Ulrich Behrens "Den Bürgern zu ihrem Recht verhelfen"

Xanten · Zehn Jahre Landesverband Bergbaubetroffener: Durch Bergbau wird willentlich Bürgern Schaden zugefügt, sagt der Sprecher.

 Ulrich Behrens ist Sprecher des Landesverbands Bergbaubetroffener Nordrhein-Westfalen.

Ulrich Behrens ist Sprecher des Landesverbands Bergbaubetroffener Nordrhein-Westfalen.

Foto: Fischer

Rheinberg/Essen Der Landesverband Bergbaubetroffener NRW feiert heute an der Kronprinzenstraße 35 in Essen sein zehnjähriges Bestehen. Von 10 bis gegen 16 Uhr gibt es dort Vorträge und die Möglichkeit sich auszutauschen. Die RP hat sich mit Ulrich Behrens unterhalten. Der 65-jährige Lehrer im Ruhestand ist seit 15 Jahren Sprecher der Rheinberger Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB) und seit acht Jahren ebenfalls ehrenamtlich geschäftsführender Vorstandssprecher des Landesverbandes.

Herr Behrens, was ist der Landesverband Bergbaubetroffener NRW?

Behrens Es handelt sich um einen Zusammenschluss von acht Einzelinitiativen mit insgesamt etwa 5000 Mitgliedern. Die Initiativen wie die Rheinberger SGB sitzen am Niederrhein, im Ruhrgebiet, in Ibbenbüren und in Wassenberg bei Aachen.

Das Landesverband bündelt vermutlich Aufgaben als Dachverband, oder?

Behrens So kann man das sagen. Früher sind die Initiativen einzeln aufgetreten. Irgendwann wurde dann der Wunsch nach einem einheitlichen Ansprechpartner geäußert. Alle Beteiligten haben einen ähnlichen Hintergrund. Wenn wir geschlossen auftreten, kann man uns nicht so schnell auseinanderdividieren.

Sind Sie selbst als Betroffener zu Ihren Ehrenämtern gekommen?

Behrens Ja, ich wohne in Rheinberg, und mein Haus ist auch von den Bergschäden betroffen. Das eigene Haus war also der Anlass. Wenn man sich näher mit der Thematik Bergbau beschäftigt, merkt man schnell, wie viel Ungerechtigkeiten es gibt und mit welcher Chuzpe mit den Angelegenheiten der Bürger umgegangen wird. Der Bergbau hat ja in NRW eine große Tradition. Er wurde allerdings immer aus dem Blickwinkel der Unternehmer wie auch der Regierenden im Staat gesehen. Bergbau ist der einzige Unternehmensbereich, in dem einem Bürger willentlich Schaden zugefügt werden darf. Wir möchten die politischen Rahmenbedingungen dazu bürgerfreundlicher verändern und gestalten.

Was haben die Bergbaukritiker bisher erreicht?

behrens Für Rheinberg kann ich sagen, dass wir es geschafft haben, dass das Bergwerk West in Kamp-Lintfort durch unser Zutun seinen Betrieb deutlich früher eingestellt hat als geplant. Dort sind von fünf geplanten Flözen nur zwei realisiert worden. Landesweit sind die PCB-Belastung und die Müllverbringung unter Tage Themen. Die Landesregierung hat ein Gutachten dazu in Auftrag gegeben, das der Landesverband begleitet. Mit den Ergebnissen rechnen wir im Lauf dieses Jahres.

Was sind die Herausforderungen für die Zukunft?

Behrens Ganz sicher die Hinterlassenschaften des Bergbaus für die Umwelt. Der Grubenwasseranstieg ist ein großes Thema, das muss in geordnete Bahnen gebracht werden. Des weiteren befassen wir uns mit der Bergschadensregulierung nach 2018. Dann wird das letzte Bergwerk in Nordrhein-Westfalen geschlossen, und wir möchten wissen: Wie geht es dann weiter? Zwei, drei Jahre nach diesem Termin soll ja alles endgültig abgewickelt sein. Das sind alles Punkte, die wir öffentlich machen und mit denen wir uns im Sinne unserer Mitglieder beschäftigen.

Warum tagen Sie heute in Essen?

Behrens Die Schlichtungsstelle Bergschäden, an die sich jeder Bürger kostenlos wenden kann, hat dort ihren Sitz.

Können Interessierte heute einfach dazu kommen?

behrens Ja, wir hatten zwar eine Anmeldefrist, aber auf ein paar zusätzliche Besucher kommt es nicht an.

Können Sie einige Themen der Jubiläumsveranstaltung nennen?

Behrens Der Unterausschuss Bergbausicherheit stellt sich vor, die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken geht auf die Bergschadensproblematik im Braunkohlerevier ein, und es geht um Themen wie offene Rechtsfragen im Nachbergbau oder die Schlichtungsstelle Steinkohle NRW sowie die Gefahren des Grubenwasseranstiegs.

(up)
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