Xanten "Deutsch als Zweitsprache" ist Wahlfach

Xanten · Marienschule in Xanten erweitert die Palette der Wahlpflichtfächer: Ein Dutzend Schülerinnen der Jahrgangsstufe 9 helfen Flüchtlingskindern, die die Viktor-Grundschule besuchen. Die sprachlichen Fortschritte sind beachtlich.

 Birgit Opolony, Lehrerin an der Marienschule, freut sich sehr über das Engagement ihrer Schülerinnen (hinten), die Sahar (9 Jahre), Rayaan (10) und Juan (10) schon eine Menge beigebracht haben.

Birgit Opolony, Lehrerin an der Marienschule, freut sich sehr über das Engagement ihrer Schülerinnen (hinten), die Sahar (9 Jahre), Rayaan (10) und Juan (10) schon eine Menge beigebracht haben.

Foto: Olaf Ostermann

Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und aus Südosteuropa, kennen teilweise die Schrecken eines jahrelangen Bürgerkrieges, die Wirren einer Flucht und das entbehrungsreiche Leben in einem Lager, aber hatten noch nie einen normalen Schulunterricht. Sie kannten kein Wort Deutsch, lateinische Buchstaben waren ihnen fremd, Stifte zum Schreiben und Malen meist ebenso.

Diese Lücken wollen 25 Flüchtlingskinder, die derzeit die Viktor-Grundschule besuchen, jetzt schleunigst auffüllen. Nicht zuletzt dank einer Zusammenarbeit mit der Marienschule machen sie im Unterricht und in der Sprache große Fortschritte. Als Ergänzung zum normalen Angebot kommen einmal in der Woche - immer dienstags zur 5. und 6. Stunde - Realschülerinnen des Jahrgangs neun, um den Flüchtlingskindern beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen.

Lara Frerix (14) und Lea Fischer (15) sind von Beginn an mit dabei. Beim Start im vergangenen Jahr waren sie in ihrer Freizeit regelmäßig zur Grundschule gegangen. Nun haben sie sich gemeinsam mit zehn weiteren Kameradinnen für das neu eingerichtete Wahlpflichtfach mit dem Arbeitstitel "Deutsch als Zweitsprache" entschieden und somit gegen die Alternativen wie zum Beispiel kreatives Schreiben, Robotnik oder Ernährung. "Man kriegt doch immer wieder mit, was alles mit den Flüchtlingen passiert. Da möchte ich helfen", sagt zum Beispiel Lara und freut sich über die Erfolge ihrer jungen Schüler, die meist aus den Klassen eins bis drei stammen. "Die machen alle ganz toll mit", ergänzt ihre Kameradin Lea. Es seien große Fortschritte zu erkennen. Beide würden gerne, wenn das Projekt fortgesetzt werden sollte, auch im neuen Schuljahr mitmachen.

Die Hilfe der Marienschülerinnen könne man nicht genug wertschätzen, betont Hilde Schmitz, Konrektorin der Viktor-Grundschule. "Die Kinder haben sich sehr positiv entwickelt und lernen sehr schnell." Dabei waren die Anfänge noch recht improvisiert. Zum Start nach den Sommerferien gab es kaum Unterrichtsmaterial, das gerade für diese Grundschulkinder geeignet gewesen wäre. Stattdessen behalfen sich die Marienschülerinnen mit eigenem, manchmal selbstgebasteltem Material, besannen sich auf Spiele wie Memory, um einzelne Gegenstände zu benennen, aber auch um den Kindern aus den arabischen Ländern die anfangs noch völlig fremden lateinischen Buchstaben beizubringen.

Inzwischen hat sich die Situation deutlich gebessert, die Verlage haben sich darauf eingestellt, das pädagogisch aufbereitete Angebot ist größer geworden. Das Material kostet zwar einiges, doch, so Hilde Schmitz, "bei der Geldbeschaffung waren wir sehr kreativ". Unterstützer konnten gewonnen werden, der Verkauf von selbst gebackenen Waffeln brachte weitere Einnahmen.

Beim Erlernen der neuen Sprache kommt den Flüchtlingskindern auch zugute, dass sie völlig unbeschwert reden können und bei den deutschen Klassenkameraden zusätzliche wertvolle Hilfe finden. "Sie haben keine Hemmungen vor einer falschen Aussprache", erzählt die Konrektorin.

(pek)
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