Xanten Deichverband: Tausende müssen zahlen

Xanten · "Die Fusion war richtig und wichtig", sagt Viktor Paeßens, Deichgräf des Verbands Duisburg-Xanten. Bald müssen sich mehr als 6000 zusätzliche Rheinberger, Moerser, Kamp-Lintforter und Duisburger an den Kosten für den Hochwasserschutz beteiligen.

 Die Vize-Deichgräfen Hubert Tölle und Erich Weisser (v.l.) mit Deichgräf Viktor Paeßens und Deichverbands-Geschäftsführer Berthold Schwenke.

Die Vize-Deichgräfen Hubert Tölle und Erich Weisser (v.l.) mit Deichgräf Viktor Paeßens und Deichverbands-Geschäftsführer Berthold Schwenke.

Foto: Uwe Plien

Theo Schepers hat sich geärgert. Etwas mehr als 160 Euro - im Schnitt zahlen Hauseigentümer 50 bis 80 Euro pro Jahr - musste er für sein Haus und Grundstück in Budberg an den neuen Deichverband Duisburg-Xanten überweisen. "32 Euro mehr als bisher", sagt der Senior, der eine Vermutung hatte: "Ich bin davon ausgegangen, dass diese Steigerung um 20 Prozent auf die zum 1. Januar dieses Jahres vollzogene Fusion der beiden Deichverbände Orsoy und Poll zurückzuführen ist."

Xanten: Deichverband: Tausende müssen zahlen
Foto: Armin Fischer

Es kam zu einem Gespräch mit dem Vorsitzenden ("Deichgräf") des Deichverbands, Viktor Paeßens. Der ist von Beruf Landwirt und lebt ebenfalls in Budberg. "Ein hitziges Gespräch", wie Schepers hervorhebt. Alle Bedenken wurden dabei nicht zerstreut. Immerhin rechnet er Paeßens an, dass der versucht habe, ihm den Grund für die höheren Beiträge zu erklären. "Dennoch bin ich der Meinung", sagt Theo Schepers, "dass der Deichverband mehr Öffentlichkeitsarbeit machen sollte. Viele Leute verstehen doch gar nicht die Hintergründe." Viktor Paeßens weist den Eindruck, die Fusion sei der Grund für die Kostensteigerung, entschieden zurück. "Das stimmt nicht", betont er. "Ganz im Gegenteil: Ohne die Fusion müssten unsere Mitglieder noch mehr bezahlen."

Dass die etwa 12.500 Mitglieder in Rheinberg, Alpen, Wesel und Xanten, die für den Hochwasserschutz bezahlen, tiefer in die Tasche greifen müssen, habe andere Gründe. Bereits vor der Fusion habe festgestanden, dass die Beiträge angehoben werden müssten. Entsprechende Beschlüsse hätten die Mitgliederversammlungen ("Erbentage") der ehemaligen Deichverbände Orsoy und Poll gefasst. Bereits abgeschlossene Deichbaumaßnahmen müssten noch finanziert werden.

Ursprünglich sei geplant gewesen, den Betrag pro 1000 Euro Einheitswert (Berechnungsgrundlage) für Poll von 1,70 auf 1,90 Euro und für Orsoy von 1,50 auf 1,90 Euro anzuheben. Paeßens: "Da die Fusion aber zu Synergieeffekten geführt hat, mussten wir nur auf 1,80 Euro erhöhen." Positiv ausgewirkt habe sich unter anderem, dass es nur noch eine Geschäftsstelle gebe - in Büderich am Hagelkreuzweg, die in Drießen ist abgerissen worden - und dass es nur noch ein Beitragsverfahren gebe. Unterdessen werden die Aufgaben des Deichverbandes nicht weniger. Zwei große Bauvorhaben liegen an. Sie werden den Verband noch viele Jahre beschäftigen. In Wallach werden vier Kilometer Deich erneuert - Paeßens: "Das Planfeststellungsverfahren steht unmittelbar bevor" -, zwischen Orsoy und Binsheim müssen viereinhalb Kilometer Deich neu gebaut werden. Die Kosten dafür liegen insgesamt bei mehr als 40 Millionen Euro. In Wallach soll es im ersten Quartal 2018 losgehen, nach Abzug eines Kostenanteils von 17,54 Prozent durch den Salzbergbau teilen sich das Land (80 Prozent) und der Deichverband (20 Prozent) die restliche Summe.

Eine weitere Herkulesaufgabe wird es sein, das Gebiet des Deichverbands Duisburg-Xanten neu zuzuschneiden. Ein von der RWTH Aachen (Technische Hochschule) erstelltes Gutachten liegt jetzt vor. Anhand dieser Untersuchung lassen sich die Verbandsgrenzen gerichtsfest darstellen. Die A 42 spielt dabei eine wichtige Rolle, weil sie grob die Grenze zum Nachbardeichverband Friemersheim markiert. Paeßens: "Jetzt können wir sehen, wie sich die Senkungen durch den Bergbau auf das vor Hochwasser zu schützende Gebiet auswirkt. Unsere Aufgabe ist es jetzt zu versuchen, das zu schützende Gebiet zu vergrößern." Konkret heißt das: Wer in Rheinberg-Stadtmitte, in Millingen, Alpsray, in Randlagen von Moers und Duisburg oder in den Kamp-Lintforter Stadtteilen Niersenbruch oder Saalhoff wohnt, wird künftig veranlagt und muss für den Hochwasserschutz zahlen. Mindestens 6000 Mitglieder werden neu hinzukommen. Auch Flächen in Rheinberg (etwa südlich der B 510), die jetzt zum Deichverband Friemersheim gehören, könnten bald zum Verband Duisburg-Xanten gehören. Der Deichverband wird Gespräche mit den betroffenen Kommunen führen und sie informieren.

Die Frage, wie der Deichverband seine Aufgaben künftig stemmen kann, müsse auch personell beantwortet werden. "Wir brauchen dringend einen erfahrenen Fachingenieur", so Viktor Paeßens. "Das rechnet sich, weil wir dann viele Leistungen nicht mehr extern vergeben müssten." Die Ausschreibung erfolge noch in diesem Jahr. Der Deichgräf nennt ein weiteres Argument, warum die Fusion richtig gewesen sei: "Eine solche Stelle hätte sich keiner der beiden Altverbände leisten können."

(up)
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