Wülfrath Schulen brauchen neue Lehrpläne

Wülfrath · Bürgermeisterin Claudia Panke sieht Wülfrath als Unterrichtsstandort gut aufgestellt.

 Jutta Misch-Schuber (Sekundarschule), Frieder Winterberg (Realschule), Joachim Busch (Gymnasium) und Robert Freitag (Freie Aktive Schule, v.l.) diskutierten über die Zukunft der weiterführenden Schulen in Wülfrath.

Jutta Misch-Schuber (Sekundarschule), Frieder Winterberg (Realschule), Joachim Busch (Gymnasium) und Robert Freitag (Freie Aktive Schule, v.l.) diskutierten über die Zukunft der weiterführenden Schulen in Wülfrath.

Foto: D. Janicki

Wie kann man Kinder und Jugendliche auf die Lebens- und Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts vorbereiten? Wie muss sich Schule ändern, um den Herausforderungen einer globalisierten und digitalen Welt Rechnung zu tragen? Um die Optimierung der Schullandschaft in Wülfrath ging beim ersten Schulabend, zu dem Ophelia Nick, Ratsfrau der Grünen, ins Awo-Haus eingeladen hatte. Es war eine Fachveranstaltung, bei der nach einem Impulsvortrag des Bildungsexperten Olaf Köster-Ehling (im Vorstand der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft) die Schulleiter aller vier weiterführenden Schulen in Wülfrath zusammenkamen.

"Welten befinden sich immer im Wandel", sagte Olaf Köster-Ehling, deshalb müsse Schule immer wieder neu gestaltet werden. Auf globale Herausforderungen, Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel müsse man reagieren, indem man das "Was, Wie und Wo" komplett neu denke. In den meisten Ländern nähmen die tradierten Fächer wie Muttersprache, Fremdsprache, Mathe, Physik und Sozialkunde den Hauptanteil der Unterrichtszeit ein. "Das ist seit den Zeiten von Humboldt so. Zeit, dass man mal ein bisschen loslässt", findet Köster-Ehling. Es müssten neue und alte Themen mehr fächerübergreifend unterrichtet werden. "Das Curriculum muss jedes Jahr neu betrachtet werden", mahnte der Experte.

Die vier Dimensionen der Bildung seien Wissen, "Skills", also Fähigkeiten, und Charakter, umschlossen von einer übergeordneten Ebene des "Meta-Lernens". Alleiniger Frontalunterricht mit dem Ziel der Wissensvermittlung sei nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr sollten sich die Schüler frei zwischen Lernbüros und Werkstätten bewegen können. Ideal sei eine Mischung aus 30 Prozent Frontalunterricht, 30 Prozent Kleingruppe, 30 Prozent Einzelarbeit und 10 Prozent "im Kreis". Der Lehrer werde vom Wissensvermittler zum Wissenbegleiter. Es gehe vor allem um Beziehungen, bei denen jeder Schüler als Individuum angesehen werde. "Viel zu wenig reden wir mit den Kindern über Lernerfolge oder sonstiges". Dabei trage das Lob viel zum Selbstwertgefühl bei - und damit zur Weiterentwicklung.

In der anschließenden Podiumsdiskussion erläuterten die Wülfrather Schulleiter die Systeme ihrer Schulen und ihre Ideen, wie diese in Zukunft entwickelt werden sollten. Joachim Busch, Leiter des Städtischen Gymnasiums, wollte Schule nicht radikal ändern: "Wir werden uns weiterhin auf Wissen spezialisieren." Es komme eben heute auf die Gewichtung von Wissen an und die Fähigkeit, als Schüler selbst Wissen zu gewichten. "Wir nehmen auch neue Studiengänge in den Blick und Berufe, für die man nicht zwingend das Abitur braucht." Näher an den Thesen Köster-Ehlings ist da die Freie Aktive Schule. Dort herrscht das Prinzip der Eigenverantwortung, es gibt keine Klassenverbände und jeder Schüler entscheidet selbst, ob und wann er was lernen möchte. "Es geht um soziale Kompetenz", sagt Mitgründer Robert Freitag. "Scheitern ist Teil des Programms." Frieder Winterberg, Leiter der auslaufenden Realschule, fasste zusammen: "Es ist sehr eindrücklich geworden, wie sehr sich der Lehrerberuf verändert hat."

(tpp)
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