Wülfrath Musiker locken mehr Jazz-Fans

Wülfrath · Joscho Stephan begeistert die Musikkenner im WÜRG-Haus mit Jazz und Gitarrenkunst.

Wülfrath: Musiker locken mehr Jazz-Fans
Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Wer beim Musikhören vor allem an tiefgründigen Texten interessiert ist, der war am Sonntagabend wahrscheinlich nicht im WüRG-Haus.

Auf ihre Kosten kamen dagegen Liebhaber des Jazz und der hohen Gitarrenkunst, als Joscho Stephan mit der Latin-Jazz-Formation "Acoustic Rhythm" sein neues Programm vorstellte. "Das ist bereits unser drittes Konzert in Wülfrath, und es wird jedes Mal voller", freute sich Joscho Stephan über den Zulauf. Und das Fachpublikum erinnerte sich, an handwerklich perfekte Jazzmusik und an die witzigen Zwischenmoderationen des Künstlers. Die Band legte ohne Umschweife los mit "Chica", einer Eigenkomposition von Stephan. Das war Jazz in seiner reinsten Form, den man sich auch gut als Hintergrundmusik in einem Konsolen-Rennspiel, etwa im Autokauf-Menü, vorstellen konnte. Durch die elektrisch verstärken Instrumente bekam die Jazzmusik einen ganz eigenen, vollen Klang. Joscho Stephan stellte seine Mitstreiter vor: An den Percussions Thomas Kukulies, der seit über 30 Jahren bei "Salsa Picante" spielt; am E-Bass Nico Brandenburg, der schon mit Rafael Cortés und Tom Gäbel unterwegs war. "Er macht eigentlich alles, was bezahlt wird", scherzte Joscho Stephan. Schließlich Sebastian Gahler, den Stephan als fantastischen Pianisten bezeichnete. Das besondere am Jazz ist ja, dass alle Instrumente gleich gut zur Geltung kommen, weil es keine eindeutige Lead-Melodie gibt. Nichtsdestotrotz hatten alle Musiker ihre eigenen Auftritte. "Wie sieht es aus mit einem Bass-Solo? Wäre das was für euch?", fragte Joscho Stephan in die Runde und bekam bestätigenden Applaus. Also durfte Nico Brandenburg das nächste Stück "Isn't she lovely" von Stevie Wonder mit seinem E-Bass einleiten. Als der Rest der Band einstieg, steigerte sich das Tempo zu einem wahrhaften Nicht-Trommel-Wirbel, für den es mehrfach Szenenapplaus hagelte.

Ebenfalls eine Komposition von Joscho Stephan war der "Bolero", in Anlehnung an das große Vorbild der Gipsy-Jazz-Szene, Django Reinhardt. Es ist Stephan gelungen, beste Nachtclub-Musik im Stil der 1940er Jahre zu erschaffen, die eventuell von spanischen Gitarrenklängen ergänzt wird und so dem Programm "Latin Jazz" gerecht wird. Doch genug der Kunst, nun zum Kommerz. "Ich habe auch wenige hundert CDs mitgebracht, die Sie zum absoluten Freundschaftspreis von 15 Euro erwerben können", verabschiedete sich Joscho Stephan in die Pause. Ein Autogramm gebe es kostenlos dazu, so der Witzbold, mit einem goldenen, 1500-Euro teuren Füller und goldener Tinte. "Da verdienen wir gar nichts mehr dran, das machen wir alles nur für Euch!".

(tpp)
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