Xanten 3600 Kilometer mit dem Auto durch Australien

Xanten · Der 29-jährige Xantener Steffen Tabke nahm an der Experience Tour 2015 teil - ein eindrucksvolles Erlebnis.

 Immer wieder musste der Konvoi Wasserläufe durchqueren, wie hier am Koolatong River.

Immer wieder musste der Konvoi Wasserläufe durchqueren, wie hier am Koolatong River.

Foto: Busse, Axel

Staubige rote Pisten, ausgedörrte Wüstenpassagen, Insektenschwärme und verkohlte Eukalyptusbäume säumten die Wege der Abenteurer: Die Land Rover Experience Tour (LET) 2015 verlange den Teilnehmern einiges ab. Belohnt wurden sie mit dem Anblick des majestätischen Uluru, des heiligen Bergs der australischen Ureinwohner. Mittendrin: Steffen Tabke aus Xanten. Lesen Sie hier die Geschichte seiner Expedition nach "Down Unter".

Steffen Tabke war schon als Kind vom fünften Kontinent begeistert. Damals hatte er gern die Folgen der TV-Serie "In the Bush with Malcolm Douglas" gesehen, in der es um die Tiere des Outbacks und eine Krokodil-Farm ging. Aber eigentlich hatte der Ingenieur seine Teilnahme an der LET schon abgeschrieben.

 Auch die australische Presse interessierte sich für die Tour der deutschen Abenteurer.

Auch die australische Presse interessierte sich für die Tour der deutschen Abenteurer.

Foto: Busse, Axel

Der Mitteilungstermin für die Benennung war schon überschritten, und ich hatte mir keine Hoffnungen mehr darauf gemacht", erzählt er. "Dann aber bin ich doch noch als Nachrücker in die Endqualifikation gekommen.", sagt er glücklich. Denn das Ziel der mehr als 3600 Kilometer langen Geländewagen-Fahrt war das Northern Territory. Der australische Bundesstaat ist rund viermal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, aber es leben nur etwa 250.000 Menschen dort. Ein großer Teil davon sind Aborigines, Nachfahren der australischen Ureinwohner.

Schon der Auftakt der Tour brachte gleich die erste Programmänderung: Unerwartete Sandstürme hatten den ins Auge gefassten Badestopp an einem der schönsten Strände im Arnhem-Land außer Reichweite geraten lassen. "Die Tage in Australien werden lang werden", hatte Expeditionsleiter Dag Rogge die Abenteurer schon vor Beginn der Tour eingestimmt.

Das offizielle Tour-Fahrzeug des Jahres 2015 war der Land Rover Discovery Sport, was nicht frei von Risiken ist. Zwar hat auch er wie alle Land Rover Allradantrieb, aber zum Beispiel keine Gelände-Untersetzung und keine variable Bodenfreiheit. Aber wenn die Offroad-Fähigkeiten der Autos oder das fahrerische Können der Teilnehmer an ihren Grenzen stießen, waren immer noch die Begleitfahrzeuge da, die mit ihren Winden einen Festsitzenden aus dem Schammassel zogen. "Offroad-Fahren im Outback war nicht ganz neu für mich", sagt Tabke, der vor einigen Jahren mit seiner Freundin bereits die Ostküste des Kontinents bereiste, "aber es wurden jetzt viel größere Anforderungen an die Autos und an die Leistungen der Fahrerinnen und Fahrer gestellt".

 Steffen Tabke: Der Xantener war in Australien unterwegs.

Steffen Tabke: Der Xantener war in Australien unterwegs.

Foto: Busse, Axel

Zu den beeindruckendsten Erfahrungen gehörte die Begegnung mit Ureinwohnern des roten Kontinents. Eine Delegation von Aborigines besuchte die Expeditions-Teilnehmer in ihrem Zeltlager nahe einer kleinen Bucht. Den traditionellen Tänzen und Gesängen am Lagerfeuer fehlt eine in Europa bei solchen Anlässen übliche Begleitung - die "geistreichen" Getränke. In weiten Teilen des Arnhem-Gebiets herrscht ein selbst verordnetes und von den örtlichen Behörden kontrolliertes Alkohol-Verbot. Dies soll dem Schutz der Ureinwohner dienen, die in zurückliegenden Jahren häufiger durch Trink-Exzesse und entsprechende Ausfälle von sich reden gemacht hatten.

Rund 90 Prozent der Australier leben an den Küsten, quasi das Gesicht dem Meer zugewandt. Was hinter ihnen, also "back" liegt, ist nicht von großem Interesse, also "out". So entstand der Begriff "Outback", der für das fast menschenleere Innere der australischen Landmasse steht.

 Die Begegnungen mit Aborigines gehörten zu den Höhepunkten der Expedition.

Die Begegnungen mit Aborigines gehörten zu den Höhepunkten der Expedition.

Foto: Axel F. Busse

Aus europäischer Sicht ist das Outback auch ein Ort unkalkulierbarer Gefahren, Heimat von Schlangen und Insekten, die arglosen Campern zum Verhängnis werden könnten. "Klar birgt so ein zeitweiliger Ausstieg aus der Zivilisation auch Risiken", wusste Steffen Tabke schon vor dem Start ins große Abenteuer. Risiken allerdings, die von der Organisatoren, so weit es geht, minimiert wurden. Dominik Doerr war zum Beispiel dabei, ein erfahrener Arzt der schon zahlreiche LET-Touren begleitet hat. Ein 20-Tonnen-Service-Lkw sicherte die wichtigsten Bedürfnisse der Abenteuer ab. Auf einem Fahrgestell deutscher Herkunft, das mit fast 500 PS und 6x6-Allradantrieb ausgestattet ist, ließ Expeditions-Leiter Dag Rogge außer zwei je einen Kubikmeter großen Kühlzellen auch einen Stromgenerator, einen Notarztplatz mit Defibrillator und einen 500 Liter großen Frischwassertank installieren.

Natürlich waren mehrere Kettensägen an Bord, denn für den vier Meter hohen Truck musste der lichte Raum zwischen den Bäumen oft frei geschnitten werden. Das passierte nicht selten, bevor sich die Teilnehmer im Schatten des Ayers Rock in die Arme fallen konnten. "Die LET 2015 wird mir als ein ganz besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben", lautet das Resümee des 29-jährigen Xanteners. "Ich durfte Orte und Menschen kennenlernen, an die ich als einfacher Reisender kaum herangekommen wäre. Die Möglichkeit, seine eigenen Fähigkeiten täglich unter den Bedingungen des Outbacks einzubringen und neues zu lernen, werden mich immer begleiten."

(RP)
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