Wülfrath Mit der Kamera in die Unterwelt

Wülfrath · Eine Spezialfirma sanierte am Wochenende den Abwasserkanal unter der Wilhelmstraße. Um den Verkehr in der Innenstadt so wenig wie möglich zu stören, wurde nachts gearbeitet.

 Kolonnenführer Klaus Oldenschläger überwachte in seinem Fahrzeug am Monitor den Fortgang der Kanalsanierung in der Wilhelmstraße.

Kolonnenführer Klaus Oldenschläger überwachte in seinem Fahrzeug am Monitor den Fortgang der Kanalsanierung in der Wilhelmstraße.

Foto: dietrich Janicki

In einer Nachtschicht suchten Klaus Oldenschläger und sein Team nach undichten Stellen. Mit einer Kamera bereisten sie die Wülfrather Unterwelt. Die Bilder zeigten, dass dort alles sauber ist, offenbarten jedoch auch Risse und leichte Deformierungen.

"Deshalb müssen wir den Abwasserkanal unter der Wilhelmstraße sanieren. Sonst besteht die Gefahr, das Grundwasser zu verschmutzen", erklärte Klaus Oldenschläger. Der Kolonnenführer der Firma Aarsleff überwachte die Arbeiten in der Technikzentrale am Monitor. "Das Meiste läuft mehr oder weniger automatisch. Doch ich kontrolliere die Temperatur und schaue, ob die Anlage in Betrieb bleibt."

Der Abschnitt wurde vorher gespült und gründlich gereinigt. "Dann hat er einen Bypass gelegt bekommen. Eine Blase sperrt ihn ab und eine Pumpe leitet das Wasser um." Während oben der Verkehr den Bereich zwischen Düsseler Straße und Am Diek umfahren musste, prüfte die Kamera, ob unter der Erde alles nach Plan läuft. "Da wir mit Strom arbeiten, müssen wir Wasser gänzlich von uns fern halten", sagte Oldenschläger.

Auf ihrem Rückzug zog die Kamera ein Seil durch die 70 Zentimeter große Röhre und eine Winde brachte den in Harz getränkten Glasfaserschlauch, einen so genannten Inliner, in Position. "Dann verschließen wir ihn an beiden Enden, stellen ihn mit Luftdruck auf und härten ihn mithilfe einer UV-Lichterkette aus." Die Strahler mit acht Mal 1000 Watt ließen 80 Zentimeter pro Minute aushärten. "Insgesamt bearbeiten wir heute Nacht 55 Meter, sind also in etwa drei Stunden fertig", berichtete Klaus Oldenschläger.

Mit Verzögerungen rechnete er nicht. "Es kann bei technischen Geräten immer mal etwas ausfallen, doch in der Regel passiert das nicht. Und falls doch, wissen wir, was zu tun ist." Berechnungen hatten im Vorfeld bereits Aufschluss darüber gegeben, wie belastbar das Material sein muss. "Wir haben jetzt hier eine Wandstärke von fünf Millimetern", sagte Klaus Oldenschläger.

Er ist zuversichtlich, dass die Stadt sich eine solche Sanierung künftig sparen kann. "Nach fünf Jahren fährt noch einmal eine Kamera durch den Kanal. Doch wenn wir alles richtig gemacht haben, dann passiert mit diesem Abschnitt nie wieder etwas, und wir machen alles richtig", betonte der Fachmann.

Er und sein Team legten bewusst eine Nachtschicht ein, um den Verkehr in der Wülfrather Innenstadt so wenig wie möglich zu stören. "Wenn wir fertig sind und die Leute morgen frühstücken, ist hier alles wieder schick und kaum einer hat etwas gemerkt."

Ab den frühen Morgenstunden rollten auch wieder die Busse durch die Wilhelmstraße.

(tpp)
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