Sonsbeck Die evangelische Kirche muss renoviert werden

Sonsbeck · Gut eine halbe Million Euro muss die Sonsbecker Gemeinde für die Arbeiten aufbringen. Tragende Pfeiler sind am Boden durchgefault. Bereits Anfang November sollen hier wieder Gottesdienste gefeiert werden.

 Das Portal der Kirche: Unter der Kurfürstenkrone zeigt das Allianzwappen die Wappen der Brandenburger und Oranier Territorien. Eins fehlt - warum auch immer.

Das Portal der Kirche: Unter der Kurfürstenkrone zeigt das Allianzwappen die Wappen der Brandenburger und Oranier Territorien. Eins fehlt - warum auch immer.

Foto: Kirchengemeinde

Es ist tatsächlich auffällig. Passanten bleiben vor der evangelischen Kirche an der Hochstraße bisweilen stehen, bewundern die farbigen Wappen über dem Portal. Die Farbe ist frisch aufgetragen. In die Freude mischen sich Sorgen: Die Kirche, in der im Jahre 1660 erstmals ein Gottesdienst gefeiert wurde, ist stark renovierungsbedürftig. 460.000 Euro hat die 3800-Seelen-Gemeinde bereits in ihrem Haushalt für die Arbeiten ausgewiesen. Weitere Geldgeber werden noch gesucht.

Es sei tatsächlich ein nicht geringer Schock gewesen, als das Duisburger Architektur- und Ingenieurbüro Kölsch und Maliska nach Untersuchung des Kirchengebäudes seinen Befund vorstellte, sagen die Presbyter Helmut Schwerdtfeger und der für die Gebäude der Gemeinde zuständige Dr. Wolfgang Ebert. Maliska war schon im Außenmauerwerk und verstärkt auch im Kirchraum auf nicht unerhebliche Risse gestoßen.

 Die evangelische Kirche an der Hochstraße muss renoviert werden.

Die evangelische Kirche an der Hochstraße muss renoviert werden.

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Die tragenden Fußpunkte der Deckenkonstruktion sind durchgefault. Die Dachlast hat sich bereits voll aufs Außenmauerwerk gelegt, drückt es bereits ganz leicht auseinender, so Werner Maliska. Das zeige sich unter anderem deutlich im Bereich der Fensterbögen, eine Schwachstelle der Konstruktion.

Was nun folgt, sind aufwendige Arbeiten: Die ganze Konstruktion des historischen Dachstuhls muss aufgenommen und die Träger ausgetauscht werden. Dafür müssten besonders tragfähige Gerüste her, die während der Arbeiten das Gewicht auffangen, damit das Gemäuer nicht wegbricht. Die Außenrisse werden mit Edelstahlstangen "vernagelt", erklärt Maliska, der am Niederrhein schon so manches Gebäude untersucht hat. Die Landeskirche hat die Gemeinden ausdrücklich zu der Maßnahme aufgerufen.

Am 2. Mai werden die Handwerker anrücken, um die Schäden, die womöglich durch unsachgemäße Materialverwendung nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, zu reparieren. Am 6. November, so der ehrgeizige Plan (Schwerdtfeger: "Wir leben seit 2000 Jahren gut mit dem Prinzip Hoffnung") will die Gemeinde wieder einziehen. In eine Kirche, die dann unterm Dach wieder Fledermäusen eine Heimat bieten soll, in der die in diesem Sommer erstmals erprobten (weltlichen) Konzerte ausgebaut werden sollen und die - wenn sich Sponsoren finden - von außen angestrahlt wird. Während der Bauphase ist die Gemeinde in der St.-Gerebernus-Kapelle zu Gast, die die benachbarte Katholische Kirchengemeinde zur Verfügung stellt.

Beim Verlassen der Kirche findet sich der Besucher wieder unter dem frisch renovierten (Allianz-)Wappen. Das zeigt, wie Historiker Dr. Michael Knieriem erklärt, die Wappen jener Territorien, die Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, und seiner Frau, der Kurfürstin von Brandenburg-Hohenzoller - sie hatte Oranien mit in die Ehe gebracht- gehörten oder auf die diese glaubten, ein Anrecht zu haben. Das Portal war zu Beginn des Kirchbaus errichtet worden - als Dank dafür, dass der "Große Kurfürst" der kleinen Gemeinde mit Bauholz und Steinen aus der Sonsbecker Burg beim Kirchbau geholfen hatte.

(RP)
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