Xanten Endlich für sich und doch nie allein

Xanten · Betreutes Wohnen in Marienbaum: Im einst ungenutzten Dachgeschoss sind nach Umbau drei Wohnungen entstanden.

 Stoßen mit Mineralwasser auf ihr neues Zuhause an: Bewohnerin Melanie Minten, Betreuer David Heyming, Ingrid Schalwig, Kira Jahn (Leiterin für ambulante Dienste im Bereich Betreutes Wohnen) und Iris Thrum in einer der gemütlichen Wohnungen.

Stoßen mit Mineralwasser auf ihr neues Zuhause an: Bewohnerin Melanie Minten, Betreuer David Heyming, Ingrid Schalwig, Kira Jahn (Leiterin für ambulante Dienste im Bereich Betreutes Wohnen) und Iris Thrum in einer der gemütlichen Wohnungen.

Foto: Armin Fischer

Stolz zeigt Melanie Minten ihre erste eigene Wohnung vor. Knapp 45 Quadratmeter nennt die 21-Jährige nun ihr Reich. Sie selbst hat sich die Möbel ausgesucht. Selbstständig führt sie nun ihren Lebensalltag, kocht, wäscht und geht einkaufen. Selbstverständlich war dieser Schritt in Mintens Fall allerdings nicht. Denn die junge Frau hat eine geistige Behinderung, lebte zwei Jahre lang stationär betreut im Wohnverbund Marienbaum des Heilpädagogischen Heim-Netzes Niederrhein beim Landschaftsverband Rheinland. Dank der Erweiterung des Hauses im Bereich Ambulant Betreutes Wohnen (BeWo) kann die Marienbaumerin jetzt aber endlich für sich sein, und ist doch nie allein.

Insgesamt drei Wohnungen wurden aus dem ehemals ungenutzten Dachgeschoss des Wohnverbundes an der Uedemer Straße ausgebaut. Jedes Appartment verfügt über ein eigenes Bad, eine Küchenzeile und ein separates Schlafzimmer.

Ein Gemeinschaftsraum mit großer Küche ergänzt den neuen Wohnbereich. "Die Wohnungen sind zwar im gleichen Haus, aber komplett von dem stationären Bereich getrennt. An der Seite befindet sich sogar ein eigener Eingang, so dass die drei Mieterinnen völlig selbstbestimmt kommen, gehen und tun können, was und wann sie wollen", erklärte Silvia Fink, Teamleiterin des stationären Bereichs. "Auch im stationären Bereich hat jeder seinen privaten Raum. Eine eigene Wohnung ist aber doch etwas Anderes als mit acht Leuten auf einer Etage zu leben", ergänzte Kira Jahn, Leiterin für ambulante Dienste im BeWo-Bereich.

Das konnte Melanie Minten nur bestätigen. "Man muss sich mit niemandem abstimmen, sondern kann machen, was man will, und sich entfalten, wie man will", erklärte sie. Dazu gehört für sie auch, die Wohnung nach eigenem Geschmack einzurichten. Der jungen Frau war es zum Beispiel wichtig, eine große Couchlandschaft aufzubauen. Ansonsten mag Melanie Minten es lieber gemütlich als pedantisch rein. Dass zu einem selbstständigen Leben allerdings auch das Aufräumen, Wäschewaschen, Kochen und Einkaufen gehört, ist der jungen Frau durchaus bewusst.

Darauf wurden die drei Damen rund ein Jahr lang gezielt vorbereitet. "Jede Kundin wurde nach ihrem individuellen Bedarf für die Selbstständigkeit gerüstet, um den normalen Alltag mit all seinen Vorzügen, aber auch seinen Verpflichtungen gut zu meistern", erklärte Jahn. Für die 21-Jährige war dies kein Problem, für die beiden anderen Damen war der Schritt in die Selbstständigkeit dagegen herausfordernder. "Sie sind beide über 50 Jahre alt und wurden zeitlebens stationär betreut. Da gehört schon eine gute Portion Mut dazu, sich nun auf ein komplett selbstbestimmtes Leben einzulassen", sagte die BeWo-Leiterin anerkennend.

Und allein sind die drei Frauen letztlich nicht. Sie werden zwar nicht mehr rund um die Uhr betreut, dafür aber "bedarfsgerecht begleitet". Auch der Weg zum Wohnverbund ist im Notfall nicht weit. "Sie können jederzeit unten klingeln, fragen und sich helfen lassen", so Silvia Fink. "Damit sind die drei neuen Wohnungen ein Sprungbrett für all die Kunden, die zwar selbstständig leben wollen, sich aber noch nicht trauen, weiter wegzuziehen", resümierte Kira Jahn.

(beaw)
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