Xanten Eine bunte Mischung aus Menschen
Xanten · Im "Haus An der Ley" sollen Behinderte, Nichtbehinderte, junge Familien und Senioren unter einem Dach wohnen.
Bitte Daumen drücken, dass alles klappt: Mit diesem Appell an ihre Zuhörer hatte Anja Heidenreich im vergangenen Februar das jüngste Projekt der Initiative Integratives Leben (INI) öffentlich vorgestellt. An der Ecke Hochstraße/An der Ley soll ein Wohnhaus mit 20 barrierefreien Wohnungen und Größen zwischen 53 und 98 Quadratmeter entstehen. Mindestens zehn Wohnungen müssen verkauft sein, damit die Bank das Vorhaben finanziert. Nur wenige Monate später sieht alles so aus, als ob der Wunsch schnell in Erfüllung gehen wird. Zwölf Käufer sind bereits gefunden. "An einem Tag hatten wir acht Notartermine. Das ist der Wahnsinn", freut sich die INI-Geschäftsführerin. Der Spatenstich ist für den 9. Oktober geplant, die Bauzeit beträgt 12 bis 14 Monate, so dass das Haus spätestens Anfang 2017 bezogen werden kann.
Unter den Käufern sind Eltern, die für ihre Kinder eine Wohnung erworben haben. Viele von ihnen kennt Anja Heidenreich über viele Jahre hinweg aus der Betreuung der behinderten Menschen. "Sie wollen die Kinder gut versorgt sehen und einen Platz für sie haben. Das hat sehr viel mit Vertrauen und Sicherheit zu tun", erklärt sie. Andere haben eine Wohnung als Investition gekauft oder wollen selbst einziehen. "Bei den Bewohnern legen wir Wert auf einen bunten Mix." Behinderte und Nichtbehinderte leben unter einem Dach, die Mischung geht von jungen Menschen bis zu Familien mit Kindern und Senioren. Ute Biefang ist mehrfach in dem Projekt involviert. Zum einen makelt die Immobilienfachfrau für die INI die Wohnungen, "provisionsfrei", betont Anja Heidenreich . Zum anderen wird ihre Tochter Sylvia hierherziehen. Als Kind hatte die 28-Jährige einen schweren Verkehrsunfall und lag im Koma. "Man hatte mich damals schon fast abgeschrieben", denkt Sylvia Biefang an die schlimme Zeit zurück.
Doch sie hat sich zurückgekämpft und lebt fast vollkommen eigenständig in einer Mietwohnung der INI. Aufstehen, Frühstück, Anziehen - wenn eine Mitarbeiterin der Initiative morgens kommt, um mit ihr zur Haltestelle zu gehen, ist sie fast schon ausgehfertig. "Auf den Rollator kann ich inzwischen verzichten. Seit einem jahr laufe ich komplett ohne", sagt sie. Der Bus bringt sie zur Arbeit nach Veen und nachmittags wieder zurück.
Am Abend kommt noch einmal jemand von der INI vorbei, dann gehört der restliche Tag ganz der jungen Frau. Und ihrem Freund Michael, mit dem sie fast jedem Abend telefoniert. Wenn aber Fußball im Fernsehen seit, stelle er einen Antrag auf Befreiung vom Telefonat, schmunzelt die junge Frau. Noch können sie sich nur selten sehen, doch der Bönener will in das neue Wohnhaus in Sonsbeck mit einziehen. Zum "Haus An der Ley" gehören neben den 20 Wohnungen ein Gemeinschaftsraum und ein gemeinsamer Garten als Treffpunkte für Begegnungen. Ein Ansprechpartner vor Ort ist mehr als allein Hausmeister. Er kann zum Beispiel auch bei der Anbahnung sozialer Kontakte, der Organisation von Gruppenangeboten und Festen oder bei der Vermittlung von Dienstleistungen unterstützen. Außerdem wird ein öffentliches, behindertengerechtes WC eingebaut, das sich mit einem Euroschlüssel öffnen lässt.
www.hausanderley.de