Xanten Amprion erläutert die Stromautobahn

Xanten · Vertreter des Dortmunder Übertragungsnetzbetreibers hatten gestern in Xanten und Rheinberg viele aufmerksame und nicht selten auch besorgte Zuhörer. 90 Prozent eines einzigen Sonsbecker Betriebs liegen im Bereich der möglichen A-Trasse.

 Projektsprecher Jonas Knoop von Amprion (r.) erläutert dem Xantener Grünen-Ratsherrn Frank Seitz den geplanten Verlauf der linksrheinischen Trasse: von Appeldorn über Sonsbeck in den Kreis Kleve.

Projektsprecher Jonas Knoop von Amprion (r.) erläutert dem Xantener Grünen-Ratsherrn Frank Seitz den geplanten Verlauf der linksrheinischen Trasse: von Appeldorn über Sonsbeck in den Kreis Kleve.

Foto: Armin Fischer

300 Kilometer lang soll A-Nord werden, jene Trasse, die ab 2025 zwei Gigawatt elektrische Leistung von der Nordsee nach Nordrhein-Westfalen und dann nach Baden-Württemberg übertragen soll. In Behördeninfos, acht Bürgerveranstaltungen und 29 Beratungen im Infomobil stellt derzeit die Amprion GmbH ihre geplante Trassenführung von Hamminkeln bis voraussichtlich Osterath vor. Gestern waren die Dortmunder, eine von bundesweit vier Betreibern der Stromautobahnen, ihre Lieblingstrasse in Xanten und Rheinberg vor.

Im Infomobil auf dem Xantener Markt hatte das dreiköpfige Team mit Projektsprecher Jonas Knoop nach einer kurzen Anlaufphase keine Möglichkeit, auch nur eine Sekunde lang einen Kaffee zu trinken. Mehr als 30 Besucher schoben sich nach und nach durch die gläserne Schiebetür, und wenn es "nur" über ein grundsätzliches Gespräch über die weitere Trassenführung ging. Renate und Stephan Gollan, die draußen am südlichen Xantener Stadtrand wohnen, fürchten in der "Birtener Linie" nämlich auch um Obstbäume, für die es oberhalb der zwei, drei Kabel-Schächte und im 24 Meter breiten Schutzstreifen, nicht einmal eine Entschädigung geben würde. Diese Linienführung, so Jonas Knoop, scheide aber - immer vorbehaltlich einer Zustimmung der Bundesnetzagentur - wohl endgültig aus. Vor allem aber aus den Grenzbereichen der Kreise Kleve und Wesel gab es eine ganze Reihe von Besuchern - aus Appeldorn zum Beispiel oder Manfred Voigt von der evangelischen Kirchengemeinde Uedem, der "grundsätzlich nichts gegen die Erdtrasse" hat, einen betroffenen Pächter einer landwirtschaftlich genutzten Fläche aber ausführlich über das informieren möchte, was auf ihn zukommt. Derartige Sorgen summieren sich bei Markus Mott aus Sonsbeck, dessen Betrieb mit Milchkuhhaltung samt Futteranbau, Kartoffeln, Zuckerrüben und Getreide zu 90 Prozent im Korridor an der Autobahnanschlussstelle Sonsbeck der A 57 liegt. Und der macht sich schon große Gedanken über die Maisabfuhr während der Bauphase ab 2021, die späteren Ertragsausfälle und die Existenzmöglichkeiten auch seines Sohnes bei einem total zerschnittenen Gebiet, in dem zum Beispiel Wirtschaftswege abgeschnitten und Umwege notwendig werden. Solch tatsächlichen Extremfälle, so Knoop, stünden ganz oben auf der Agenda späterer Verhandlungsrunden mit den Betroffenen.

Aber selbst wenn alles, auch die einmalige Entschädigung in Höhe von 30 Prozent des Verkehrswerts der betroffenen Fläche irgendwann zufriedenstellend verhandelt sein würden: "Der Aufwand für mich als Landwirt ist riesig", ärgert sich Mott. "Ich müsste dafür eigentlich einen eigenen Mitarbeiter einstellen."

Von Xanten aus steuerte das Amprion-Team gestern Rheinberg an, wo Jonas Knoop, Claudia Herdeckehoff und Stefan Sennekamp den Info-Bus am Rand des Großen Marktes parkten. Schon nach einer knappen Stunde hatten rund 20 Frauen und Männer das Informationsangebot genutzt. Auch ein Grundstückseigentümer aus Moers-Repelen, der sagte: "Ich hoffe, dass der Kelch an mir vorübergeht. Denn wenn man landwirtschaftlich genutzte Flächen hat, ist es eine Katastrophe, wenn die Leitungen darauf verlegt werden. Denn die Fläche können sie später nur noch eingeschränkt nutzen." 1,80 bis zwei Meter tief liegen die Leitungen, 24 Meter breit ist der sogenannte Schutzstreifen. Der Arbeitsstreifen sogar 35 Meter.

Auch Heinz-Jürgen Lenz aus Borth, kommunalpolitisches Urgestein der Freien Demokraten, nimmt die Möglichkeit der Information wahr. "Ich möchte gerne wissen, was da auf uns zukommt", sagte er.

(RP)
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