Xanten Den Metallern geht der Nachwuchs aus

Xanten · Lediglich 22 neue Gesellen erhielten bei der feierlichen Lossprechung im Historischen Schützenhaus in Xanten ihre Zeugnisse. Früher waren es mindestens doppelt so viele. Die Innung geht jetzt in die Offensive.

 Bei der Lossprechungsfeier der Innung in Xanten: 22 Auszubildende haben im Kreis Wesel ihre Gesellenprüfung im Bereich Metallbau / Konstruktionstechnik bestanden.

Bei der Lossprechungsfeier der Innung in Xanten: 22 Auszubildende haben im Kreis Wesel ihre Gesellenprüfung im Bereich Metallbau / Konstruktionstechnik bestanden.

Foto: Fischer

Prüfung bestanden. Jetzt geht es los. Jahrelang gab's nach der Ausbildung die Zeugnisse. Dann ging es als Geselle in den Betrieb. Feiern, so erinnert sich der Obermeister der Metall-Innung im Kreis Wesel, war nicht angesagt. Bis vor 18 Jahren. Da startete die Innung einen ersten Versuchsballon. Und die feierliche Lossprechung hat überzeugt. Bis heute. "Es ist einfach ein wirklich bedeutender Tag", sagte Theunissen am Rande der Lossprechungsfeier im Xantener Historischen Schützenhaus, wo sich die frischgebackenen Gesellen mit Eltern, Geschwistern Ausbildern sowie Vertretern der Innung und der Kreishandwerkerschaft gemeinsam über das Erreichte freuen durften.

Mit einer Träne im Knopfloch: Gerade einmal 22 junge Leute wurden ins Berufsleben entlassen. In all den Jahren zuvor waren es immer mehr als doppelt so viele. Das liege zum einen an den geänderten Förderungen der außerbetrieblichen Ausbildungen, sagt Theunissen. Von Einrichtungen wie dem Institut für Modelle beruflicher und sozialer Entwicklung (IMBSE GmbH) in Moers kamen früher 40 bis 50 Prozent der Auszubildenden. Die fallen nun weg, Und es liege auch daran, dass junge Asylbewerber nicht wie gehofft die Lücke schließen können: "Sie sind hochmotiviert, aber die mangelnden Deutschkenntnisse lassen meist keine geregelte Ausbildung zu", bedauert die Innungsobermeister. Dazu kommen dann derzeit auch noch schwache Jahrgänge und ein völlig falsches Bild vom Beruf und dem Verdienst. Theunissen: "Dreckige Handarbeit ist längst vorbei, auch wir arbeiten längst mit digital gesteuerter Technik." Ein Metallbauer werde überall mit Kusshand aufgenommen - anders zum Beispiel im Kfz-Bereich, in dem oft mehr als 40 Prozent der Absolventen nicht übernommen würden. Auch würden "Metaller" besser bezahlt als viele Menschen mit heiß begehrten Bürojobs. Dass da etwas falsch läuft, merken die Betriebe schon an den viel zu wenigen Praktikanten.

Das Problem ist erkannt. Abwarten gilt nicht mehr: "Wir gehen verstärkt in die Schulen", sagt Theunissen, werben vor möglichst nicht all zu großen Gruppen um Nachwuchs, bieten in den sozialen Medien Plattformen auch zum Austausch untereinander." Denn: "22 Auszubildende seien für 95 Mitgliedsbetriebe im Kreis definitiv zu wenige." Da seien Übernahmeschwierigkeiten absehbar.

Gleichwohl: Jetzt durfte erstmal gefeiert werden - mit Musik von BB-Band übrigens. Obermeister Theunissen, Lehrlingswart Lutz Isselhorst aus Voerde und der stellvertretende Kreishandwerksmeister Ulrich Mertin hießen als Gast unter anderem Thomas Görtz willkommen, der wiederum seinen Vater zitierte. Der, selbst Handwerker, habe seinem Sohn von dem Beruf abgeraten: "Das ist nichts für dich." Jetzt ist Görtz Bürgermeister in Xanten und gratuliert als solcher den Besten der Sommer- und Winterprüfung. Tim Bartsch aus Voerde (Betrieb Gockel und Hunck Stahl- und Metallbau, Voerde) und Frederik Niehues aus Xanten (Betrieb Terhoeven, Sonsbeck) wurden von der Innung jeweils mit einem Soundlink Bluetooth Speaker und einer Ehrenurkunde bedacht.

Und auch Andreas Dubiel aus Voerde wird noch ausgezeichnet - einem Meisterbrief der Handwerkskammer. Dem silbernen, die Prüfung hat der Meister aus Voerde vor 25 Jahren bestanden.

(RP)
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