Interview mit Claudia Panke Mehr Wohnungen, Kitas und Klassen nötig

Wülfrath · Die Bürgermeisterin sieht 2016 ein schweres Jahr auf die Stadt zukommen. Vor allem das Thema Flüchtlinge steht oben an.

 Claudia Panke sieht Wülfrath vor einem schweren Jahr.

Claudia Panke sieht Wülfrath vor einem schweren Jahr.

Foto: Achim Blazy

Es ist jetzt eineinhalb Jahre her seit ihrer Wiederwahl als Bürgermeisterin. Die Zeit verging wie im Flug.

 Die Kaffeetasse in ihrem Büro trägt die englischsprachige Aufschrift: In jeder Herde gibt es ein schwarzes Schaf. Dazu eine Comic-Zeichnung von Schafen.

Die Kaffeetasse in ihrem Büro trägt die englischsprachige Aufschrift: In jeder Herde gibt es ein schwarzes Schaf. Dazu eine Comic-Zeichnung von Schafen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Panke Sie haben recht. Auch mir kommt es nicht schon so lange vor. Aber das liegt an den vielen Themen, die sei Mai 2014 in Angriff genommen wurden.

Vor allem die Flüchtlinge beschäftigen die Wülfrather.

Panke Es ist eine ungeheure Herausforderung für die Stadt. Das nächste Jahr wird noch deutlich schwieriger werden, wenn die Zahlen so bleiben. Momentan haben wir die Notunterkunft in der Sporthalle des Gymnasiums mit maximal 150 Menschen belegt. Dazu kommen jetzt seit einigen Tagen wieder steigende Zahlen bei den Regelzuweisungen: etwa 20 bis 30 Personen wöchentlich. Das ist eine Herausforderung, die im nächsten Jahr noch manche Kraftanstrengung fordern wird.

Was heißt das für die geplanten Asylbewerberneubauten an der Fortunstraße und In den Eschen?

Panke Die Fortunastraße wird hoffentlich im Sommer fertig. Der Neubau In den Eschen ist eigentlich für 2017 geplant. Vielleicht müssen wir das auch vorziehen.

Welche Kraftanstrengungen warten 2016 außerdem?

Panke Wir werden das Thema Bauen intensivieren müssen. Der Grund ist klar: Die Menschen, deren Asylantrag positiv entschieden ist, werden Wohnraum, Schulen und Kindergartenplätze brauchen. Wie viele von ihnen dann letztlich aber in Wülfrath bleiben oder zu uns kommen, steht in der Glaskugel. Das ist das Schwierige.

Die Stadt Wülfrath wird alle Zahlen und Prognosen überprüfen und eventuell über den Haufen werfen müssen.

Panke Wir haben kaum Einfluss auf die Steuerung. Es wäre gut, wenn neben Einzelpersonen auch Familien mit Kindern für eine Mischung sorgen. Wenn wir die Zahlen von Flüchtlingen und Asylbewerbern mit einer Bleibeperspektive betrachten, könnten wir in Zukunft von einem Bevölkerungswachstum von etwa 500 Menschen (etwa 2,3 Prozent) in einem Jahr ausgehen.

Darin enthalten sind nicht nur die Flüchtlinge und Asylbewerber, sondern möglicherweise auch der Nachzug von Familienangehörigen?

Panke Ja. Das ist zu erwarten, denn die Strukturen sind oft andere als hier. Die Familien haben in der Regel mehr Kinder.

Der Rat hat einstimmig für mehr sozialen Wohnraum plädiert. Auch Kita- und Schulplätze werden nötig sein.

Panke Ich hänge nicht so sehr am Wort sozialen Wohnungsbau. Es muss in erster Linie bezahlbarer Wohnraum sein.

Es gibt ja durchaus Vorschläge, wo es preiswerten Wohnraum geben könnte.

Panke Manche denken zum Beispiel an den Sportplatz Düssel, der ja aufgegeben wird. Ich befürworte das nicht. Ich denke, es muss auch künftig unabhängig von bezahlbarem Wohnraum höherwertige Häuser und Wohnungen in Wülfrath geben. Wir müssen auch daran denken, dass wir in Zukunft attraktiv nach außen für Zuzügler bleiben.

Kommt der Stadttochter GWG nicht eine besondere Aufgabe beim Thema Wohnen zu?

Panke. Klares Ja. Sie arbeitet derzeit an einem Konzept, in dem noch in diesem Jahr Bauanträge für verschiedene Flächen im Stadtgebiet gestellt werden sollen. Das soll sich noch in diesem Jahr klären.

Werden neue Gruppen in Kindertagesstätten reichen oder könnten auch neue Kitas notwendig werden.

Panke Eventuell muss man auch über Neubauten nachdenken.

Ist das Thema Sprache nicht das A und O einer möglichst erfolgreichen Integration?

Panke Ja. Deshalb gibt es jetzt auch ab Februar am Gymnasium eine Einsteigerklasse, in der die Kinder und Jugendliche zusammengefasst vor allem Deutsch lernen.

Noch einmal zurück zu ihrer Wiederwahl im Mai 2014. WG, CDU und FDP unterstützten Sie damals. Sie sagten, auch künftig mit wechselnden Mehrheiten operieren zu wollen. Nun hat sich eine Art Großer Koalition von SPD und CDU gebildet, die mit Mehrheit deren Ziele durchbringt. Was heißt das für Sie?

Panke Die Verwaltung und ich haben Ziele, von denen wir die Politik überzeugen wollen. Ich will die Mehrheiten finden. Nur das neue Abfallkonzept ist bislang nicht so durchgekommen wie von der Verwaltung geplant. Es wird um ein Jahr nach hinten geschoben. Klar ist: Auch die CDU braucht immer einen oder zwei Partner. Das sehe ich entspannt.

Es ist noch sehr früh, wie schauen Sie heute auf 2020, wenn wieder gewählt wird?

Panke Es macht Spaß und ich habe noch genug Energie. Aber das fragen Sie mich besser erst 2018.

UWE REIMANN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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