Zum Sonntag Ein Glaubenbekenntnis mit Worten und mit Taten

Xanten · Eine junge Frau, die sich um Asylbewerber kümmert, erzählte mir kürzlich, ein Flüchtling habe laut gelacht, als sie sagte, sie sei gläubig. Zwar finde ich, keiner sollte sich über den Glauben anderer Menschen ein Urteil bilden, dennoch geht mir diese Frage nach: Worin zeigt es sich, dass ein Mensch gläubig ist? Woran können andere, fremde Menschen unseren Glauben erkennen, von dem es im Evangelium heißt: "Geht und verkündet!" Worin zeigt sich das Gesicht unseres "christlichen Abendlandes", dessen Untergang so manche beklagen, im Jahre 2016?

Daran, dass wir immer ein Bibelzitat auf den Lippen haben, an Kirchenmitgliedschaft, am regelmäßigen und häufigen Gottesdienstbesuch? Ich glaube, das sind nur jeweils einzelne Facetten unseres Glaubens, die mir persönlich wichtig sind: mit dem Evangelium zu leben, der solidarischen Gemeinschaft auch formell anzugehören, die Gottesdienstgemeinschaft mit anderen Christen zu pflegen... Darüber hinaus zeigt sich: Es gibt viele Wege des Lebens und auch des Glaubens.

Die junge Frau hat gut gekontert: "Dass ich hier bin und mich um dich kümmere, das ist ein Teil meines Glaubens."

Und tatsächlich erlebe ich viel caritatives und soziales Engagement aus christlicher Geisteshaltung heraus, ohne dass dieses ständig als solches definiert wird. Unsere Gesellschaft mit ihrem großen ehrenamtlichen Einsatz leistet viel und setzt an unzähligen Stellen ganz handfest um, wozu Jesus in der Bergpredigt ermutigt: "Ihr seid das Licht der Welt..." Dieses Licht wird leuchten in den guten Werken der Menschen, und durch sie wird Gott in der Welt sichtbar.

Dieses Glaubensbekenntnis geschieht in unserem Kulturkreis weniger in Worten als in Taten. Woran das liegt, versuchen wir in unserer pastoralen Arbeit immer wieder neu zu ergründen: ob an unserer nordischen nüchtern-sachlichen Mentalität oder an der Sorge, als altbacken zu gelten? Am Zeitmangel oder schlichtweg an der Lethargie des einzelnen?

Dabei brauchen wir uns mit unserer christlichen Botschaft gar nicht zu verstecken, denn sie ist großartig, hochaktuell und passt gut mit dem vielfältigen Engagement zusammen: eine Botschaft, die die Besonderheit und Würde eines jeden Menschen sieht und ihn zu einem erfüllten Leben ermutigt.

Das eine (Werk) tun, das andere (Wort) nicht lassen - dass der Glaube so zu einem Bekenntnis wird mit Herzen, Mund und Händen, das wünsche ich dem jahrtausendealten, immerjungen Christentum.

AUTORIN GERTRUD SIVALINGAM IST PASTORALREFERENTIN DER DER PFARRGEMEINDE ST. MARIA MAGDALENA SONSBECK.

(RP)
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