Wülfrath Statt alter Säcke rollen neue Tonnen an

Wülfrath · Die Stadt will die Abfallentsorgung vom Sack auf die Restmülltonne umstellen. Doch so leicht wie erhofft, wird das nicht funktionieren. Beim Bürgerdialog wurden massive Zweifel und viel Kritik am geplanten Abfallkonzept geäußert.

 Bürgermeisterin Claudia Panke (r.), Mitarbeiter und Gäste aus anderen Städten diskutierten über das neue Wülfrather Abfallkonzept.

Bürgermeisterin Claudia Panke (r.), Mitarbeiter und Gäste aus anderen Städten diskutierten über das neue Wülfrather Abfallkonzept.

Foto: D. Janicki

99 Prozent der Kommunen NRWs benutzen zur Abfallentsorgung keine Säcke mehr, sondern haben auf Restmülltonnen umgestellt. Ginge es nach den Verantwortlichen der Stadt, wäre das in Wülfrath bald ebenso. Bevor aber entsprechende Alt-Verträge gekündigt werden und Neuausschreibungen stattfinden (Infobox), sollten die Bürger beteiligt werden. Dazu wurde jetzt im Sitzungssaal des Rathauses über das geplante Abfallkonzept 2017 plus debattiert.

Eingeladen waren dazu nicht nur städtische Experten. Mit Wolfgang Orts vom Baubetriebshof Mettmann sowie dem städtischen Bauwesenleiter Manfred Hein aus Monheim sowie Kämmerer Jürgen Hollenberg aus Heiligenhaus waren auch drei Vertreter aus Nachbarstädten dabei, die von ihren Erfahrungen mit der Tonne berichten konnten. Und obwohl die durchweg gut sind - selbst in Mettmann zog Wolfgang Orts nach Anlaufschwierigkeiten ein positives Resümee -kamen aus der Bürgerschaft massive Zweifel.

"Wir wollen den Sack behalten", hieß es rigoros. "Ich sehe nicht ein, warum Tonnen die Gegend verschandeln sollen." Es müsse viel mehr zur Abfallvermeidung getan werden, dazu stünde im städtischen Konzept bislang nichts. Nach welchen Kriterien denn welches Fassungsvermögen ausgewählt würde und wenn zukünftig der Müllpreis danach berechnet wird, wie viel tatsächlich in der Tonne entsorgt wurde, müsste ein zuverlässiges Wiegessystem installiert werden. "Wie aber wird der Müll des einzelnen erfasst?" wollte ein Anwohner aus der Hermann-Hesse-Straße wissen. "Manche verursachen viel, andere wenig Müll", sagte ein Wülfrather, der zusammen mit 20 weiteren Parteien ein Haus am Kiefernweg bewohnt.

Eine wirkliche Diskussion kam nur schwer in Gang. Auch, weil die prinzipielle Rechtsgrundlage der geplanten Änderung in Frage gestellt wurde. "Es gibt keine rechtlichen Grundlagen für diese Umstellung", sagte ein Anwalt. Weder die sogenannte Lasthandhabungsverordnung noch Einwände des bisherigen Müllentsorgers könnten wirksam herangezogen werden. "Hier wird nicht korrekt argumentiert", fasste der Jurist zusammen, was ihn verärgert. Eine Hausverwalterin thematisierte das Platzproblem: "Es gibt Hochhäuser, die nirgendwo Platz für Tonnen haben." Ähnlich ist es am Kirchplatz und in der Fußgängerzone, auch in den Fels gebaute Häuser wie an der Adresse Am Braken bieten aus Gründen der Topographie keine Außenstellplätze.

Die aus den Nachbarstädten gesammelten Erfahrungen konnten die engagierten Wülfrather wenig besänftigen. Bis zur öffentlichen Ausschreibung hat die Stadt noch einiges zu tun, ihre Bürger vom neuen Konzept zu überzeugen.

(RP)
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