Wülfrath/Schöller Dunkle Wolken über der Gemeinde

Wülfrath/Schöller · In Schöller wird es keinen neuen Pfarrer geben. Damit muss sich die evangelische Gemeinde neu aufstellen. Eine Fusion mit der ebenfalls reformierten Gemeinde in Gruiten ist in der Diskussion.

 Die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde in Schöllerist ein willkommener Ruheort für Wanderer - und das soll auch so bleiben. RP-Fotos: Mikko Schümmelfeder

Die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde in Schöllerist ein willkommener Ruheort für Wanderer - und das soll auch so bleiben. RP-Fotos: Mikko Schümmelfeder

Foto: Mikko Schümmelfelder

Sie ist die älteste reformierte Gemeinde im Kirchenkreis Niederberg. Und dazu auch noch die älteste evangelische Kirchengemeinde im Bergischen Land. Luther hatte vor 500 Jahren gerade seine 95 Thesen an die Türe der Wittenberger Schlosskirche genagelt, als nur wenig später auch in Schöller im Luther´schen Sinne von der Kanzel gepredigt wurde. Im Jahre 2030 hätte man dort das 500-jährige Bestehen feiern können. Nun allerdings ist klar: Daraus wird nichts, die Schölleraner Gemeinde wird es bald schon nicht mehr geben.

 Martin Bäßler (l.) vom Presbyterium und Superintendent Jürgen Buchholz vom Kirchenkreis Niederberg vor dem Taufstein in der Kirche in Schöller.

Martin Bäßler (l.) vom Presbyterium und Superintendent Jürgen Buchholz vom Kirchenkreis Niederberg vor dem Taufstein in der Kirche in Schöller.

Foto: Mikko Schümmelfelder

Angekündigt hatte sich eine solche Entwicklung schon länger. Denn es gab eine Besonderheit, die der mit etwa 320 Mitgliedern recht kleinen Kirchengemeinde bis vor wenigen Jahren die Pfarrstelle gesichert hatte. Der jeweils amtierende Pfarrer hatte zusätzlich eine halbe Dozentur an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal inne. Als die wegfiel, musste neu überlegt werden. Und ziemlich schnell war klar, dass die Lage zunehmend schwierig werden würde. Hinzu kam der Sparzwang der Landeskirche und als nun auch noch die bislang amtierende Pfarrerin eine neue Stelle antrat, stand die Entscheidung fest: Es wird keinen Nachfolger mehr geben und damit steht die Gemeinde vor der Auflösung. "Zuvor hatte das Landeskirchenamt unseren Antrag auf die Weiterführung der Pfarrstelle abgelehnt", spricht Martin Bäßler vom Presbyterium über den Moment, von dem an das Schicksal der Gemeinde besiegelt war.

"Es war aussichtslos, allein weiterzumachen", sagt auch Superintendent Jürgen Buchholz. Gemeinsam sei man nun auf der Suche nach Möglichkeiten, um den Gemeindemitgliedern in Glaubensdingen eine neue Heimat geben zu können.

Dabei geriet offenbar ziemlich schnell die ebenfalls reformierte Gemeinde in Gruiten in den Fokus. Dorthin gibt es mit einem gemeinsamen Pfingstgottesdienst und einem Posaunenchor bereits gute Verbindungen. Ein erstes gemeinsames Gespräch hat es bereits gegeben, weitere sollen schon bald folgen. "Noch ist nicht klar, ob sie auch zum Ziel führen werden", lässt Buchholz deutlich werden, dass die geplante Fusion noch längst keine ausgemachte Sache ist. Naturgemäß gibt es vor einem solchen Schritt viele Fragen.

Gibt es finanzielle Risiken? Was kommt auf Gruiten zu? Was bringt Schöller mit? Die Suche nach Antworten hat gerade erst begonnen. Eines jedoch ist für das Schölleraner Presbyterium bereits jetzt klar: Es soll kein Aufsaugen der einen Gemeinde durch die andere sein. "Es muss etwas gemeinsames Neues entstehen", sagt Martin Bäßler. Auch beim Kirchenkreis Niederberg lässt man keinen Zweifel daran, unbedingt eine gute Lösung finden zu wollen. "Es wird nicht das Ende der Gemeinde sein, sondern einfach nur ein anderer Weg", so Jürgen Buchholz.

Geplant ist die Fusion frühestens zum Jahresbeginn 2019. Bis dahin muss in vielerlei Hinsicht improvisiert werden. So wird ein Pfarrer aus dem Kirchenkreis vorübergehend die seelsorgerischen Aufgaben übernehmen und Ansprechpartner für Taufen und Beerdigungen sein. Die tagsüber geöffnete Kirche ist seit jeher ein willkommener Ruheort für Wanderer - und das soll auch so bleiben.

Zumindest bis zum Jahresende werden dort auch die sonntäglichen Gottesdienste stattfinden. "Wir wollen die Schöllerkirche unbedingt lebendig erhalten", verspricht Jürgen Buchholz.

(magu)
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