Kreis 12.700 Zweitjobber im Kreis Wesel steigt auf 12.700

Kreis · (RP Immer mehr Zweitjobber: Rund 12.700 Menschen im Kreis Wesel haben neben dem Haupterwerb noch einen Minijob - 52 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG Nordrhein beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur. Besonders verbreitet sind Zweitjobs demnach im Gastgewerbe: 1470 geringfügig Beschäftigte arbeiten in der Branche im Kreis Wesel - zusätzlich zu einer sozialversicherungspflichtigen Stelle. Gegenüber 2007 stieg ihre Zahl um 68 Prozent.

Hans-Jürgen Hufer, Geschäftsführer der NGG Nordrhein, spricht von einem "alarmierenden Trend". "Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht über die Runden kommen." Auf den ersten Blick verzeichne der Arbeitsmarkt im Kreis steigende Beschäftigungsquoten. Doch die hohe Zahl der Zweitjobber zeige, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmarkt glänzt. Mit Blick auf das Gastgewerbe kritisiert der Gewerkschafter, die Branche dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden. "In Hotels, Pensionen und Restaurants brauchen wir mehr gelernte Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte. Aushilfen können auf Dauer keine Fachkräfte ersetzen." Köche und Oberkellnergewinne man nur, indem man gute Löhne zahle.

Dringenden Handlungsbedarf sieht die NGG Nordrhein auch bei der Politik. "Wenn laut Arbeitsagentur im Kreis Wesel mittlerweile gut jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Nebenjob hat, dann ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen", betont Hufer. Der gesetzliche Mindestlohn sei zwar ein erster wichtiger Schritt gewesen,. Doch mit derzeit 8,84 Euro pro Stunde liege die Untergrenze zu niedrig, um davon allein als Vollzeit-Beschäftigter etwa eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden.

Hufer plädiert dafür, dass Tarifverträge in allen Betrieben einer Branche gelten sollen - unabhängig davon, ob der Chef in einem Arbeitgeberverband ist oder nicht. "Zugleich muss sich die nächste Bundesregierung dringend um die Rente kümmern. Ein Großteil der Menschen, die heute auf einen Zweitjob angewiesen sind, wird im Alter mit Armutsbezügen leben müssen."

(RP)
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