Xanten/Rheinberg: Unsere Woche Ein Kommunikations-Desaster

Xanten · Eine Woche, zwei Rheinberg-Bilder. Am Sonntag erlebten wir einen Neujahrsempfang in der Stadthalle, bei dem die ehrenamtlich tätigen Flüchtlingshelfer im Mittelpunkt standen.

 RP-Redakteur Uwe Plien sagt: Die Rheinberger Stadtverwaltung hat ein Kommunikationsproblem.

RP-Redakteur Uwe Plien sagt: Die Rheinberger Stadtverwaltung hat ein Kommunikationsproblem.

Foto: Fischer, Armin

Rheinberg, eine offene und liberale Stadt mit großherzigen Menschen und einer gut vorzeigbaren Willkommenskultur - dieses Bild beschreibt das Klima so, wie es ist. Dafür gab es zu Recht Applaus und Anerkennung.

Am Donnerstag dann die Wende. Bundesweit steht Rheinberg jetzt am Pranger als erste Stadt, die einen Karnevalszug mit Verweis auf eine Flüchtlingseinrichtung und einem - so die Stadt - damit einhergehenden "Gefahrenpotenzial" abgesagt hat. Uns ist klar, dass die Orsoyer Karnevalisten ihren Antrag zurückgezogen haben. Aber die Tatsache, dass die Stadt erstmals ein Sicherheitskonzept für Orsoy eingefordert hat, kommt letztendlich einer Absage gleich.

Um es klipp und klar zu sagen: Die Rheinberger Stadtverwaltung hat nichts gegen Flüchtlinge und auch nicht gegen Karnevalisten. Aber sie hat ein Kommunikationsproblem. Im Stadthaus ist auf fahrlässige Art und Weise unterschätzt worden, welchen medialen Sprengstoff die getroffene Entscheidung birgt. Zwei Wochen nach Köln muss man wissen, dass die Kombination aus den Begriffen "Flüchtlingseinrichtung" und "Absage des Karnevalsumzugs" einen Schrei der Empörung nach sich ziehen würde.

Ein gebetsmühlenartiger Hinweis darauf, dass das Hauptargument für die städtische Entscheidung deutlich mehr erwartete Besucher des Rosenmontagszuges und nicht die ZUE gewesen seien, ist als Begründung nicht akzeptabel: Natürlich verdichten die Medien solche Nachrichten journalistisch und reduzieren sie auf eine Kernaussage. Umso wichtiger ist es, dass die Stadtverwaltung lernt, wichtige, viele Bürger betreffende Informationen professionell nach außen zu tragen.

Jetzt ist Rheinbergs Ruf ramponiert. Das muss aber nicht so bleiben. Vielleicht kann man den Rat des SPD-Politikers Dr. Jürgen Schmude, ehemaliger Bundesinnenminister, beherzigen und alles daran setzen, den Orsoyer Zug doch noch zu retten. Gerne auch wieder als Tulpensonntagszug. UWE PLIEN

(RP)
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