Xanten Der Vollblutlehrer hat jetzt Schule aus

Xanten · Heinz Roters, Rektor der Viktor-Grundschule, tritt in den Ruhestand. Morgen Mittag wird er mit einem Festakt in seiner Schule verabschiedet.

 Viktor-Schulleiter Heinz Roters wird morgen feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Viktor-Schulleiter Heinz Roters wird morgen feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Foto: Armin Fischer

Es ist eine Art Abschied auf Raten: Eine ganze Woche lang machte die Viktor-Schule und ihr Marienbaumer "Teilstandort" für ihren scheidenden Rektor ein Abschiedsprogramm. Tanzen, Singen, Vorlesen, Quiz und Federballspielen standen auf dem Programm. Von Zuhause wurde Heinz Roters von Schülern abgeholt und zur Schule eskortiert, von den Kollegen zur Donutfahrt auf der Nordsee, zum Eisessen und zum Grillen nach Obermörmter geleitet. Und die Organisatorin der Roters-Festwochen, Konrektorin Hilde Schmitz, überredete ihn, sich als Nachtwächter-Führer durch die Stadt zu betätigen.

Ein Programm mit vielen Bezugspunkten aus dem Leben des 66-Jährigen, der 42 Jahre im Schuldienst war: In Obermörmter steht sein Elternhaus. Und demnächst, so sein Plan, möchte er in die Gilde der Stadtführer eintreten. Um da mithalten zu können, müsse er aber noch ziemlich viel lernen, sagt Roters. Aber zum Büffeln hat der Pädagoge demnächst ja genug Zeit.

Heinz Roters ist ein Vollblutpädagoge. Einer, den man auch nachts aus dem Schlaf reißen kann, wenn es um seine Schule, seine Schüler geht. Und um seine Kollegen, denen er endlich wieder eine solch klassische Ausbildung wünscht, wie er sie selbst erlebt hat - nach dem Abitur beim Studium in Münster - damals noch an der Pädagogischen Hochschule. "Der fachwissenschaftliche Anspruch bei der Lehrerausbildung für den Grundschulbereich ist heute viel zu hoch", sagt Roters. "Was sollen die Kollegen im Primarbereich mit hochgestochenen Mathematikscheinen und sportlichen Höchstleistungen mit dem Speer?"

Roters plädiert angesichts der zunehmenden - auch sozialen Aufgaben der Lehrer - für eine gezielte pädagogische, didaktische und methodische Konzeption, die den Lehrer als "Hebamme des Lernens" sieht: "Kinder brauchen Hilfestellung, kein Querfeldeinrennen durch Karteikarten, ohne den Lernzuwachs zu berücksichtigen."

Und sie brauchen eine sonderpädagogische Zusatzausbildung. Inklusion ist das Stichwort. Und da steigt Roters auf die Palme: "Gemeinsames Lernen von Behinderten und nicht behinderten Schülern bleibt eine Illusion, wenn man die Rahmenbedingungen nicht schafft." Bei einer Zusatzbegleitung durch einen Sonderpädagogen von lediglich vier Stunden in der Woche laufe ein geistig behindertes Kind in Gefahr, nach vier Jahren immer noch mit dem Anfangsschnellhefter durch die Gegend zu laufen. Heinz Roters wird da sehr deutlich: "Das ist eine Sünde, und irgendwann geht das nach hinten los."

Zumal auch das Schulraumprogramm mit den Ansprüchen an Inklusion in den seltensten Fällen mithalte. "Wir brauchen Rückzugsräume, weil behinderte Kinder in den wenigsten Fällen einen mehrstündigen Unterricht verkraften. Und die viereckigen Klassenräume reichen da nicht aus."

Dennoch: "An einer Grundschule zu arbeiten, das ist einfach das Höchste für mich", sagt Roters, der nach dem Referendariat an der Xantener Hauptschule und von 1975 bis 1985 an der Hauptschule in Borth tätig war. Danach wechselte er nach Düsseldorf-Derendorf - an eine Grundschule: "Genau der richtige Schritt", sagt Roters. Ab 1990 war er in Hamminkeln tätig und kam 2000 an die Viktor-Schule - anfangs auch noch als Klassenlehrer. "Heute", so Roters, "ist das gar nicht mehr möglich." Der Rektor sei Schulmanager, besonders wenn er noch Zweigstellen wie zunächst in Vynen und heute in Marienbaum leite.

Dass der Mann im Haus demnächst nicht mehr vor die Tür geht, müssen weder seine Frau noch seine Tochter (Produzentin beim namhaften Filmstudio UFA Fiction) noch sein Sohn (Bürokaufmann in Rheinberg) befürchten. Roters ist Patientensprecher im Josef-Krankenhaus und Mitglied im Lions-Club. Zum Unruhestand gehört auch "Halt Pölje", die gemeinsame Narrensitzung der Kolpingsfamilie und der Katholischen Frauengemeinschaft. Der Bütt will er die Treue halten. In Soutane will "seine Exzellenz" auch in Zukunft über die Politik in der Stadt herziehen: "Ich hätte jetzt schon wieder genug Stoff für eine Rede." Und er will Nachtwächter werden und sich auch real ein wenig in die Politik einmischen - "auch wenn ich keiner Partei angehöre und auch nicht eintreten will".

Zunächst aber wird er sich mit seiner Frau ein paar Tage nach Meran und an den Gardasee verziehen. Und dabei an seine Grundschulzeit zurückdenken. "33 Jahre Schulleiter macht sicher 3000 Kinder, die ich mit katholischer Religion, Deutsch, Kunst und Sport auf den Weg gebrachte habe: eine schöne Zeit!"

(RP)
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