Wülfrath Flüchtlinge lernen in internationaler Klasse

Wülfrath · Am Gymnasium bemühen sich überwiegend Syrer und Afghanen um den Anschluss. Viele sind hochmotiviert.

 Schulleiter Joachim Busch übt Deutsch mit der internationalen Klasse am Gymnasium Wülfrath. Zehn Minderjährige besuchen seit Februar die Schule.

Schulleiter Joachim Busch übt Deutsch mit der internationalen Klasse am Gymnasium Wülfrath. Zehn Minderjährige besuchen seit Februar die Schule.

Foto: Dietrich Janicki

Ehrgeizig, konzentriert und mit hohen Anforderungen an sich selbst: So beschreibt Joachim Busch seine neuen Schüler, die er seit mittlerweile zwei Monaten in der so genannten "Internationalen Klasse" unterrichtet. Allerdings klingt auch ein Satz in den Berichten des Schulleiters immer mit, wenn es um den Unterricht für Flüchtlinge am Gymnasium geht: "Es ist eine Herausforderung".

Was damit gemeint ist, wird schnell klar: Die Jugendlichen sind extrem motiviert, wollen alles möglichst schnell bewältigen und sind dennoch mit der hiesigen Schulpraxis nicht vertraut. Hinzu komme, dass nicht alle eine schulische Vorbildung genießen konnten und einige quasi bei Null anfangen müssen. "Wir haben zwei Analphabeten in der Klasse", spricht Joachim Busch über diejenigen, denen die Eingewöhnung am schwersten fallen dürfte.

Die Kommunikation mit den überwiegend syrischen und afghanischen Jugendlichen funktioniere derzeit noch mit Händen und Füßen. Allerdings sei jetzt schon zu beobachten, dass es mit der deutschen Sprache ziemlich schnell vorangehe. Und nicht nur das: Einige der neuen Schüler wollen unbedingt und möglichst schnell auch in den Regelklassen unterrichtet werden. Dafür gebe es bislang jedoch noch kein praktikables Konzept, so Busch. Zudem gebe es etliche Schwierigkeiten im organisatorischen Bereich, die einer fachbezogenen Beschulung in Regelklassen derzeit noch entgegenstehen. Dazu gehöre zum einen die Klassenstärke, die mit über 30 Schülern ohnehin an ihre Grenze stoße. Ein anderer Grund sei die räumliche Enge. "Wir konnten nur mit Mühe einen Klassenraum für die "Internationale Klasse" freischaufeln", so der Schulleiter.

Eine Herausforderung sei der Unterricht dieser Klasse auch für das Lehrpersonal. "Das Verhältnis zu den Schülern ist sehr intensiv, das hält man nicht lange aus", erklärt Joachim Busch, warum sich mehrere seiner Kollegen abwechseln, obwohl eigens eine zusätzliche Vollzeitstelle geschaffen wurde, die über Landesmittel finanziert wird. Unterrichtet werden die jugendlichen Flüchtlinge, die überwiegend unbegleitet - also ohne ihre Familie nach Deutschland gekommen sind - in den Fächern Deutsch, Biologie, Musik, Kunst und Sport. Einige wollen unbedingt noch Mathe lernen - und das eben möglichst in einer der Regelklassen. "Dann hätten wir 17-Jährige in einer 6. Klasse sitzen, weil sie die Bruchrechnung nicht können", spricht der Schulleiter darüber, welche konkreten Hürden zukünftig bewältigt werden müssen.

Schwierig sei es anfangs übrigens auch mit den Hausaufgaben gewesen. Auch diejenigen, die in ihren Heimatländern schon eine Schule besucht hätten, seien damit oftmals nicht vertraut. "Das Lernen war mit dem Schulunterricht beendet", erklärt Joachim Busch, warum es anfangs schwierig gewesen sei, seine neuen Schüler an die eigenständige Nachmittagsarbeit zu gewöhnen. Grundsätzlich seien die Jugendlichen jedoch eher übermotiviert und hätten die Erwartung, dass es möglichst zügig vorangehen solle mit den Lernfortschritten.

Wer den Unterricht stört, werde in der Gruppe ziemlich schnell gemaßregelt. "Das kennen wir ja üblicherweise eher so, dass der Störenfried noch Beifall bekommt", weiß Busch.

Zukünftig wird es nun also vor allem darum gehen, in vielerlei Hinsicht zueinander zu finden und Konzepte zu entwickeln, innerhalb derer auch die soziale Integration gelingen kann. Maximal zwei Jahre werden die Jugendlichen die "Internationale Klasse" besuchen. Danach muss eine Empfehlung ausgesprochen werden, um zu schauen, wo es wie weitergehen kann.

(RP)
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