im Stiftsmuseum. Insgesamt entdeckte sie 20 Tierarten auf Vasen, in Mosaiken oder Bildern. Susanne Rupprechts Neugier war geweckt, sie begann umfangreiche Recherchen über die Symbolik und Bedeutung der Tiere in der Mythologie.

Als eine schier unerschöpfliche Fundgrube für Informationen erwies sich die Bibel. "Darin werden 130 Tierarten und ihre Bedeutung für die Menschen beschrieben", erklärt Rupprecht. Mit diesem Basiswissen ausgestattet, bot sie jetzt eine außergewöhnliche Museumsführung unter dem Titel "Tierisch gut" an. Weil unmöglich alles Wissenswerte zu diesem Thema an einem Tag vermittelt werden kann, konzentrierte sich die Kunsthistorikerin an diesem Tag auf den Adler, die Ziege und den Pfau. Weitere Führungen mit anderen Tierarten folgen.

Susanne Rupprecht macht zu Beginn ihres Vortrags im Keller des Museums deutlich, wie sich das Verständnis der Menschen zum Tier im Laufe der Jahrhunderte gewandelt hat: "Heute gibt es zwei gegensätzliche Umgangsweisen. Zum einen werden Haustiere verhätschelt und regelrecht vermenschlicht, auf der anderen Seite gibt es riesige Mastbetriebe."

Das war damals ganz anders, Nutztiere gehörten zur Familie, man schätzte und respektierte sie. "Die Menschen haben sogar ihre Kinder nach ihnen benannt. Rebekka zum Beispiel stammt von dem Wort Kuh ab oder Deborah von der Honigbiene", erzählt Susanne Rupprecht dem staunenden Publikum.

Von jeher hatten die Eigenschaften der Tiere Symbolcharakter für die Menschen. So stand etwa der Adler für Schnelligkeit, Fürsorge und die Macht der Herrscher. Einen König der Lüfte entdeckten die Teilnehmer mit der Lupe in der Hand auf der "Pyxis", einem alten Elfenbeinkästchen. Zwischen Odysseus und Achilles bewacht er den Schatz in der Truhe. Und auch der alte Mosaikboden beherbergt bei genauerer Betrachtung einige Tiere.

Zum Beispiel den Pfau, der in der Mythologie für Glück und Schönheit steht, aber auch für Eitelkeit und Missgunst. Der Vogel mit dem markanten Gefieder war früher nicht nur eine begehrte Speise für Fürsten und Könige, sondern diente Bauern auch als Nutztier. "Schaf- und Ziegenhirten hielten den Pfau als Wächter, seine lauten Schreie warnten vor Eindringlingen, kündigten aber angeblich auch nahende Unwetter an", berichtete Rupprecht.

Ebenfalls im Mosaikboden eingelassen ist das Bild einer Ziege. Das Haustier stand für Robustheit und Genügsamkeit. Letztere führte dazu, dass man dem Tier nachsagte, es würde seinen Durst aus dem Wind stillen.

Am 9. August folgt die nächste tierische Museumsführung. Die Teilnahme ist kostenlos, der Eintritt beträgt vier Euro.

(erko)
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