Xanten Ein Roboter-Falke am Airport Weeze soll Flugzeuge schützen

Xanten · Am Airport Weeze testete ein Erfinder aus den Niederlanden das "Gerät", das den gefürchteten Vogelschlag verhindern soll.

 Nico Nijenhuis hat den Robird entwickelt. Der Modellvogel soll echte Artgenossen von Flughäfen vertreiben.

Nico Nijenhuis hat den Robird entwickelt. Der Modellvogel soll echte Artgenossen von Flughäfen vertreiben.

Foto: Twente

Es ist der Alptraum jedes Piloten: Wenn Vögel in die Triebwerke geraten, kann das für große Probleme sorgen. 2013 soll es allein in den USA zu 11.000 Kollisionen zwischen Vögeln und Flugzeugen gekommen sein. Große Tiere, die in die Triebwerke geraten, zerstören im Inneren Turbinenschaufeln und andere Aggregate. Das kann zu einem Totalausfall aller Triebwerke führen, wie im Januar 2009. Vogelschlag legte beide Triebwerke eines Airbus 320 lahm. Der Pilot rettete alle 150 Insassen durch eine fliegerische Meisterleistung. Er notwasserte aus dem Hudson River.

Inzwischen wird mit akustischen Signalen versucht, die Vögel beim Start zu vertreiben. Aus den Niederlanden kommt eine ganz neue Art der Vogelabwehr. Nico Nijenhuis, ehemaliger Student der Universität Twente, entwickelte einen Roboter-Falken, der Vögel wirkungsvoll vertreiben soll. Der Robird genannte Roboter-Vogel schwingt sich wie seine "Artgenossen" per Flügelschlag in die Höhe. Die Falken-Drohne aus Nylon, Carbon und Glasfaser soll so täuschend echt wirken, dass Vögel ihn als natürlichen Feind wahrnehmen.

Nachdem der Prototyp in den Niederlanden bereits Testflüge über Müllhalden absolviert hat, stand jetzt der erste Probelauf an einem Flughafen an: In Weeze flatterte der Roboter-Vogel an zwei Tagen. Weitere Tests sollen folgen. "Der Besuch in Weeze war ein historischer Schritt für den Robird und unser Unternehmen", freut sich Nico Nijenhuis. Der 29-Jährige krönte sein Masterstudium an der University of Twente im Fachbereich Maschinenbau mit der Gründung von Clear Flights Solutions. Das Spin-off zählt inzwischen 14 Mitarbeiter und durfte sich jüngst über 1,6 Millionen Euro Zuschuss aus dem Cottonwood Euro Technology Fund freuen. "Flughäfen wie Schiphol zeigen seit Jahren großes Interesse an Robird, aber die Gesetzgebung in den Niederlanden macht es uns bisher schwer, dort wirklich aktiv zu werden," so Nijenhuis. In Deutschland seien die Regelungen weniger strikt. Nijenhuis war daher auf die Verantwortlichen des Airport Weeze zugekommen, die das Gelände für den Test gerne bereit stellten.

Hier fand Nijenhuis ideale Bedingen für einen ersten Praxistest. Am Airport Weeze kommt dem Team die vergleichsweise geringe Zahl an Flugbewegungen entgegen. Denn der Roboter-Vogel wird natürlich bei laufendem Flugbetrieb getestet. "Schließlich ist das der Bereich, in dem der Robird später eingesetzt werden soll", erläutert Robird. Geprobt wird das Zusammenspiel vom "Pilot" des Flugroboters mit dem "Observer", der den Flugverkehr im Auge behält. Nijenhuis: "Wir arbeiten in einem Hochrisikobereich und müssen alles genau testen. Beim Robird kommen die neuesten Technologien zum Einsatz, aber die menschliche Komponente bleibt enorm wichtig." Der Computer im 750 Gramm schweren Kunstvogel ist so programmiert, dass ein direkter Kontakt mit anderen Flugobjekten verhindert wird. Auch in Frankreich und England seien bereits Partner gefunden.

(RP)
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