Xanten Das Schmiede-Feuer brennt für RP-Leser

Xanten · Zurück in die alte Zeit: Der Verein für Geschichte und Brauchtum demonstrierte Gewinnern des RP-Silvesterrätsels die alte Schmiede in Menzelen.

 Die Bohrmaschine der Firma Rhenus hat Johann Peters, Großvater von Johannes Peters, für 600 Reichsmark gekauft (v.r.): Petra Wittmann, Johannes Peters, Heiner Kiwitt, Ria Kiwitt, Hubert Alkämper und Robert Moog

Die Bohrmaschine der Firma Rhenus hat Johann Peters, Großvater von Johannes Peters, für 600 Reichsmark gekauft (v.r.): Petra Wittmann, Johannes Peters, Heiner Kiwitt, Ria Kiwitt, Hubert Alkämper und Robert Moog

Foto: Fischer

Da hatten die RP-Leser zur Jahreswende jede Menge Hirnschmalz geopfert, um der Lösung des Silvester-Rätsels auf die Spur zu kommen. Und dann schlägt das gemeine Grippe-Virus zu. So durfte Dr. Robert Moog als Vorsitzender des Menzelener Vereins für Geschichte und Brauchtum jetzt mit Ria und Heiner Kiwitt aus Millingen und der Bortherin Petra Wittmann lediglich drei der sieben Gewinner zur Führung durch die alte Dorfschmiede begrüßen.

Für Heiner Kiwitt lohnte sich der Gewinn gleich aus zweierlei Sicht: "Ich wollte mir die alte Schmiede schon lange mal ansehen, auch weil mein Vater Hufschmied war." Zu Beginn lieferte Moog einen kurzen Abriss der 130-jährigen Geschichte der Schmiede und zum Wiederaufbau durch den Verein vor fünf Jahren. Die RP-Gewinner staunten über alte Geschäftsbücher und Ausbildungshefte anno 1903, die Johannes Peters, dessen Familie die Schmiede über Generationen betrieben hat, aufgehoben und dem Verein zur Verfügung gestellt hat. "In dieser Schmiede haben über 100 Lehrlinge das Handwerk des Hufschmiedes erlernt", so Moog.

Dann ging es rüber in die eigentliche Schmiede, die den Eindruck erweckt, als sei dort bis gestern noch glühendes Eisen bearbeitet worden. "Vom Kohlebunker über die Esse und die Werkbank bis zu den Maschinen ist alles im Originalzustand und voll funktionsfähig", erzählte Moog und schaltete zum Beweis die rund 100 Jahre alte Transmissions-Standbohrmaschine an, die sich sofort mit ordentlich Lärm in Bewegung setzte. Über Wellen und Riemen treibt sie dabei mehrere Geräte wie die mächtige Schleifmaschine gleichzeitig an.

In der Esse loderte bereits die Glut, gegen die Eiseskälte in der Werkstatt kam sie jedoch nicht an. "Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, alles muss originalgetreu sein. Wir haben sogar die alten Dachpfannen nachbrennen lassen. Aber für eine Dachdämmung wäre nur Stroh infrage gekommen. Und das geht in einer Schmiede natürlich gar nicht", erläuterte Moog.

Ein probates Mittel gegen die Kälte servierte Vereinsmitglied Hubert Alkämper den RP-Gewinnern: "Das ist unser Schmiedewasser. Ein Likör, der schmeckt und zugleich wärmt." Als Moog die alten Werkzeuge hinter dem Beschlagungsstand für Pferde erklärte, hörte Heiner Kiwitt besonders interessiert zu. "Ich habe zu Hause sehr viele Werkzeuge von meinem Vater und wusste nie so genau, wofür die sind."

Auch über die Hauptaufgabe seines Vaters, das Beschlagen von Pferden, erfuhr Kiwitt an diesem Vormittag eine Menge Details. "Die Hufeisen gab es nicht nur wie Schuhe in verschiedenen Größen, es wurden sogar Winterhufe mit Stollen angefertigt, damit die Gäule auf dem Feld nicht ausrutschen." Johannes Peters kann sich sogar noch an ein orthopädisches Hufeisen erinnern: "Das war eine Spezialanfertigung für ein Pferd mit Hufkrebs."

(RP)
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