Xanten Eine neue Krebstherapie am Lungenzentrum Moers

Xanten · Im Oktober 2015 erhält Bernd Kirchhausen die niederschmetternde Diagnose: Gut zwei Jahre nach einer erfolgreichen Lungenkrebs-Operation mit anschließender Chemo und Strahlentherapie haben sich Metastasen in der Leber gebildet. Zum damaligen Zeitpunkt wäre das eine Diagnose mit, zurückhaltend formuliert, sehr schlechter Prognose gewesen. Bei einer klassischen Therapie hätte die Überlebensrate nach einem Jahr gerade einmal bei 24 Prozent gelegen. Und auch diese 24 Prozent wären gezeichnet gewesen von den schweren Nebenwirkungen der Chemotherapie.

Aber Kirchhausen hatte Glück, dass er am Lungenzentrum des Krankenhauses Bethanien behandelt wurde. Dort beschloss der Koordinator des Zentrums, Kato Kambartel, seinem Patienten ein Medikament zu verabreichen, mit dem Kollegen in den USA und der Schweiz bereits sensationelle Erfolge erzielt hatten, das in der EU jedoch noch kurz vor der Markteinführung stand: Novolumab.

Vier Monate später sitzen Bernd Kirchhausen und seine Frau in einem Besprechungszimmer im Krankenhaus Bethanien. Monitore an der Wand zeigen Röntgenaufnahmen von Kirchhausens Leber. Die erste entstand im Oktober 2015 . Auf ihr sind deutlich die Schatten der Metastasen zu sehen. Auf dem zweiten Bild, das vor einigen Tagen aufgenommen wurde, ist die Leber fast frei von Befall. "Ich fühle mich gut", sagt Kirchhausen. Thomas Voshaar, ärztlicher Direktor des Krankenhauses ergänzt: "Es besteht Anlass zu realistischem Optimismus."

Das belegt sein Kollege Kambartel mit Zahlen. Gegenüber herkömmlichen Therapie ist die Überlebensrate nach einem Jahr bei einer Behandlung mit Novulomab fast doppelt so hoch. Und auch über längere Zeiträume bleiben wesentlich mehr Patienten am Leben als bei der Behandlung mit Chemo oder Strahlen. Erfahrungen über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren liegen nicht vor, da das Medikament erst vor wenigen Jahren in die klinische Erprobungsphase ging.

Noch spektakulärer sind die Resultate bei der Behandlung des schwarzen Hautkrebses bei gleichzeitiger Zugabe eines weiteren Medikamentes mit Überlebensraten von mehr als 60 Prozent.

In Moers arbeitet das Bethanien mit niedergelassenen Onkologen wie Peter Liebisch zusammen. In dessen Praxis erhält Kirchhausen alle zwei Wochen ambulant eine Infusion. Nebenwirkungen gebe es kaum versichert Kambartel. Inzwischen werden 20 Patienten mit diese Methode behandelt. "Eine bessere Therapie", sagt Direktor Thomas Voshaar, "gibt es nirgendwo auf der Welt."

(RP)
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