Wülfrath Ghanaer kämpft um seine Ausbildung

Wülfrath · Elke Voss' Familie nahm den 19-jährigen Ghanaer Clement Opoku Appiah nach langer Flucht in Düssel auf. Sie holten ihn im August 2015 aus einer Notunterkunft. "Das geht nicht", war erst die Antwort der Behörde. Nun arbeitet er als Maler- und Lackiererlehrling. Doch die Abschiebung droht.

 An der Haustür der Familie Voss in Düssel: Neben dem Türschild der Familie ist jetzt auch eins für den Ghanaen Clement Opoku Appiah angebracht.

An der Haustür der Familie Voss in Düssel: Neben dem Türschild der Familie ist jetzt auch eins für den Ghanaen Clement Opoku Appiah angebracht.

Foto: rei

Morgens um sechs Uhr, bei Eiseskälte im Winter, steht Clement Opoku Appiah jeden Tag an der Haltestelle in Düssel und wartet auf den Bus, der ihn nach Wuppertal zu seiner Ausbildungsstelle bringt. Er ist solche Temperaturen nicht gewohnt aus seiner Heimat, doch er hält durch. "Es ist unglaublich diszipliniert, denn er will ja diese Ausbildung", sagt Elke Voss. Sein Chef ist äußerst zufrieden mit seinen Leistungen, auch das Sprechen geht immer besser.

Der junge Mann hat aber nicht nur mit dem kalten Wetter zu kämpfen. Weitaus aufreibender ist der Kampf mit der Gesetzeslage. Der Westafrikaner hat schlechte Aussichten in Deutschland und bei Familie Voss zu bleiben, denn Ghana gilt als sicheres Herkunftsland.

Deshalb schauen Clement Opoku und Elke Voss' Familie auch nervös auf den 16. März. Dann gibt es für ihn eine erneute Anhörung bei der Bezirksregierung Düsseldorf und die wird dann entscheiden, ob der Ghanaer in Deutschland bleiben kann.

Immerhin hat er sich im vergangenen halben Jahr in Düssel eingelebt. Elke Voss hatte mit Ehemann Thomas und Tochter Melissa den Afrikaner im Sommer aus der Notunterkunft in Vohwinkel geholt. Seitdem lebt er als neues Familienmitglied im Haus in Düssel. Die Behörden hatten dieses Verhalten anfangs kategorisch abgelehnt und erklärten die Notwendigkeit, in der Flüchtlingsunterkunft leben zu müssen.

Für die Bezirksregierung ging das mit der Integration, der Ausbildungsvermittlung, dem Kümmern überhaupt viel zu schnell - und war zu erfolgreich. Die Behörde legte damals ihr Veto ein und veranlasste, dass Opoku wieder zurück in die Notunterkunft nach Vohwinkel musste. Der Grund: Er sei kein anerkannter Asylbewerber. Dann die Wende: Die Bezirksregierung sah, dass Opoku keine Kosten verursacht, eine Ausbildung machen wollte und Familie Voss für alle Kosten aufkommen werde. Die Akte Voss/Opoku läuft seitdem unter der Behördenbezeichnung "Familienzusammenführung".

Doch so sehr Opoku nun mit der Lehre Boden unter den Füßen hat, so sehr liegen noch die dunklen Schatten der Flucht auf dem Leben des jungen Mannes. "Er ist traumatisiert durch Gewalt und Todesangst", sagt Voss. Vor drei Jahren war Opoku aus seiner Heimatstadt Kumasi in Ghana geflohen. Die Eltern sind gestorben. Er wurde von seinem heute 22-jährigen Bruder weggeschickt, weil er kein Geld mehr hatte, um für drei Geschwister Schulgeld zu bezahlen. Er musste seine Familie verlassen. Seine jüngeren Geschwister sind heute 12 und 14 Jahre alt, leben inzwischen bei einer anderen Familie in Ghana. Seit Opoku seine Maler- und Lackiererausbildung im Herbst begonnen hat, lebt er sparsam. 100 Euro schickt er jeden Monat für die Ausbildung seiner beiden jüngeren Geschwister, 300 Euro spart er, nur die 60 Euro für das Bus-Monatsticket muss er zahlen.

Er weiß dieses selbst verdiente Geld zu schätzen, weiß Voss. Immerhin hat er harte Zeiten hinter sich. Opoku flüchtete damals durch die Wüste über das Mittelmeer, schlug sich bis Bulgarien durch, wo er registriert wurde - und sofort ins Gefängnis geworfen wurde. Schließlich gelangte er nach Deutschland, nach Wuppertal. Dort lernte Voss, die in der Freien evangelischen Gemeinde in Vohwinkel engagiert ist, den jungen Mann kennen. "Das ist ja noch ein Kind, das schon so viel Schreckliches miterlebt hat", stellte sie damals fest.

Derzeit hat Opoku eine Aufenthaltsgestattung mit Arbeitserlaubnis. Der Asylantrag hat nur schlechte Chancen anerkannt zu werden, weiß auch Voss. Der 16.März wird Klarheit bringen. Sie hoffen auf eine Duldung. Doch selbst wenn der 19-Jährige nach Ausbildung und Arbeit zurück nach Afrika gehen müsste, "hätte er eine Ausbildung und hätte dort gute Chance auf ein besseres Leben", sagt sie. Deshalb spart Opoku auch so diszipliniert. Wenn er nach Afrika zurück müsste, will er wenigstens einen kleinen Anfang in der Tasche habe.

(rei)
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