Xanten Achterhoek - wo das Bier zu Hause ist

Xanten · Jürgen Bey hat ein neues Hobby entdeckt. Er braut Bier. Noch befindet sich das Projekt des IT-Fachmanns in der Testphase. Er findet aber, dass ein Golddorf durchaus eine eigene Brauerei verdient hat. Kelderhorst heißt das Bier.

Xanten: Achterhoek - wo das Bier zu Hause ist
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Es riecht würzig. Manch einer wird den warmen, malzigen Duft sicher als Wohlgeruch empfinden, der eine gewisse Vorfreude weckt. Jürgen Bey rührt in einem Topf. Malz und Wasser köcheln vor sich hin. Freitag ist Brautag.

Der Achterhoeker zeigt auf das Herzstück, einen Kupferkessel. Bis zu 40 Liter Bier können darin gebraut werden. Aktuell sind es 20 Liter in der Woche, die sich in der kleinen Küche, unweit der Achterhoeker Mühle, zusammenbrauen. Im Moment ist alles noch in der Testphase. Das Bier, das Bey braut, wird fachmännisch verkostet. "Ich habe sechs Leute. Wir treffen uns zum Tasting-Panel", sagt Bey. Bewertet wird das Getränk nach Noten von eins bis zehn. Darin liegt schon eine gewissen Ernsthaftigkeit.

Denn wenn es nach Bey geht, muss es nicht bei der kleinen Hausbrauerei für den Familien- und Freundeskreis bleiben. "Ich finde, so ein Bier muss eine Heimat haben, und wenn das Bier von hier kommt, hat es eine Heimat." Und noch etwas fällt ihm ein. "Ein Golddorf hat seine eigene Brauerei verdient." Denn nachdem Achterhoek beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" Gold auf Landesebene holte, geht es nun für die Achterhoeker auf Goldkurs in den Bundeswettbewerb.

Einen Namen hat das Bier auch schon. "Kelderhorst" ist auf den Etiketten zu lesen, die Beys Frau Marion Holbeck bereits entworfen hat. Der Name ist nicht einfach aus dem Ärmel geschüttelt, sondern hat einen festen Grund. Kelderhorst, so heißt der alte Bierkeller am Zuhause von Beys Eltern. Kelder steht für Keller, übersetzt der Bierbrauer. Horst ist die Bezeichnung für einen angeschütteten Keller. Um Bier zu kühlen, wurden Keller mit dicken Wänden benötigt. Von außen wurde Erde angeschüttet, damit Sonne und Wärme keine Chance hatten.

In dem alten Bierkeller in Achterhoek wurde Bier aus einer der Brauereien aus dem Nachbarort Kapellen gelagert. Platz wäre genug, um im alten Bierkeller eine größere Brauanlage zu installieren. Eine Gelegenheit das Bier zu verzehren, die gäbe es auch in der Umgebung. "Pop-up-Biergarten", bringt Bey eine Idee ins Spiel, die grüne Wiese rund um die Mühle gastronomisch zu nutzen. Ein Biergarten, der nicht immer da ist, sondern nur nach Bedarf.

Aber erst einmal befindet sich das Projekt in der Testphase, und Bey taucht immer tiefer in das Wissen der Bierbrauer ein. Auf einem Schränkchen liegt der Klassiker von Wolfgang Kunze "Technologie Brauer und Mälzer". Aber es gebe auch Foren im Internet und Anfängerbücher, die einen auf den ersten Schritten begleiten, erklärt uns Jürgen Bey.

Angestoßen wurde die Idee zum Selberbrauen durch einen Bericht in einer Zeitschrift. "Die sieht ordentlich aus. Das Auge braut schließlich mit", hatte sich der Achterhoeker gedacht, die kleine Anlage besorgt und losgelegt. Er rührt in dem Topf und erklärt, was geschieht. Ein Computer bringt das Malz-Wasser-Gemisch auf die passende Temperatur. Zweieinhalb Stunden brodelt das vor sich hin. Nach dem Maischen kommt das Abläutern. Die Würze wird mit Hopfen versetzt und gekocht. In der Küche stehen verschiedene Sorten Hopfen, "Summit" aus den USA und "Hallertauer Perle" aus Deutschland. Der Hopfen bestimmt, wie bitter das Bier wird. Bey ist bereits als "Frauenbierversteher" gelobt worden. Er lächelt, ein Bier, nicht zu bitter im Geschmack, ist eher zufällig entstanden, weil er weniger Hefe, als im Rezept vorgesehen war, verwendet hat. Die Kunst sei es allerdings, als Brauer genau diese Konstellation noch einmal hinzubekommen. Altbier, Helles und Bockbier hat er schon gebraut. Ziel ist ein Grundbier zu kreieren, das jeder trinken mag. "Das Schöne ist, bei einer kleinen Anlage bist du frei, weiter zu experimentieren", sagt Bey und lächelt.

Weiter geht es mit dem Bierbrauen. Nach dem Kochen und Abkühlen enthält die entstandene Würze noch keinen Alkohol. Die Umwandlung des Zuckers in Alkohol übernimmt die Hefe. Das Ganze passiert im Gärfass. Später erfolgt die Nachgärung im Reifefass. Das Finale (vor dem Trinken) ist das Abfüllen in Flaschen und Fässer. Deren Inhalt: echter Kelderhorst, made in Achterhoek.

(RP)
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