Sonsbeck Bürgermeister zu Gast im Ferkelstall

Sonsbeck · Bei Familie van Betteray startete Heiko Schmidt seine Tour durch Sonsbecks landwirtschaftliche Betriebe.

 Die ersten Tage bleiben die Ferkel bei der Mutter im Abferkelbereich, ehe es in den Aufzuchtstall geht. Nach zehn Wochen werden sie an Mastbetriebe verkauft.

Die ersten Tage bleiben die Ferkel bei der Mutter im Abferkelbereich, ehe es in den Aufzuchtstall geht. Nach zehn Wochen werden sie an Mastbetriebe verkauft.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Berührungsängste hat Heiko Schmidt nicht. Sonsbecks Bürgermeister lässt sich gern ein junges Ferkel in den Arm geben oder klettert zu den "Teenagern" in den Aufzuchtstall. Mit einem Besuch bei Familie van Betteray und ihrer Ferkelproduktion startete der Verwaltungschef seine Tour durch die landwirtschaftlichen Betriebe, die nach und nach fortgesetzt werden soll. "Der Besuch vor Ort und Ihre praktischen Erfahrungen sagen viel mehr als die Aktenlage", so Heiko Schmidt zu seinen Gastgebern.

 "Schwein gehabt" heißt es beim Besuch im Betrieb von Johannes und Brigitte van Betteray für Bürgermeister Heiko Schmidt (rechts).

"Schwein gehabt" heißt es beim Besuch im Betrieb von Johannes und Brigitte van Betteray für Bürgermeister Heiko Schmidt (rechts).

Foto: Armin Fischer

Neben Johannes van Betteray, Ortsbauer für Sonsbeck-Hamb, nutzen auch seine beiden Kollegen Heinz-Josef Hensen (Sonsbeck-Balberg) und Hans-Dieter Hinßen (Labbeck) die Gelegenheit, dem Bürgermeister hautnah die Sorgen der Bauern zu erklären. Wobei keineswegs nur geklagt wurde: Nicht ohne Stolz berichteten sie über die Stärke der Landwirtschaft in Sonsbeck. Zwar sei die Zahl der Betriebe in wenigen Jahren von über 100 auf nur noch gut 50 geschrumpft, es seien aber alles gesunde Familienbetriebe - fast wie aus dem Bilderbuch. Großbetriebe mit fast industrieller Arbeitsweise kenne man in Sonsbeck, wo immerhin 45 Prozent der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt wird, nicht.

Dass dort vorbildlich gearbeitet wird, davon war Heiko Schmidt nach der umfassenden Tour durch die Stallungen und der begeistert detaillierten Beschreibung van Betterays überzeugt. Doch wie sieht es mit der Zukunft aus? Würde Johannes van Betteray seinen Söhnen empfehlen, in seine Fußstapfen zu treten und wie er mit seiner Frau Brigitte und den Eltern, die beide über 80 noch helfen, wo immer möglich, den Hof in die sechste Generation zu führen? Das werde schwierig, räumt van Betteray ein, denn die "Belastung ist Wahnsinn". Und auch, wenn heute dank des technischen Fortschritts ein Landwirt nicht mehr 16 Stunden täglich, sondern "nur" noch zehn Stunden im Einsatz sei, falle es schwer, zu vermitteln, warum man am Wochenende bei der Ernte helfen muss, statt wie die anderen Kinder ins Freibad zu fahren. Im Gespräch bei selbst gebackenem Kuchen und Kaffee geht es dann um die Sorgen der Landwirte. Da sind zum einen die "Ramschpreise", die in vielen Bereichen die tägliche Arbeit zum Überlebenskampf machen. Und statt im Stall oder auf dem Acker zu sein, wird der Landwirt zudem ständig mehr gezwungen, am Schreibtisch zu sitzen und sich den Anforderungen der Bürokratie zu widmen. Verordnungen, Kontrollen und Vorschriften bilden den Alltag. Da gibt es viele, die die Landwirte die Nerven kosten: Die Verbraucher, denen das Fleisch gar nicht billig genug sein kann, die Discounter und Supermärkte mit ihrem Anspruch, jedes Produkt rund ums Jahr anzubieten, auch wenn keine Saison ist, die EU mit ihrer Bürokratie - vor allem und im Moment ganz weit vorn bei den Feindbildern: die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf mit Umweltminister Johannes Remmel.

Da tröstet es doch, dass man zumindest vor Ort mit Politik und Verwaltung im Reinen ist. In Sonsbeck könne man viel auf kurzen Wegen regeln, der grüne Tisch sei eine sehr gute Einrichtung, um über alle Themen zu sprechen, sind die Ortsbauern überzeugt. Schmidt versichert, dass das auch so bleiben soll. Und gemeinsam ist man sich einig, dass nach dem nicht immer überzeugenden Hang zu Bioprodukten die Regionalität als großes Thema für Qualität und Nachhaltigkeit auch die Zukunftsaussichten der Sonsbecker Landwirte verbessern könnte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort