Wülfrath Galerie ist der Guckkasten der Kalkstadt

Wülfrath · Die Gruppenausstellung des Kunstkollegs International (KKI) ist noch bis zum 5. Januar im Rathaus zu sehen.

 Unter dem Motto "Märchen, Sagen, Wirklichkeit" präsentiert das Kunstkolleg International derzeit im Wülfrather Rathaus seine neue Ausstellung.

Unter dem Motto "Märchen, Sagen, Wirklichkeit" präsentiert das Kunstkolleg International derzeit im Wülfrather Rathaus seine neue Ausstellung.

Foto: Achim Blazy

Zeitiges Bemühen ist schon angesagt, möchten Kunstschaffende in der Stadtgalerie im Rathausfoyer ausstellen. Von der Hängung bis zum Eintritt ist hier zwar alles kostenfrei, doch ist der Schauort so beliebt, dass stets eine Warteliste bis weit ins neue Jahr verweist, erläutert Anja Haas vom Amt für Wirtschaftsförderung. Die Initiative zum kommunalen Ausstellungsort kam im Jahre 1975 vom späteren Ehrenringträger Anjo Jacobs, der damals emsig VHS-Malkurse gab und als Kunstlehrer in den hiesigen Schulen wirkte. Inzwischen gibt es mit der Sparkasse, der Kulturkirche, dem Café Schwan oder auch dem Mettmanner Rathaus einige lokale Präsentationsplätze.

Jacobs Grundgedanke war, dass Laien ihre Werke überhaupt einmal zeigen können sollten. Die Stadt nahm das budgetneutrale Ansinnen gerne an, stellte hierfür ihre "Galerie" zu Verfügung. Der Name war mehr architektonisch als kunstsinnig gemeint, denn es handelte sich um das geräumige Treppenhaus des ehemaligen Rathauses an der Goethestraße. Wer Kunst sehen wollte, musste Treppen steigen, denn der Aufzug fuhr stur vorbei.

Die heutige Galeristin Haas kam in den 80er Jahren als Auszubildende ins Rathaus, wo bald ganz unverhofft die Ausstellungsorganisation ihrem Fachbereich zugeteilt wurde: "Es macht mir Freude, weil sich die Künstler so freuen, ihre Sachen hier zeigen zu können." Mit dem Umzug der Verwaltung vor gut zehn Jahren in das vormalige Hauptquartier von Rheinkalk verortete sich auch die Galerie frisch. Für den Neustart gleichwohl wurde in Stellwände und Wandleisten investiert und die Galerie so zum Entrée der Stadt. Im kommenden Frühjahr soll die enge WG mit dem Bürgerbüro jedoch aufgelöst werden. Dessen Mitarbeitern wurde es wegen der nervös aufspringenden Automatik der Eingangstür im Winter deutlich zu kühl.

Nach den Osterferien bekommen sie abgetrennte Empfangsräume. Vor den Bauarbeiten, zu denen auch die Galerie pausieren wird, gibt es noch zwei Schauen.

Für den 26. Februar hat das Offene Atelier der Bergischen Diakonie eine Vernissage angekündigt, die oft mit tollen Musikbeiträgen gekrönt sind. Aktuell läuft die Gruppenschau des Kunstkollegs International (KKI). Eingebürgert hat sich, dass das KKI den Jahresabschluss der Galerie gestaltet. Es ist bereits deren 42. Ausstellung, welche noch bis zum 5. Januar zu den Öffnungszeiten des Rathauses unter dem Titel "Märchen, Sagen, Wirklichkeit" zu bestaunen bleibt. Zur Eröffnung, der gleich einem Klassentreffen entgegen gefiebert wurde, waren erneut alle Künstler vertreten. Gundula Schaefer hat ihre Beiträge bewusst klar kindgerecht gestaltet. Die Geschichten auf ihren Bildern kennen alle, und doch assoziiert jeder Betrachter andere Erinnerungen dazu. Edda Glesel konzipierte ebenfalls klassisch, konzentriert sich aber mehr auf sagenhafte Phänomene wie weckende Prinzenküsse. Die Mär-Illustration in unsere Zeit katapultiert hat Yvonne Lutterkordt mit leuchtfunkelnden Filtern. Maria Stalder, sonst entweder als Dichterin oder Malerin bekannt, bringt diesmal beides zusammen. Von Grunde neu erschaffen wurde die Gattung der poetischen Objektbeschilderung durch Cornelia Conrad. Einem ihrer Stücke gibt sie dies alles klärende Label: "Keramik, aufgebaut, glasiert und umrandet."

Treu sind in der Galerie vor allem die Künstler, von denen viele, wie auch die Schüler der Real- und Sekundarschule, immer wieder gerne präsent sind. Stets wandelnd zeigt sich hingegen die Kunst, die hier manchmal auch Käufer findet, berichtet Haas: "Da die Künstler an ihren Werken hängen, sind sie genauso glücklich, wenn sie nicht verkauft wurden." Jede Spielart der Gestaltung vom Fotomonitor bis zur raumgreifenden Installation hat die Galerie schon gesehen. Haas, die in ihrem Büro ein Galeriearchiv hegt, kann mit gutem Gewissen behaupten: "Vielfalt ist zwar ein Wort, das sich schnell abnutzt, aber hier gibt es wirklich Vielfalt zu sehen."

(lard)
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