Xanten Die Handwerkskunst der alten Römer

Xanten · Mehr als 100 Fachleute zeigten am Wochenende 9.000 Besuchern im APX, wie geschickt die Römer darin waren, zu werkeln und Neues zu erfinden.

 Susanne Stehling (re.) zeigt Lennert (links, 12 Jahre) und Mathis (9 Jahre), wie man Edelsteine schleift. Der römische Drechsler Armin Liebhardt aus Regensburg fertigt römische und griechische Möbel (kleines Foto).

Susanne Stehling (re.) zeigt Lennert (links, 12 Jahre) und Mathis (9 Jahre), wie man Edelsteine schleift. Der römische Drechsler Armin Liebhardt aus Regensburg fertigt römische und griechische Möbel (kleines Foto).

Foto: Olaf Ostermann

Nach dem großen Erfolg vor zwei Jahren fand am Wochenende im Archäologischen Park Xanten (APX) zum zweiten Mal der römische Handwerkermarkt statt. Mehr als 100 Fachleute rekonstruierten Werkzeuge, erklärten die Schiffsbaukunst oder gaben Einblicke in den Arbeitsalltag der Römer.

Dabei waren Kinder nicht nur herzlich willkommen, sondern durften vielerorts "mitwerkeln" wie etwa bei Susanne Stehling, die das Handwerk der römischen Edelsteinschleifer vorstellte. Diamanten gab es in Xanten allerdings keine, erklärt die Frau aus Grevenbroich: "Die Römer nutzten Schmucksteine wie den Jaspis, den sie am Rheinufer fanden." Der Weg vom Stein zum Schmuckstücke bestand für die Kinder aus harter Schleifarbeit auf Glasplatten und einer anschließenden Politur. Für Florian war das Ergebnis alle Mühen wert. "Der kommt zu Hause auf die Fensterbank", erklärt der Essener.

Schreiben und rechnen lernen wie in der Antike konnte der Nachwuchs in der römischen Schule von Harold Pieters. Der "Computer der Römer" war der Abakus, ein Rechenschieber, mit dem die Römer Aufgaben bis in den Millionenbereich lösen konnten. Die Kunst des Schreibens lernten die Schüler auf Bienenwachstafeln, Probleme bereitete allerdings das Lesen. "In den damaligen Schriftsätzen gab es keine Leerräume zwischen den Wörten, weil der Papyrus so teuer war. Die Schüler mussten also jedes Wort einzeln lernen", berichtet Pieters.

Xanten: Die Handwerkskunst der alten Römer
Foto: Ostermann Olaf

Erstaunliche Einblicke zum Stand der Medizin vor 2.000 Jahren gewährte "Medicus" Peter Urbaniak. Dabei wurde deutlich, dass manch ein Mittelchen aus der Antike sich auch heute noch als Alternative eignen könnte. "Bei Zahn- oder Kopfschmerzen wurde Weidenrinde verschrieben. Sie enthält Salicylsäure, ein Wirkstoff, der in unserer Zeit Grundlage vieler Schmerzmittel ist", so Urbaniak.

Nebenan erklären Susanne Steinkühler und Anne Koehn den staunenden Besuchern, wie die Menschen damals an die farbenprächtigen Stoffe kamen. "Um der Schafswolle den beliebten Purpur-Farbton zu verleihen, hat man Schnecken ausgekocht und für die Farbe Rosa nahm man den Sud der Cochenille-Laus." Wie sehr sich der Alltag in der Antike von unserem heutigen unterschied, zeigt sich bei einem Blick in den Kochtopf. "Pizza, Pasta und Pommes gab es damals nicht. Die Kartoffel beispielsweise kam ja erst viel später nach Europa", erzählt Monika Schwab. Als "Marcilia" stellte sie Rezepte vor, bei denen sich manchem Zuhörer der Magen umdrehte: "Die Römer haben alles gegessen, die waren vor nichts fies. Sehr beliebt waren zum Beispiel die mit Seeigeln gefüllte Schweine-Gebärmutter oder gebratene Haselmäuse mit einer Obstfüllung."

Joachim Lommen verdankt sein Interesse an den Römern der Comic-Figur Asterix. Als "Loricarius" stellt er originalgetreue Panzerungen und Kettenhemden vor. Einen speziellen Rostschutz benötigten die Soldaten dafür nicht. "Solange sie in Bewegung waren, konnten die einzelnen Glieder eines Kettenhemdes keinen Rost ansetzen. Daher stammt bestimmt auch das Sprichwort: Wer rastet, der rostet", meint Lommen.

Dass der kleine Gallier Asterix mit seinem Lieblingsspruch "Die spinnen, die Römer" gar nicht so Unrecht hat, zeigt Katrin Auer vom Projekt für lebendige Geschichte. Anhand von der damaligen Zeit nachempfunden Handspindeln weist die Bonnerin Interessierte in die Kunst des Spinnens ein.

(RP)
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