Stadt Willich Zieht das Stadtarchiv doch nach Dülken?

Stadt Willich · In die Frage, ob die Willicher Archivalien in der Stadt bleiben sollen, kommt wieder Bewegung.

 Willichs Stadtarchivar Udo Holzenthal und Mitarbeiterin Marlene Mathes zeigen historisch bedeutsame Archivalien.

Willichs Stadtarchivar Udo Holzenthal und Mitarbeiterin Marlene Mathes zeigen historisch bedeutsame Archivalien.

Foto: Wolfgang Kaiser

Eigentlich ist die Entscheidung längst gefallen, dass das Willicher Stadtarchiv nicht ins neue Kreisarchiv ziehen wird, das bis 2020 in Dülken gebaut werden soll. Das hatte der Willicher Stadtrat im vergangenen Jahr so beschlossen. Zu zufrieden ist man mit der Arbeit von Stadtarchivar Udo Holzenthal und Mitarbeiterin Marlene Mathes, zudem spricht die unmittelbare Nähe des Archivs zu den weiterführenden Schulen in Schiefbahn dafür, es in der Stadt Willich zu belassen. Auch die fruchtbare Kooperation mit den Heimatfreunden will man nicht gefährden. Doch nun flammt die Diskussion, ob das Stadtarchiv nicht doch nach Dülken ziehen sollte, erneut auf. Denn Landrat Dr. Andreas Coenen lässt nicht locker.

Willich hätte das Kreisarchiv gern in der eigenen Stadt gehabt, und dann hätte man die eigenen Archivalien auch gern in dieses überführt. Doch der Kreistag entschied sich für Dülken als Standort. Die Folge: Der Willicher Stadtrat beauftragte die Stadtverwaltung, Gespräche zu führen, wie die Willicher Archivalien von vor 1970, die sich noch im derzeitigen Kreisarchiv in Kempen befinden, nach Willich zurückgeholt werden können. "Diese Gespräche sollen jetzt offener geführt werden", sagt Johannes Bäumges, CDU-Fraktionsvorsitzender im Willicher Stadtrat, im Gespräch mit unserer Redaktion. Heißt: Es soll nun auch ergebnisoffen geprüft werden, ob die Willicher Archivalien nicht doch nach Dülken könnten - allerdings nicht ohne Bedingungen. Thema soll dies wohl in der Stadtratssitzung im Mai sein.

In einem Gespräch am 20. Januar zwischen Willichs Bürgermeister Josef Heyes, dem Ersten Beigeordneten Willy Kerbusch, Landrat Coenen und Kreisdirektor Ingo Schabrich baten Heyes und Kerbusch Coenen darum, die aus seiner Sicht bestehenden Möglichkeiten der Archivführung in einem Brief aufzuzeigen. Dieser Brief ist nun da.

Nach wie vor sichert Coenen zu, dass das bisherige Personal des Willicher Stadtarchivs übernommen wird - und es solle sich weiterhin um die Willicher Archivalien kümmern. Zudem solle Willichs Archivar in die Fortschreibung des archivpädagogischen Konzeptes sowie in die Konzeption der Archivausrichtung insgesamt eingebunden werden. Auch die Bildungsarbeit an Willcher Schulen und die Unterstützung der Heimatvereine sollen aufrechterhalten werden, so der Landrat. "So werden eigene Gruppenarbeitsräume für Schulklassen und Räumlichkeiten für Heimatvereine mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung stehen." Profitieren könnten diese Nutzergruppen auch von der Vielzahl der Archivalien im Kreisarchiv. "Auch die Willicher Heimat- und Familienforscher könnten so in Zentralbeständen nachsehen, ohne das Archiv wechseln zu müssen." Ein weiteres Bonbon, mit der der Landrat die Willicher überzeugen will: "Ich beabsichtige, diese Möglichkeiten durch die Digitalisierung von Archivgut auszuweiten."

Die Schulen sollen künftig weiterhin von Archivmitarbeitern mit einem "Archivkoffer" besucht werden, aber die Bildungsarbeit soll auch neue Wege gehen. So will Landrat Coenen ein "Archiv-Shuttle" anbieten. Mit diesem Bus-Service soll für Schulen der kostenfreie Besuch des Archivs in Dülken möglich sein. Der jetzige Willicher Stadtarchivar soll künftig auch in einem bestimmten Rhythmus vor Ort in Willich eingesetzt werden, um dort die Heimat- und Geschichtsvereine zu betreuen. "Der Kreis ist bereit, eine solche aufsuchende Arbeit bei Bedarf dauerhaft vorzuhalten", so der Landrat, der dem Wunsch, in Willich eine Zweigstelle des Kreisarchivs einzurichten, allerdings eine Absage erteilt - "würde dies doch die Vorteile eines Zentralarchivs in fachlicher und wirtschaftlicher Hinsicht konterkarieren". Er bietet aber an, dass bestimmte, für die Stadt bedeutende Dokumente in separaten Räumen auf Willicher Stadtgebiet vorgehalten werden.

Johannes Bäumges möchte nun, dass in der Willicher Politik darüber beraten wird, ob man auf das Angebot des Landrats eingehen soll. Bedenken müsse man, dass Willich, wenn es sein Stadtarchiv behielte, doppelt zahle: für sein eigenes Archiv und über die Kreisumlage für das Kreisarchiv. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Donath hatte schon in seiner Haushaltsrede Ende des vergangenen Jahres gesagt, man müsse sich fragen, ob getroffene Entscheidungen richtig seien: "Haben wir, getrieben von dem Wunsch, das Kreisarchiv nach Willich zu holen, am Ende wirklich alles richtig gemacht? Ist die zu dem Zeitpunkt getroffene Entscheidung, die Altbestände nach Willich zu holen, auch nach der Entscheidung zugunsten von Viersen noch richtig? Können wir die Altbestände überhaupt so lagern, wie es erforderlich ist?"

(RP)
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