Kreis Bei der Steag gehen die Lichter aus

Kreis · Seit gestern ist es offiziell. Nachdem seit September klar ist, dass RWE zwei Kraftwerksblöcke in Voerde-Möllen zum 31. März schließen wird, hat die Steag gestern mitgeteilt, dass sie die Stilllegung der zwei übrigen Blöcke des Kraftwerks beantragt hat.

 Wenn die Bundesnetzagentur nicht noch anders entscheidet, werden im nächsten Jahr am Standort Möllen nach den RWE-Kraftwerksblöcken auch die der Steag stillgelegt.

Wenn die Bundesnetzagentur nicht noch anders entscheidet, werden im nächsten Jahr am Standort Möllen nach den RWE-Kraftwerksblöcken auch die der Steag stillgelegt.

Foto: Martin Büttner

Wesel Die Bundesnetzagentur könnte die Schließung der beiden Kraftwerksblöcke zwar noch verhindern, indem sie sie für "systemrelevant", sprich zur Sicherung der Stromversorgung unverzichtbar erklärt, doch damit rechnet niemand. Schließlich hat die Regulierungsbehörde das schon für die beiden RWE-Blöcke verneint, deren Stilllegung damit beschlossene Sache war. Voerdes Bürgermeister Dirk Haarmann sprach gestern nach Bekanntwerden der Steag-Pläne von "keinem guten Tag für unsere Stadt und die gesamte Region". Sein Mitgefühl und seine Sorge gelte insbesondere den betroffenen 300 Steag-Beschäftigten und ihren Angehörigen. "Ich hoffe, dass für sie alle eine sozialverträgliche Lösung gefunden wird", sagte Haarmann. Der Steag-Konzernbetriebsratsvorsitzende Ralf Melis hat zwar gestern erklärt, dass gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) bereits ein Konzernsozialplan und Rahmeninteressenausgleich erarbeitet worden sind, die das Ziel habe, "den Stellenabbau sozialvertraglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen zu vollziehen".

Diesen Plan kennt Haarmann noch nicht. man werde sehen müssen, ob dieses Ziel tatsächlich erreicht werden könne, schließlich plane die Steag ja nicht nur die Stilllegung der beiden Voerder Blöcke. Insgesamt hat der Konzern bei der Bundesnetzagentur die Stilllegung von fünf Kraftwerksblöcken - drei in Nordrhein-Westfalen und zwei im Saarland - für das kommende Jahgr beantragt und will sich damit von rund 40 Prozent seiner Steinkohlekapazität - rund 2500 Megawatt - trennen.

Haarmann denkt aber auch daran, was die Stilllegung der Voerder Blöcke insgesamt für die Wirtschaft in Voerde und in der Region bedeutet. "Ich weiß zwar, dass viele Zulieferer in der Vergangenheit versucht haben, sich ein zweites Standbein neben der Steag aufzubauen, doch zurzeit lassen sich die Auswirkungen der Schließung auf diese Betriebe noch nicht absehen", erklärte Voerdes Bürgermeister.

Wie Haarmann sagte, habe die Stadt schon nach den RWE-Schließungsplänen, Kontakte zu den zuständigen Ministerien in Bund und Land aufgenommen. Diese müssten nun fortgeführt und intensiviert werden, um eine in die Zukunft tragende Lösung für den Standort in Möllen zu entwickeln.

Von den beiden Konzernen RWE und Steag erwartet Haarmann, dass sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und nach einer Stilllegung der Kraftwerksblöcke eine Fläche hinterlassen, die entwicklungsfähig ist. "Eine Hängepartie darf es nicht geben", forderte der Voerder Bürgermeister. Er halte gar nichts davon, wenn jetzt etwa eine Werkstatt mit ein paar Arbeitsplätzen erhalten werden sollte und damit eine zukunftsfähige Entwicklung des Areals blockiert würde.

Aus Sicht der Steag geht an der Stilllegung von Steinkohlekapazitäten kein Weg vorbei.

Der Konzern, der seinen Kraftwerkspark durch frühzeitige Optimierung der Kosten und Erlösstruktur lange im Markt habe halten können, müsse nun jedoch der drastisch verschlechterten Marktumgebung Rechnung tragen, heißt es in der Pressemitteilung der Steag zum Stilllegungsantrag. "Das ist ein harter und trauriger Schnitt, aber unumgänglich, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Steag zu erhalten", lässt sich Joachim Rumstadt, der Vorsitzende der Geschäftsführung, zitieren.

(RP)
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