Xanten Die große Xantener Bierleidenschaft

Xanten · Winfried Jäger verbringt seine Freizeit mit einem nicht alltäglichen Hobby. Die Getränke kommen an.

 "Xantener Landbiere" sind die Passion des gebürtigen Duisburgers Winfried Jäger. Seine Spezialitäten in Bügelflasche werden von den Bierliebhabern am Neiderrhein geschätzt.

"Xantener Landbiere" sind die Passion des gebürtigen Duisburgers Winfried Jäger. Seine Spezialitäten in Bügelflasche werden von den Bierliebhabern am Neiderrhein geschätzt.

Foto: Armin Fischer

Die einen basteln ihr Leben lang an Eisenbahnanlagen, andere sammeln Briefmarken. Wer Winfried Jäger nach seiner liebsten Freizeitbeschäftigung fragt, bekommt erst einmal ein breites Grinsen zu sehen. "Wenn ich am Sonntag mal ein paar Minuten Zeit habe, spaziere ich mit meiner Frau ums Haus", sagt der 56-Jährige. "Sonst wird gebraut."

"Xantener Landbiere" - die sind die Passion des gebürtigen Duisburgers, der in Laar groß geworden ist - nur ein paar Schritte von der König-Brauerei in Beeck entfernt. Dass er dort mit 15 Jahren seine Ausbildung antrat, war dennoch eher ein Zufall, "weil mir alle anderen Berufe, die mir so einfielen, irgendwie keinen Spaß machten". Dass ein Freund seines Vaters ihm riet, doch mal bei König vorbeizuschauen, sei schließlich "der Tipp meines Lebens gewesen".

Nach der Brauer-Lehre hat Jäger dann noch in Berlin Brauereitechnologie studiert. Heute arbeitet er beim Getränkehersteller Hövelmann in Duisburg-Walsum braut seit gut 20 Jahren "einfach aus Spaß" in der der Kalkarer Mühlenbrauerei - mit seiner Frau Severina zusammen, die längst seine Passion teilt.

Drei Xanten-Sorten hat Jäger seit 2010 immer "auf Lager". Oder genau genommen in kühl gelagerten Bügelflaschen. Denn Licht und Wärme vertragen seine Frischbiere nicht. Schließlich wird sein Gebräu weder gefiltert noch pasteurisiert. Auch auf Konservierungsstoffe verzichtet Jäger.

Das gilt für den naturbelassenen Gerstensaft "Xantener Gold", ein Pils mit 4,7 Prozent Volumenprozent Alkohol, ebenso wie für das "Landbier", ein untergäriges Bier. Da wird wie beim uralten bayerischen Märzenbier der Hopfen etwas zurückgenommen und das ganze stärker eingebraut, versucht der Hobby-Brauer Laien das Verfahren etwas verständlicher zu machen. Oder einfacher: Das Bier ist süffiger als das "Gold" und hat 5,2 "Umdrehungen".

Die dritte Sorte ist dem Xantener "schottischen Kulturverein" zu verdanken. Die Dudelsackliebhaber baten fürs Highland-Fest um ein eigens Bier. Da das schottische Bier richtig gut ankam und weiterhin seine Fans hat, braut Jäger das Scottish Ale jetzt regelmäßig. Gut 500 Liter Bier kommen so im Monat zusammen, in Spitzenzeiten auch mehr.

Darunter sind auch sogenannte Saisonbiere: Ein dunkles Nikolausbock, das am 7. November wieder auf den Markt kommt, ein Maibock nach Büdericher Hardering-Tradition (Kronenbrauerei) und ein Fastenbier namens Bonifatius. Das hat Jäger den alten Mönchen abgeguckt. Die mussten zwischen Aschermittwoch und Karfreitag darben. Die vier Zutaten eines Bieres - Gerstenmalz oder Weizenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser - gehörten aber nicht zum Fastenkatalog. Und da Fastenbiere mehr Malz und Zucker enthalten sind sie auch noch sättigend. Ohnehin: "Bei 7,5 Volumenprozent Alkohol dürften die Mönche auch den Hunger nicht so sehr gespürt haben", sagt Jäger, der sich schon bei Schulausflügen "in Xanten verliebt hat" und mit Frau und seinen zwei - damals noch kleinen - Kindern in den Ortsteil Vynen gezogen ist.

Am liebsten würde er hier seine eigene Brauerei aufmachen. Denn seine Biere, die es zum Beispiel im Restaurant und Hotel "Hövelmann's" und vor allem in Trinkgut-Getränkeläden zu kaufen gibt, laufen wie geschmiert - inzwischen auch in Kleve, Emmerich, Goch und Wesel. Kunden, so erzählt der leidenschaftliche Brauer, habe er auch in Österreich, Dortmund und Herten.

Die kommen allerdings noch nicht in den Genuss von Jägers Experimentierlust. "Craft-Beer" liegt voll im Trend Und auch Jäger denkt an solche handwerklich gebrauten Spezialbiere. Demnächst soll es mal ein leichteres "Sommerbier" werden. Ein hoher Weizenanteil, ein bisschen Rauchmalz und nur 130 Liter: "Mal sehen, wie das ankommt."

Um seine Braukunst macht Jäger jedenfalls kein Geheimnis. Er lädt zum Beispiel zu Bierseminaren ein und betreut nebenher auch noch Xantener Gruppen, die in ihrer Freizeit Bier brauen. Und: Auch seine Tochter hat er mit seiner Bier-Leidenschaft angesteckt: Sie hat eine Ausbildung zum Bierbrauer gemacht und ist nun in der Hausbrauerei von Hövelmann in Walsum tätig.

(RP)
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