Xanten Das Kapital des Steuerberaters: Vertrauen

Xanten · Willi Keisers aus Menzelen hat vor 40 Jahren eine Lehre zum Steuerfachangestellten gemacht. Später hat er die Kanzlei seines Lehrherrn Wilhelm van Bonn übernommen und zu einem florierenden Unternehmen gemacht.

Xanten: Das Kapital des Steuerberaters: Vertrauen
Foto: Armin Fischer

Früher war eine einfache Einkommenssteuererklärung mit vier auszufüllenden Seiten - im Vergleich zu heute - fast ein Klacks. Mittlerweile hat sich das Formularaufkommen verdreifacht. Von wegen Bierdeckel. Kaum eine Steuerpflichtiger durchschaut, welche Anlagen er wo ausfüllen muss, und welche Konsequenzen ein Kreuz an der falschen Stelle hat.

Einer, der sich damit bestens auskennt, ist Steuerberater Willi Keisers. Seit inzwischen 40 Jahren leitet der geschäftsführende Gesellschafter der Steuer- und Wirtschaftsberatungsgesellschaft Keisers & Jungmann vor allem Angestellte und Unternehmer verschiedener Branchen durch den Dschungel der Steuergesetze und -paragraphen.

Übernommen hat Willi Keisers die Kanzlei von seinem einstigen Lehrherrn und langjährigen Chef Wilhelm van Bonn. Aus einer Einzelkanzlei hat Keisers in Menzelen-Ost eine florierende Kanzlei mit derzeit 16 Angestellten und einem Azubi gemacht. Seit 2007 verstärkt Steuerberater Thorsten Jungmann das Team. Er rückte 2009 ebenfalls in die Geschäftsführung. Betreut werden Mandanten vom gesamten Niederrhein.

 Will Keisers (l. Bild) erinnert sich mit einem Lächeln an die Anfänge in seinem Metier. Seit acht Jahren ist Thorsten Jungmann sein Partner in der Geschäftsführung der Kanzlei.

Will Keisers (l. Bild) erinnert sich mit einem Lächeln an die Anfänge in seinem Metier. Seit acht Jahren ist Thorsten Jungmann sein Partner in der Geschäftsführung der Kanzlei.

Foto: Fischer

Angefangen hat Willi Keisers seine Karriere 1977 mit der Ausbildung zum Steuerfachangestellten. "Wir saßen damals in einem Wohnhaus an der Gindericher Straße", erinnert sich Keisers an die Anfangszeit. "Wir" - Das waren Steuerberater van Bonn, eine Angestellte und er selbst als einziger Lehrling, der bereits ein halbes Jahr nach Ausbildungsbeginn die anfallende Arbeit quasi alleine stemmen musste. "Die Angestellte war schwanger und fiel dann aus", so Keisers.

Keine einfache Situation, aber er habe sich durchgebissen. Zumal die Gesetzgebung weit weniger kompliziert und alle Prozesse viel langsamer waren. Die EDV hatte noch nicht Einzug gehalten: Jede Lohnabrechnung wurde per Hand ausgerechnet. Die Buchführung erfolgte mit einem Kassensystem. "Die Kassette wurde zu Datev nach Nürnberg geschickt, wo die Daten ausgewertet wurden", berichtet Keisers schmunzelnd.

Elf Jahre nach Ausbildungsbeginn hat Keisers sich zum Bilanzbuchhalter weitergebildet, weitere fünf Jahre später - 1993 - die Prüfung zum Steuerberater abgelegt. Seine Berufswahl hat der vierfache Familienvater, der eigentlich mal Lehrer werden wollte, nie bereut. Entgegen landläufiger Meinung ist Steuerberatung eben nicht nur geschicktes Jonglieren mit drögem Zahlenwerk. "Dahinter steht immer eine sehr persönliche Geschichte", sagt Keisers, der oft intensivere Einblicke in das Privatleben seiner Mandanten erhält als dessen engstes Umfeld.

Beim Steuerberater ist jeder gut bedient, die sprichwörtlichen Hosen herunterzulassen. "Daher wissen wir oft mehr als die Partner - so wie viele Pfarrer auch", erzählt Keisers. Mehr Kinder in der Steuererklärung angeben, dem Partner in Fonds angelegtes Geld verschweigen? Alles Praxisalltag. "Jeder möchte möglichst wenig Steuern zahlen - das ist legitim", sagen Willi Keisers und Thorsten Jungmann übereinstimmend. Das könne nur im Rahmen einer von Vertrauen geprägten Zusammenarbeit realisiert werden. Und mit Ehrlichkeit auf beiden Seiten. "Einen Swimmingpool im Garten können wir eben nicht steuerlich geltend machen", sagt Keisers und lacht.

Er versteht sich - ebenso wie Mitgeschäftsführer Jungmann - nicht nur als Zahlenverarbeiter. "Wir beraten auch bei der Betriebsentwicklung", so Keisers. Nicht alles, was steuerlich möglich ist, sei auch betrieblich sinnvoll.

Die eigene Kanzlei sieht Keisers, der noch lange nicht ans Aufhören denkt, gut aufgestellt. Mit dem Umzug 1999 ins Gebäude am Giesenacker in Menzelen-Ost habe man die Grundlage für eine weitere Expansion geschaffen. Und von der Zertifizierung nach DIN ISO 9001 und nach DStV profitiere die Kanzlei. Nicht zuletzt die langjährigen Mitarbeiter sorgen für Konstanz im Betrieb. Um die Zukunft ist ihm nicht bange. "Wenn 30 Prozent der Steuergesetze wegfallen, hätten Steuerberater immer noch gut zu tun", ist Keisers überzeugt.

(RP)
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