Sonsbeck Die "Lady in Schwarz" legt bunte Eier

Sonsbeck · Günter Hoebertz ist Pfarrer der Katholischen Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena in Sonsbeck. Der 46-Jährige hält fünf besondere Hennen im Garten hinter dem Pfarrhaus an der Herrenstraße. Eier als Zeichen der Auferstehung Jesu.

 Günter Hoebertz hat den Hühnerstall im Pfarrgarten selbst gebaut.

Günter Hoebertz hat den Hühnerstall im Pfarrgarten selbst gebaut.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

"Ich wollt' ich wär ein Huhn, dann hätt ich viel zu tun. Ich legte jeden Tag ein Ei und sonntags auch mal zwei". Stimmt nicht, was die Comedian Harmonists da besingen: "Hennen legen maximal ein Ei pro Tag", weiß Günter Hoebertz. Er weiß es, weil er fünf Hennen hat, die in einer großen Volière im Garten hinter dem Pfarrhaus an der Herrenstraße 42 gackern, picken und scharren. Einen Hahn hat er nicht: Er will es sich mit den Nachbarn nicht verderben. Dafür hat er besondere Hühner: Sie legen nämlich bunte Eier. Rote, mintgrüne und braune. Und das zu Ostern.

 Nicht gefärbt, trotzdem bunt: Günter Hoebertz mit den besonderen Eiern seiner Hennen, die in einer Volière an der Herrenstraße in Sonsbeck hält.

Nicht gefärbt, trotzdem bunt: Günter Hoebertz mit den besonderen Eiern seiner Hennen, die in einer Volière an der Herrenstraße in Sonsbeck hält.

Foto: Armin fischer

Vor fünf Jahren hat sich der 46-Jährige, der seit einem halben Jahr Pfarrer in St. Maria Magdalena ist, das erste Huhn gekauft. Da war er noch Pfarrer in Goch. In der Pfarrei habe man sich unterhalten und gemeint, man müsse doch ökologischer denken und handeln, weniger Strom verbrauchen, Lebensmittelreste nicht wegwerfen. Und da kamen die Hühner ins Spiel: Sie sind pflegeleicht, bringen einen Mehrwert (weil sie Eier legen) und sind ideale Bioabfall-Vertilger. "Gefiederte Schweine" nennt Hoebertz die Hühner, die eigentlich nur qua Gesetz Vegetarier sind: Sie fressen alles, freuen sich auf Essensreste.

Und es darf auch ruhig Quark sein, da stecken sie gleich den ganzen Kopf rein! Als in Günter Hoebertz die Idee reifte, sich Hühner anzuschaffen, hatte er absolut keinen Plan, wie's geht. Er las sich durch die Fachliteratur, holte sich Tipps bei Freunden, die Hühner auf einem Bauernhof in Goch züchten, bestellte sich einen Hühnerstall-Bausatz und zimmerte den Schlaf- und Nistplatz, baute eine Volière - und kaufte sich Hühner. Die Eier, die sie legten, schenkte er der Kirchengemeinde St. Arnold Janssen in Goch. Die wurden für 50 Cent verkauft, für die neue Orgel.

In Pfarrer Hoebertz 30 Quadratmeter großem Käfig ist inzwischen die zweite Huhn-Generation eingezogen. Dass sie eine besondere Züchtung sind und farbige Eier legen, wusste er nicht, als er sie kaufte. "Lady in Schwarz" nennt er das Huhn, das die roten Eier legt. Die mit der Schale, die so dick ist, dass ein Küken sie allein nicht aufknacken kann, um ans Licht der Welt zu kommen. Braune Eier legt das gecheckte Huhn, das ihm die Frauengemeinschaft aus Goch zum Abschied geschenkt hat. Die braunen Hühner legen mintgrüne Eier, das weiße Huhn weiße Eier. Ein bis zwei Tage müssen sie liegen, dann haben sie ihren Geschmack entfaltet. Und man sollte Eier aus Freilandgehege nie waschen, weiß Pfarrer Hoebertz, der inzwischen zum Fachmann in Sachen Hühner-Haltung geworden ist: Die Schale ist porös, der Dreck wird dann nach innen geputzt.

Mit der Sonne stehen die Hühner auf, genau wie der Pfarrer. Manchmal, wenn er Stress hat, holt er sich einen Gartenstuhl, setzt sich vor den Hühnerstall und schaut dem Picken und Scharren der Hühner nach Regenwürmern zu. Und merkt nach wenigen Minuten, wie er entspannt, ruhig wird, die Gelassenheit zurückkehrt. Und gerade jetzt zur Osterzeit wandern seine Gedanken dann zurück an die eigene Kindheit, als er an einem Ostersonntag nach dem Gottesdienst mit seiner Schwester die im elterlichen Garten in Moers versteckten Eier suchte.

Eier: Zeichen der Auferstehung, der Geburt, des Lebens. Deshalb werden sie versteckt, weil Jesus Ostern aus dem Grab auferstanden ist und zu neuem Leben gefunden hat. Und wie war das noch mit dem Hahn? "Ich folge dir überall hin", hatte Petrus, einer der zwölf Jünger, zu Jesus gesagt. "Bevor der Hahn drei Mal kräht, wirst du mich verraten", hatte der geantwortet. Und hatte Recht behalten.

(RP)
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