Wülfrath Naivität ist im Internet unangebracht

Wülfrath · In einem Vortrag über digitale Gewalt warnt die Polizei vor den vielschichtigen Gefahren im Datennetz.

Ralf Billen ist etwas enttäuscht - der Einladung der Polizei zum Thema "Digitale Gewalt" im Rathaus während der Woche der Gewalt sind wenige Zuhörerinnen gefolgt. "Ich hätte mir gewünscht, dass vor allem Eltern dieses Angebot in Anspruch nehmen", bedauert der erfahrene Internetkriminalist von der Kreispolizei Mettmann vor Beginn seines Vortrages.

"Früher gab es nur die Strafverfolgung, heute konzentrieren wir uns mehr auf die Prävention, daher ist Aufklärungsarbeit ein wichtiges Thema, mit dem wir auch regelmäßig in die Schulen gehen." Cybermobbing, Cyberstalking - all das sind gängige Begriffe, die den meisten Usern bekannt sein sollten: wie im realen Leben geht es um die permanente Belästigung eines anderen Menschen, zum Beispiel per Messangerdiensten wie Whatsapp oder die öffentliche und permanente Schikane einer Person.

Was aber bedeutet Cyber-Grooming? "Übersetzt bedeutet es die gezielte Kontaktaufnahme im Internet zur Anbahnung sexueller Kontakte", erklärt Billen, "und da sind die entsprechenden Nutzer mehr als kreativ." In Chaträumen oder sozialen Netzwerken gehen gerade junge Mädchen häufig mit eigenen Fotos und Informationen über sich selbst recht freizügig um, meistens aus Naivität. "Da nennt sich dann ein User Julian, 15, und die glauben das. Man muss ihnen eins ganz klar machen: Glaubt nichts, was ihr lest. Julian, 15, kann auch - und das ist nicht selten - Klaus-Bärbel, 53, sein."

Und selbst wenn "Julian 15" tatsächlich der süße 15-jährige Julian aus der Nachbarstadt ist und aus dem Onlineflirt eine reale Liebesgeschichte wird - das Verschicken eigener intimer Fotos birgt grundsätzlich große Gefahren. "In dem Alter", so Billen, "sind die wenigsten Beziehungen für immer. Wenn das dann nach wenigen Wochen oder Monaten in die Brüche geht, passiert es nicht selten, dass diese Bilder öffentlich verbreitet werden. Glauben sie mir, das ist kein schönes Gefühl, wenn diese Mädchen über den Pausenhof gehen und wissen, alle anderen haben sie nackt gesehen."

Eine andere große Gefahr birgt das Herunterladen. Auch da gilt: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.

"Wer Filme auf Seiten wie dem ehemaligen Filmportal Kino.to herunterlädt, macht sich strafbar. Das müsste einem aber eigentlich auch der normale Menschenverstand klar machen, dass kein Produzent einen 200 Millionen Dollar teuren Film kostenfrei zur Verfügung stellt. Außerdem sollten Seiten, die ungewöhnliche Länderkennungen haben, den User eh aufmerksam werden lassen."

(dani)
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