Wülfrath Caritas setzt auf Streetworkerinnen

Wülfrath · Die Leiterin der Suchtberatung erstattete ihren Jahresbericht. 397 Personen suchten Unterstützung.

Sie stehen häufig auf dem Parkplatz Am Diek. Oder unterhalb der Wasserwelt: Jugendliche und junge Erwachsene, die regelmäßig Alkohol oder auch verbotene Rauschmittel konsumieren. Die Szene. Ute Proschinski und Lilian Fischer halten den Kontakt zu diesen Gruppen. Wer in der Zukunft glaubwürdig Hilfe anbieten will, muss erst einmal das Vertrauen des Gegenübers gewinnen. Ute und Lilian sind Streetworkerinnen der Caritas Suchtberatung. Jetzt stellten sich die beiden Frauen dem Ratsausschuss für Gesellschaft und Soziales vor. Denn die Sozialarbeiterinnen schließen seit Oktober in Wülfrath eine Lücke, die sich in den Monaten zuvor aufgetan hatte; unter anderem durch eine Krankheit des Vorgängers.

"Wir sind sehr froh darüber, dass diese beiden ihre Arbeit aufgenommen haben", sagte Katja Neveling, die Leiterin der Caritas-Suchtberatung, die sowohl in Mettmann als auch in Wülfrath antritt, um Menschen aus dem Dunstkreis von Szene und Drogen herauszuführen. Das ist niemals ein leichter und oftmals ein verschlungener Weg.

"Er beginnt häufig damit, dass sich die Betroffenen einen neuen Personalausweis besorgen", berichtete Katja Neveling den Politikern. im Sozialausschuss. Denn ohne dieses Dokument lassen sich keine staatlichen Hilfen beantragen, gibt es weder eine Wohnung noch eine Arbeitsstelle. Die Pädagogen, Psychologen und Sozialarbeiter der Caritas Suchthilfe begleiten auf Wunsch Menschen, die eine neue Ordnung in ihr Leben bringen wollen. Oder auch jene, die nach einem ersten Kontakt auf Abstand zu Rauschmitteln und den strikten Spielregeln der Szene drumherrum gehen wollen. 397 Personen suchten im Jahr 2017 das Gespräch der Caritas Suchtberatung; 151 davon stammten aus Wülfrath. Der Frauenanteil lag bei rund 35 Prozent.

Neben solchen Einzelberatungen und der aufsuchenden Arbeit der Streetworkerinnen vermittelt die Caritas Suchtberatung eine Menge Wissen. Der Prävention, der Vorbeugung vor einem Abgleiten in die Drogenabhängigkeit und -kriminalität gilt ein weiterer Hauptaugenmerk der Arbeit. Hier zeigt es sich, dass die Suchtberatung von den Städten Mettmann und Wülfrath nicht gerade üppig ausgestattet wird. Eine Kraft, die auf einer Viertelstelle sitzt, spricht mit Mädchen und Jungen aus den Klassen sieben bis neun. Zu diesem Zeitpunkt, in der Pubertät, geraten viele Klienten auf eine schiefe Bahn. Zusammen mit dem sozialpsychiatrischen Dienst in Mettmann und demnächst auch in Velbert - zuständig für Wülfrath - will die Leiterin der Caritas-Suchtberatung Brücken bauen zurück in ein bürgerliches Leben. An dieser Stelle hakte im Sozialausschuss der Erste Beigeordnete der Stadt Wülfrath, Rainer Ritsche, mit einer Frage ein: "Warum müssen Sie erst Kontakte zum sozialpsychiatrischen Dienst in Velbert aufbauen? Das ist eine Kreisaufgabe, die wir über die Kreisumlage mitfinanzieren - also als Stadt Wülfrath auch einen Anspruch auf diese Unterstützung haben!"

(RP)
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