Wülfrath Kids malen zur Strafe blaue Luftblasen

Wülfrath · Bei den jungen Sprayern, die die vorher triste Wand vor der Wülfrather Wasserwelt verschönert haben, handelt es sich um straffällige Erst- und Wiederholungstäter. Sie leisten im Graffiti-Projekt ihre verordneten Sozialstunden ab.

 Bürgermeisterin Claudia Panke begutachtete mit Projektleiterin Giuseppina Cagna, Graffiti-Künstler Javier Landa Blanco (vorne, v.r.), Jörg Böttcher (Verein Neue Wege), Gerd Höhndorf (Betriebsleiter WWW) und Maler und Lackierer Andreas Kalkan (hinten) die Verschönerung der Wand am Schwimmbad.

Bürgermeisterin Claudia Panke begutachtete mit Projektleiterin Giuseppina Cagna, Graffiti-Künstler Javier Landa Blanco (vorne, v.r.), Jörg Böttcher (Verein Neue Wege), Gerd Höhndorf (Betriebsleiter WWW) und Maler und Lackierer Andreas Kalkan (hinten) die Verschönerung der Wand am Schwimmbad.

Foto: Dietrich Janicki

"Vom Talent her ist diese Gruppe Jugendlicher eine der besten, mit der ich bisher im Rahmen des Graffiti-Projekts zusammengearbeitet habe", lobt der spanische Künstler Javier Landa Blanco die 10 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die unter seiner Anleitung ein Graffiti aus dreidimensional wirkenden Luftblasen auf einem wasserblauen Untergrund auf die Mauer vor der Wülfrather Wasserwelt gezaubert haben.

Bei den jungen Sprayern handelt es sich um straffällige Erst- und Wiederholungstäter, die ihre vom Jugendgericht angeordneten Sozialstunden ableisten. "Oft werde ich gefragt, ob die Teilnahme an so einem Projekt nicht eher Belohnung als Strafe für die Kids ist", erzählt Giuseppina Cagna, die bei der Stadt Heiligenhaus als Jugendgerichtshelferin tätig ist. Sie hat das Graffiti-Projekt vor fünf Jahren initiiert und leitet es hauptverantwortlich. Hinter dem Verordnen von gemeinnütziger Arbeit stecke schließlich der Gedanke, damit den Schaden, den die Jugendlichen verursacht haben, der Gesellschaft gegenüber wieder gut zu machen, so die engagierte Pädagogin. Dass es vielen mehr Spaß mache, an einer Graffiti-Aktion teilzunehmen als in öffentlichen Grünanlagen zu fegen oder Unkraut zu zupfen, führe schließlich zum selben Ergebnis: Beides kommt der Allgemeinheit zugute.

"Außerdem ziehen die Jugendlichen aus der Anerkennung, die ihnen bei dieser Art von 'Strafarbeit' zuteil wird, jede Menge positive Energie", fügt Jörg Böttcher, Schriftführer und Pressesprecher von "Neue Wege e.V.", hinzu. Dieser Verein arbeitet in den Städten Mettmann, Wülfrath, Heiligenhaus und Haan mit der Jugendgerichtshilfe zusammen, um Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene davor zu bewahren, erstmals oder auch erneut straffällig zu werden.

Mit dem Ergebnis des aktuellen Graffiti-Projekts zeigte sich bei ihrem Besuch bei den Jugendlichen auch Wülfraths Bürgermeisterin Dr. Claudia Panke restlos begeistert: "Die Innenstadt hat durch Euch einen neuen, tollen Eyecatcher bekommen", lobte sie den Künstler und sein Team. Gemeinsam mit Javier Landa Blanca und Gerd Höhendorf, dem Leiter der Wasserwelt, schmiedete sie vor Ort bereits weitere Pläne zur Verschönerung der Schwimmhalle. "Die Waschbetonfassade und auch der Sockel könnten auch ein so tolles Graffiti-Motiv vertragen wie die Mauer und die Pfeilern", so die Bürgermeisterin. Fotos von beiden Wänden hat Javier Landa Blanca direkt gemacht, um schon mal an möglichen Verschönerungs-Varianten zu tüfteln.

Über die positive Resonanz auf den Einsatz ihrer Schützlinge freute sich auch Giuseppa Cagna. "Als ich die Idee, Graffiti-Projekte zur Ableistung von Sozialstunden anzubieten, vorgestellt habe, waren viele zuerst skeptisch. Denn sie dachten bei Graffiti direkt an Schmierereien an Hausfassaden. Inzwischen ist es so, dass die Städte uns von selbst Flächen anbieten", so die Jugendgerichtshelferin, bevor sie mit Javier Landa Blanco und den Jugendlichen weiter nach Heiligenhaus fuhr. Hier wird die Truppe die Wand eines Innenstadt-Cafés verzieren.

(krue)
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